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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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schnell wie möglich weg. Sie hatte Angst vor den Russen. Sie ist also wieder nach Warendorf gegangen, zu ihren Eltern. Und das Kind hat sie einfach zurückgelassen. Der Krieg war schließlich vorbei, und Otto Schulte-Stein, der Nazibürgermeister, hatte keine Macht mehr über sie. Ihr konnte nichts passieren. Aber was wurde aus dem Kind? Hat Ilse sich darum gekümmert?«
    »Beinahe, Carl. Nicht schlecht. Ilse und Frau Deutschmann haben das Kind in Sicherheit gebracht. Auf dem Hof wollte sich keiner mehr darum kümmern. Es wurde einfach sich selbst überlassen.«
    »Anna wäre bereit gewesen, es sterben zu lassen«, sagte Carl. »Also haben die beiden Frauen es von dort weggebracht. Ist es in ein Heim gekommen, oder haben sie eine Familie gefunden? Was ist aus dem Mädchen geworden? Wo ist das Kind heute? Lebt es noch? Etwa hier in Düstermühle?«
    »Hast du es noch nicht verstanden, Carl? Der Hof bleibt in unseren Händen. Keiner wird ihn uns wegnehmen. Und du schon gar nicht.«
    »Aber dieses Kind von damals muss doch irgendwo weitergelebt haben. Wir alt wäre es heute? Siebzig Jahre.«
    Die Stimmung änderte sich plötzlich. Manfred wollte nicht mehr sprechen, sondern die Sache hinter sich bringen.
    »Der Hof gehört uns und sonst keinem. Hast du das verstanden? Niemand wird hier irgendwelche Ansprüche stellen können.«
    »Ilse kennt die Wahrheit«, wandte Carl ein. »Und sie lebt. Was, wenn sie sagt, wohin sie das Kind damals gebracht haben?«
    »Ilse hat den Verstand verloren. Was immer sie sagt, es spielt keine Rolle. Selbst du hast die Zusammenhänge nicht sofort erkannt. Kein Mensch wird dahinterkommen, wovon sie faselt, wenn es um ein Kind geht, das versteckt werden soll.«
    Er hob den Lauf und richtete ihn wieder direkt auf Carls Brust. »Hätten deine Nachbarn meinen Vater nicht getötet, wären wir jetzt nicht hier, Carl. Das solltest du nicht vergessen. Ihnen hast du es zu verdanken, dass es so gekommen ist. Wir haben nur gesehen, wie das Geheimnis plötzlich ans Licht drängte.«
    Carl spürte seinen Herzschlag. Sollte das wirklich das Ende sein? Er hatte keine Chance, unbemerkt an sein Handy zu gelangen, und wahrscheinlich war es dafür auch längst zu spät. Er musste sich etwas anderes einfallen lassen.
    »Willst du mich etwa erschießen, Manfred? Hier in deiner Scheune? Selbst wenn du sagst, du hättest mich für einen Einbrecher gehalten. Die Polizei wird sich wundern, weshalb ich hier war. Sie werden Fragen stellen.«
    »Keine Sorge, da fällt mir schon was Besseres ein.«
    Blitzschnell drehte er die Waffe um, umklammerte den Lauf und stieß den Schaft in Carls Oberkörper. Der Schlag hatte eine ungeahnte Kraft. Carl hörte eine Rippe brechen. Er fiel nach hinten und landete auf dem Boden. Wieder brach ein Knochen in seinem Körper. Dann flammten die Schmerzen auf. Sie raubten ihm beinahe den Verstand. Er blieb reglos am Boden liegen. Versuchte sich zu konzentrieren, um nicht ohnmächtig zu werden.
    »Nachts spazieren zu gehen ist gefährlich in deinem Alter, Carl. Was, wenn du oben am Rand der Kiesgrube gestanden hättest? Da kann man schnell abrutschen. Der Sturz in die Tiefe, ich weiß nicht. Für einen Mann in deinem Alter kann so etwas tödlich ausgehen.«
    Manfred stellte sich über ihn. »Du warst schlau, Carl, aber nicht schlau genug. Zeit, Lebewohl zu sagen. Es ist so weit.«
    Dann holte er aus und schlug erneut zu.
    Antonius steuerte den Wagen auf den Hof von Schulte-Stein. Das Wohnhaus war hell erleuchtet, hinter den hübschen Sprossenfenstern brannte überall Licht. Es wirkte sehr einladend. Natürlich war es hier schöner als auf seinem kleinen Hof. Aber das wusste er ja vorher schon. So etwas konnte er Helga eben nicht bieten.
    Er hielt vor dem Haus. Die Tür öffnete sich, und Susanne erschien auf der Freitreppe. Die Kinder tauchten ebenfalls auf und liefen auf sein Auto zu. Er bemerkte die Metallrampe, die sich neuerdings am Rande der Treppe befand. Sie waren also schon auf Helgas Kommen eingerichtet. Er stieg aus, ging zum Kofferraum und holte den Rollstuhl hervor. Die Handbewegungen, mit denen er ihn aufbaute, waren vertraut. Er beherrschte sie längst im Schlaf. Dann ging er zum Beifahrersitz und half Helga in den Rollstuhl. Auch das ging ohne große Kraftanstrengung. Sie waren eben ein eingespieltes Team.
    »Ihr seid früh«, sagte Susanne. »Ich stehe noch in der Küche. Aber kommt ruhig herein.«
    »Sei mir nicht böse, Susanne«, sagte Antonius. »Aber ich bringe nur

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