Duett der Liebe
kein Mitgefühl. „Du wirst großartig sein. Rede einfach über ihn.
Männer mögen das. Es klappt immer.“
Als die Türklingel ging, wurde Brooke blass. „Nun beeil dich mit dem Anziehen, ich halte ihn so lange auf“, drängte Heather.
„Warum lenkst du ihn nicht ab, während ich die Flucht ergreife?“
„Kommt nicht in Frage. Los jetzt, er wartet.“ Sie umarmte ihre Schwester herzlich. „Der Mann ist in Ordnung, genau wie du. Und schließlich geht ihr zu einem Konzert, nicht zur Hochzeit. Wenn du nervös wirst, stell dir einfach vor, er wäre ein kleiner Junge. Das sind die meisten Männer sowieso.“
Wieder klingelte es, diesmal dringlicher. „Jetzt mach schon. Kleid, Schuhe, Tasche. Beeil dich.“
Sie eilte hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
Brooke atmete tief durch. Tatsächlich gelang es ihr, sich innerhalb von fünf Minuten umzuziehen, obwohl sich ihre Finger steif und ungeschickt anfühlten. Sie nahm sich sogar noch ein paar Sekunden, um ihr Make-up zu richten.
Ihr Herz raste. In ihrem Alter hatte eine erste Verabredung wohl diesen Effekt.
„Jetzt nimm dich zusammen“, beschwor sie ihr Spiegelbild. „Es sind doch nur ein paar Stunden mit einem gut aussehenden Mann, mehr nicht.“
Dennoch hatte sie das Gefühl, als ginge sie zu ihrer Hinrichtung. Das hielt allerdings nur an, bis sie den oberen Treppenabsatz am Ende des Flurs erreichte.
Heather stand am Fuß der Treppe und sprach mit Tyler, der zu ihr aufblickte, als er sie kommen hörte. Keine Frage, er war einfach umwerfend attraktiv, selbst wenn er nicht lächelte. Doch im Augenblick strahlte er wie ein Weihnachtsbaum.
Während sie die Treppe hinunterschritt, ließ er sie nicht aus den Augen, so dass sie sich vorkam wie eine Debütantin vor ihrem ersten Ball. Und da aus seinem Blick echte Bewunderung sprach, kam sie sich dabei sogar schön vor. Es war lange her, dass ein Mann ihr dieses Gefühl gegeben hatte.
Als Brooke unten angekommen war, sagte Heather: „Also dann, ihr zwei, habt viel Spaß. Simon und ich werden uns übrigens im Kino die Spätvorstellung ansehen, Brooke. Vor zwei sind wir nicht zurück.“ Sie blickte vieldeutig von Brooke zu Tyler und ging dann.
„Tut mir Leid“, murmelte Brooke. „Sie hielt das für einen subtilen Hinweis.“
Tyler dachte an seine eigene Schwester, mit der er sich früher oft gezankt hatte und die er jetzt so sehr vermisste.
„Keine Ursache. Sie wollte nur, dass Sie im Bilde sind.“
„Das klingt, als ob Sie aus Erfahrung sprechen. Haben Sie eine Schwester?“
„Nein“, erwiderte Tyler schroff, nahm ihren Arm und öffnete die Haustür. „Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir jetzt losfahren. Das Konzert beginnt in einer halben Stunde.“
Zu verblüfft, um etwas zu sagen, folgte Brooke ihm. Sie gewöhnte sich wohl besser daran, dass Tyler ein Meister darin war, in Sekundenschnelle das Thema zu wechseln.
9. KAPITEL
„Sie müssen wirklich gute Beziehungen haben.“ Brooke hielt die Stimme gesenkt.
Ihre Plätze waren die besten in der Konzerthalle, direkt in der Mitte der fünften Reihe.
Tyler konnte sie kaum hören und beugte sich näher zu ihr. Als ihr Atem seine Wange streifte, vergaß er sogar, wo er war. Alles, woran er denken konnte, war die verführerische Frau neben ihm.
Er hatte nicht geglaubt, dass er jemals wieder so empfinden würde. Schon das erste Mal, mit Gina, hatte ihn dieses Gefühl des intensiven Verlangens überrascht. Natürlich hatte er sein Leben vor Gina nicht wie ein Mönch verbracht, auch wenn seinem Vater das nur zu recht gewesen wäre. Doch als er Gina traf, verblassten alle früheren Erfahrungen, sowohl die körperlichen als auch die emotionalen.
Sie kam ihm wie ein Wunder vor, und ein Wunder pro Leben war mehr als reichlich. Dass es noch einmal geschehen würde, fast fünftausend Kilometer von dem Ort entfernt, wo sein richtiges Leben begonnen und so tragisch geendet hatte, darauf war er nicht vorbereitet. Im Grunde wollte er nicht einmal zugeben, dass es noch einmal geschah, denn das wäre ihm wie ein Verrat an Gina vorgekommen.
Und doch stiegen die seltsamsten Gefühle in ihm auf, nur weil ihr Atem seine Wange gestreift hatte.
Brooke fühlte seinen Blick auf sich und ein Schauer überlief sie, noch bevor sie sich zu ihm umwandte. Den Ausdruck in seinen Augen konnte sie nicht deuten.
„Was ist?“
„Nichts.“ Wie sollte er ihr erklären, was in ihm vorging, wenn er es selbst nicht verstand? „Aber ich sollte Sie wirklich
Weitere Kostenlose Bücher