Duett der Liebe
„Ihre Großmutter machte den Eindruck, als wäre sie dieser monumentalen Aufgabe durchaus gewachsen.“
Brooke grinste, als entsprechende Erinnerungen in ihr aufstiegen. „Oh ja, da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Ich dachte nur, weil es so wirkt, als ob Sie eine sehr enge Verbindung zu den Mädchen haben…“
„Es wirkt nicht nur so“, korrigierte er leise. „Es ist eine Tatsache. Vielleicht liegt es daran, dass sie alles sind, was ich habe. Wenn ein Elternteil unerwartet stirbt, brauchen die Kinder den anderen umso mehr.“
Sie dachte an ihre eigenen traurigen Erfahrungen. „Ja, ich weiß.“
Endlich tauchte der Wagen auf. „Sie sprechen von Ihrem Vater?“
„Nein, von meiner Mutter. Sie starb, als ich noch klein war. Aber Sie haben Recht, der Tod meines Vaters hat mich auch tief geprägt.“ Traurigkeit breitete sich in ihr aus. „Als er starb, wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nie wieder sein kleines Mädchen sein würde. Das hat mich tief getroffen.“ Sie hob verlegen eine Schulter. „Das klingt jetzt wahrscheinlich ziemlich dumm.“
Tyler wurde plötzlich von dem Impuls überwältigt, sie in die Arme zu nehmen und zu halten, bis ihr Lächeln zurückkehrte. „Nein, überhaupt nicht.“
In diesem Moment hielt der Wagen vor ihnen, und das Gefühl ging vorüber.
Nachdem er dem Bediensteten ein Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte, hielt er Brooke die Tür auf und stieg dann selbst ein. „Mögen Sie französisches Essen?“
„Eine meiner heimlichen Leidenschaften.“
Noch etwas, was wir gemeinsam haben, dachte er, während er den Gang einlegte.
Am Wochenende war der Parkplatz von Le Fey Brigette stets hoffnungslos überfüllt, aber selbst an einem Wochentag musste Tyler etwas suchen, bis er parken konnte. Danach dauerte es noch einmal fünfzehn Minuten, bis sie zu einem Tisch geführt wurden.
Es war lange her, seit Brooke an einem so kleinen Tisch einem Mann gegenübergesessen hatte. Das Restaurant war stillvoll und gemütlich. Das Licht war gedämpft, und in der Mitte zwischen den beiden Speiseräumen befand sich eine Tanzfläche, hinter der eine Jazzband live spielte. Verführerische Düfte aus der Küche hingen in der Luft.
Als sie darauf wartete, dass ein Kellner kam, wurde Brooke wieder nervös. Es war absolut lächerlich, sich in ihrem Alter so zu fühlen, doch es ließ sich nicht ändern. Der Mann ihr gegenüber war einfach zu attraktiv, und die Narben, die sie in ihrer gescheiterten Ehe davongetragen hatte, waren noch zu frisch.
Mit ihm in einer so intimen Atmosphäre allein zu sein, machte sie außerdem unruhig, so als warte sie auf etwas. Ob auf etwas Angenehmes oder Unangenehmes, hatte sie noch nicht entschieden.
Das Schweigen, das zwischen ihnen entstanden war, machte die Situation nicht besser. Brooke erinnerte sich an Heathers Ratschlag, ihn dazu zu bringen, über sich selbst zu sprechen. Zu verlieren hatte sie nichts, also sagte sie: „Ich würde gerne mehr über Sie wissen.“
Sein plötzliches Stirnrunzeln glättete sich wieder, als sie hinzufügte: „Wann haben Sie entdeckt, dass Musik Ihr Talent und Ihre Leidenschaft ist?“
Über Musik zu sprechen war ungefährlich. Es war ein wichtiger Teil von ihm, aber er würde nicht zu viel verraten. „Gar nicht. Die Musik entdeckte mich.“ Er schnitt eine Scheibe von dem Miniatur-Brotlaib ab, den der Kellner gebracht hatte, und bot sie ihr an. „Es kommt mir so vor, als hätte ich immer schon gespielt. Mein Vater war Berufsmusiker, und wir hatten einen Flügel im Wohnzimmer stehen.“
Auch er selbst nahm sich eine Scheibe. „Einer seiner Freunde schenkte mir ein Spielzeugklavier, weil er dachte, dass ich vielleicht meinen Vater nachahmen wollte, während er spielte.“
Brooke strich dick Butter auf ihr Brot und brach ein Stück ab. „Wie alt waren Sie da?“
„Fünfzehn“, scherzte er. Sein Grinsen ließ auf seiner linken Wange ein Grübchen erscheinen, das sie zum ersten Mal sah. „Nein, im Ernst, ich war vielleicht vier.
Aber das Spielzeug habe ich nie angerührt. Ich war nur mit dem richtigen Klavier zufrieden.“
„Sie konnten schon spielen?“
Für Tyler war das keine großartige Angelegenheit, weil er nie etwas anderes gekannt hatte. „Ich beobachtete meinen Vater und seine Fingerbewegungen, wenn er spielte, und lernte sie auswendig. Wenn ich dann allein war, spielte ich, woran ich mich erinnerte. Als mein Vater mich schließlich dabei erwischte, beschloss er, dass es Zeit war für
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