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Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition)

Titel: Düstermühle: Ein Münsterland-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht.«
    »Bleibt also die Frage, wer auf dem Foto abgebildet war. Zwei Menschen im Garten, das hat Rosa mir gesagt. Und ich glaube auch zu wissen, wer diese beiden Menschen waren.«
    »Ach ja? Wer denn?«
    »Rudolph und seine damalige Verlobte, Lisbeth. Wenn ich mich recht erinnere, hieß sie mit Nachnamen Opholz. Lisbeth Opholz. Sie stammte aus Münster. Was ist wohl aus ihr geworden? Ist sie in den Kriegswirren umgekommen?«
    Er hoffte, Manfred würde ihm eine Antwort geben. Aber das tat er nicht. Er hörte nur zu und hielt dabei die Waffe im Anschlag. Vermutlich würde er abdrücken, sobald Carl mit seinem Teil der Geschichte fertig war. Er musste sich etwas einfallen lassen, und zwar schnell. Um Zeit zu gewinnen, redete er weiter.
    »Wenn ich mich nicht täusche, haben Rudolph und Lisbeth während des Kriegs geheiratet, kurz bevor er gefallen ist. Eine Stahlhelmtrauung, wie das damals genannt wurde. Das war eine Fernheirat, bei der im Standesamt am Platz des Bräutigams ein Stahlhelm lag. Rudolph hat nicht mal seinen nächsten Fronturlaub abgewartet. Damals habe ich mich darüber sehr gewundert, weil das für jemanden in seiner Position und mit seinem Status nicht üblich war. Er hätte noch ein bisschen warten können, und dann wäre auf dem Anwesen ein großes Fest ausgerichtet worden. Schließlich wusste da noch keiner, dass es keinen weiteren Fronturlaub mehr geben würde. Sein Tod kam überraschend. Es muss also einen Grund für diese Fernhochzeit gegeben haben. Und ich glaube, ich kenne diesen Grund.«
    »Nur heraus damit«, sagte Manfred kühl.
    »Lisbeth war schwanger. Und Rudolph wollte sicher sein, dass alles seinen rechtmäßigen Weg gehen würde. Sie und das Kind sollten abgesichert sein, falls ihm an der Front etwas zustoßen würde. Und er wollte die Erbfolge sichern. Sein Kind sollte aus einer Ehe hervorgehen, damit es alle Rechte auf den Hof hatte. Also waren er und Lisbeth verheiratet, als er fiel. Aber was ist aus ihr geworden? Wieso ist sie damals nicht hergezogen, um ihr gemeinsames Kind und den Hoferben auf dem Anwesen aufzuziehen? Ist sie vielleicht tot?«
    Manfred wirkte unschlüssig. Sollte er sich auf das Spiel einlassen und Carls Fragen beantworten? Oder sollte er dem Ganzen ein Ende machen und abdrücken? Schließlich sank der Lauf der Jagdflinte ein paar Zentimeter abwärts.
    »Lisbeth hat wieder geheiratet«, sagte er. »Besonders lange hat sie Rudolph offenbar nicht nachgetrauert. Kurz vor Kriegsende hat sie die Ehe mit einem einflussreichen Nazi geschlossen. Mutter hat mal gesagt, Lisbeth hätte immer gewusst, wie sie sich einen Vorteil sichert.«
    Das war das letzte Puzzleteil.
    »Aber das Kind, das hat sie nicht mit in die neue Verbindung genommen«, stellte Carl fest. »So ist es doch, oder?«
    »Der Mann wollte es nicht haben. Das war seine Bedingung. Er wollte Lisbeth nur heiraten, wenn sie kinderlos in die Ehe kam. Sie hat das Kind also hergebracht, auf den Hof. Anna und Otto sollten sich darum kümmern.«
    »Aber wieso wusste keiner davon?«, fragte Carl. »In Düstermühle hat nach dem Krieg keiner mehr von einem Kind gesprochen. So etwas kann man doch nicht geheim halten. Schon gar nicht, wenn es sich um den Hoferben handelt.«
    »Das Kind hat nie im Herrenhaus gewohnt. Otto hat es einer Magd gegeben, und es lebte bei ihr im Gesindehaus. Die Magd kam nicht aus Düstermühle, sondern aus Warendorf. Deshalb haben die Leute zwar davon gesprochen, aber es hat sie nicht sonderlich interessiert. Es hieß, sie sei von einem Freier schwanger geworden. Sie hat viel Geld für ihr Schweigen bekommen.«
    »Otto ist es gelungen, dass nicht einmal John die Wahrheit erfährt? Der Patriarch wird doch wohl gewusst haben, was auf seinem Hof passiert. Er hätte nie geduldet, dass sein eigen Fleisch und Blut einer Magd untergeschoben wird. Das Kind war doch aus einer rechtmäßigen Verbindung hervorgegangen. Es wäre der Erbe gewesen.«
    »Mein Urgroßvater kannte den Grund für die überstürzte Heirat nicht. Aber sicher wird er sich seinen Teil gedacht haben. Und als das Kind auftauchte, konnte er sich den Rest zusammenreimen. Aber er hat sich nicht eingemischt. Offenbar hat er gebilligt, was Otto tat.«
    Carl verstand plötzlich. »Das Kind war ein Mädchen, richtig?«
    Manfred zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle?«
    Natürlich spielte das eine Rolle. Einen Jungen hätte John sicherlich anders aufgenommen. John hatte Lisbeth nicht als

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