Duett der Liebe
Unterricht.“
Er erwähnte nicht, dass sein Vater es zunächst darauf angelegt hatte, zu beweisen, dass Tyler nicht wirklich genügend Talent besaß. Als sich schnell herausstellte, dass im Gegenteil der Sohn den Vater um Längen überflügelte, folgte eine hitzige und sehr unerfreuliche Phase. Schließlich hatte sein Vater beschlossen, das Beste daraus zu machen und das Talent seines Sohnes zu nutzen, um sich die Träume zu erfüllen, für die seine eigene Begabung nicht reichte.
Achtzehn Jahre der Tyrannei folgten, in denen sein Vater die Triumphe seines Sohnes einheimste, während er ihn selbst gleichzeitig unterschwellig hasste. Erst nach dem Tod des Älteren hatte Tyler Frieden gefunden.
„Haben Sie je daran gedacht, aufzutreten?“ fragte Brooke.
Sein plötzlicher deutlicher Stimmungswechsel verschlug ihr beinahe die Sprache.
„Warum?“ fragte er knapp.
Da war sie wieder, die ewige Angst. Hatte sie ihn erkannt? Es war einige Jahre her, seit er große Konzerttouren gegeben hatte, weil er nach seiner Heirat mit Gina mehr Zeit mit ihr verbringen wollte. Und auch davor war er selten an der Westküste aufgetreten. Doch sie hatte in New York gelebt. Vielleicht würde sie die Verbindung herstellen zwischen dem, der er gewesen war, und dem, der er jetzt zu sein vorgab.
Brooke verstand nicht, warum ihre harmlose Frage eine solche Reaktion hervorrief. „Nun ja, Sie sagten, Ihr Vater war Berufsmusiker, deshalb dachte ich, Sie wären in seine Fußstapfen getreten.“
Erleichtert entspannte er sich wieder. „Nein, ich ziehe es vor, hinter den Kulissen zu wirken.“ Das zumindest war nicht gelogen. Bisher hatte er zwar nur Einzelpersonen unterrichtet, aber es war etwas, was ihm Spaß machte. Und er spielte viel lieber für einen kleinen Kreis als auf einer Bühne mit einem auf ihn gerichteten Scheinwerfer. „Es gibt mir viel, wenn ich jemandem den Weg zur Musik weisen kann.“
Das konnte sie aus eigener Erfahrung bestätigen. „Spielen die Mädchen auch?“
Es hatte eine Zeit gegeben, wo er beinahe ein zweites Klavier gekauft hätte, nur um wieder Frieden im Haus zu haben. Bethany und Tiffany prügelten sich beinahe um das Instrument, hauptsächlich, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Ja, mit unterschiedlichem Erfolg. Tiffany fällt es schwer, lange genug still zu sitzen, um die richtige Fingerhaltung zu lernen, aber Bethany und Stephany spielen beide recht gut. Besonders Stephany, was mich überrascht.“
„Warum?“
„Weil sie sich sonst oft nicht viel zutraut.“ Stephany war die Zarteste und Empfindlichste von den dreien. Als Letzte geboren, schien sie oft einen Schritt hinter den beiden anderen zurück zu sein.
„Vielleicht findet sie in der Musik ihre Ausdruckskraft“, sagte Brooke. „Wer weiß?
Vielleicht ist sie ein Genie.“
„Um Himmels willen.“
Es klang so entsetzt, dass Brooke sich wieder fragte, ob sie irgendetwas verpasst hatte.
Bevor sie jedoch nachfragen konnte, wechselte Tyler sehr geschickt das Thema und begann, ihr Fragen zu stellen. Über dem Aperitif und der Vorspeise erzählte sie ihm von ihrem Leben. Wie ihre Mutter gestorben war, als Heather und sie noch klein waren, und wie liebevoll ihr Vater sich um sie beide gekümmert hatte.
„Granny war immer zur Stelle, um einzuspringen, doch er setzte alles daran, so viel wie möglich selbst für uns da zu sein. Wir nannten ihn Superdad.“
Tyler hob sein Glas und prostete ihr zu. „Klingt nach einem tollen Kerl.“
„Oh ja, das war er.“ Sie stieß mit ihm an und lächelte. „Ich glaube wirklich, Sie beide hätten sich gut verstanden.“
Zumindest hätten wir uns gegenseitig unser Leid klagen können, dachte er. Laut sagte er: „Wieso denken Sie das?“
Es war einer der Hauptgründe, warum sie beschlossen hatte, seine Einladung anzunehmen. „Weil ich sehe, wie Sie ihre Töchter anschauen. Sie haben dieselbe Entschlossenheit wie er, es ihnen an nichts fehlen zu lassen. Die drei haben sehr viel Glück. Und es ist unübersehbar, dass sie Sie anhimmeln, so wie wir unseren Vater.“
„Danke, das hört man gerne. Manchmal fühle ich mich allerdings, als ob ich versuche, im Dunkeln den Weg zu finden, und mich immer wieder ins Gebüsch verirre.“
Er unterbrach sich und hob eine Augenbraue. „Aber wir sprachen über Sie. Wieso geht es jetzt schon wieder um mich?“
Unschuldig hob sie die Hände. „Das ist wohl der natürliche Lauf der Dinge bei einer Verabredung“, sagte sie. „Man redet über dies und das und
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