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Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition)

Titel: Düsteres Verlangen: Die wahre Geschichte des Victor Frankenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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keine Wahl.
    »Ich brauche euch beide, ihr müsst mich halten«, sagte ich. »Er ist zu stark!«
    »Komme!«, sagte Konrad und …
    Genau in diesem Moment ruckte die Spitze seiner Angel tief nach unten und seine Spule drehte sich rasend schnell.
    Mir fiel auf, dass unsere Schnüre in dieselbe Richtung gezogen wurden.
    »Er hat unsere beiden Haken geschluckt!«, schrie Konrad.
    Ich spürte, wie der Zug an meiner Angel etwas nachließ. Ich war erleichtert.
    »Jetzt muss er es mit uns beiden ausfechten!«, sagte ich.
    »Die Frankenstein-Jungs holen ihn ein!«, johlte Konrad. »Der soll sich ruhig austoben, bis er müde wird.«
    »Sehr gut!«, sagte ich und ein großes Hochgefühl überkam mich. Ich dachte nicht mehr an Elizabeth oder meine Eifersucht, sondern arbeitete nur noch mit meinem Zwillingsbruder zusammen.
    »Ich glaube, er wird langsamer«, meinte Konrad nach ein paar Minuten.
    »Jetzt ganz vorsichtig«, sagte ich und wir beide verstärkten den Zug über unsere Spulen. Meine Füße fühlten sich nass an, und als ich nach unten blickte, sah ich wieder, dass sie fast im Wasser standen.
    »Konrad«, sagte ich und mein Herzschlag beschleunigte sich. »Das Wasser steigt.«
    »Was?« Verwirrt blickte er zu mir herüber und dann auf seine Stiefel, die bis zu den Knöcheln nass waren.
    Nun merkte ich, dass wir, ohne es zu merken, bis zur Rückwand der Höhle zurückgewichen waren. Es gab nicht mehr viel Raum, wohin wir uns zurückziehen konnten.
    »Sieht so aus, als würde der Teich sich von unten her auffüllen«, sagte Elizabeth. »Der Wasserfall …« Sie beeilte sich, unsere Rucksäcke ins Trockene zu hieven.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit«, meinte Konrad. »Das Wasser steigt schnell.«
    »Wenn es über die Kante fließt«, sagte Elizabeth, »läuft der Tunnel voll.«
    »Temerlin hat das nicht erwähnt«, murmelte ich vor mich hin. Aber ich musste daran denken, wie nass der Boden und die Wände bei unserer Ankunft gewesen waren. Das war keine Ausnahmeerscheinung.
    »Gleich haben wir den Fisch«, sagte ich und lehnte mich zurück, um seine Kraft zu testen.
    »Er wird eindeutig müde«, stimmte Konrad zu.
    »Da ist er!«, schrie Elizabeth mit ausgestreckter Hand.
    Wieder schimmerte das Blau unter der Oberfläche auf, der Fisch durchbrach den Wasserspiegel für einen Augenblick und zum ersten Mal sahen wir ihn in voller Größe. Ich schluckte.
    »Über zwei Meter!«
    »Aber wir kriegen ihn!«, sagte Konrad. »Er kämpft nicht mehr. Holen wir ihn rein!«
    Doch blitzartig verschwand der Quastenflosser außer Sicht, Konrads Schnur riss und die ganze Kraft des Fischs lag nun in meinen Händen. Instinktiv und ohne zu denken griff ich meine Angelrute fester und wurde sofort von der Felskante gerissen. Rund sechs Meter schleuderte ich durch die Luft und klatschte dann in den Teich.
    Die Kälte traf mich wie ein Schlag mit dem Hammer. Ich schaffte es gerade noch, den Kopf über Wasser zu halten und nach Luft zu schnappen. Ich fühlte mich wie ein Schiff, das, im Eis eingeschlossen, langsam zerdrückt wird. Die Angelrute hielt ich längst nicht mehr in den Händen. Nur schwach nahm ich wahr, dass mein Name gerufen wurde, von überall hallten Stimmen. Kleider und Stiefel waren schwer von Wasser. Unbeholfen wandte ich das Gesicht zum Ufer, zu den Laternen, zu Konrad und Elizabeth.
    Ich versuchte, Wasser zu treten, doch meine Beine bewegten sich kaum. Waren sie schon so taub? Dann spürte ich, wie sich etwas schmerzhaft straff um meine Beine zog, und ich begriff, dass sie von der Angelschnur umschlungen waren, die der kreisende Quastenflosser hinter sich herzog. Ich bewegte meine durchnässten Arme durchs Wasser und schlug mit meinen Beinen auf und nieder wie mit einem Fischschwanz.
    »Victor! Nicht bewegen!«, schrie Elizabeth.
    »Was?«, brachte ich keuchend zwischen meinen klappernden Zähnen hervor.
    »Er denkt sonst, du bist ein Tintenfisch. Sie fressen Tintenfische!«
    Entsetzt blickte ich mich um. Und dann plötzlich schoss er an mir vorbei, keinen halben Meter entfernt. Seine Länge war eine Sache, aber seine Breite machte mir noch mehr Angst. Wie viel konnte er verschlingen? Es schien ewig zu dauern, bis er vorbei war, und dann fing er wieder an zu kreisen.
    »Konrad!«, schrie ich. »Mein Degen!«
    Ich sah, wie er durch meine Sachen wühlte und den Degen packte. Dann warf er ihn. Die Klinge blitzte im Licht der Laternen auf, und ich erwischte den Griff mit der Hand, die eher einer kalten Klaue glich.
    »Victor, ich

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