Duft des Mörders
Geschichte: Nachdem Johnny seinen ersten Herzinfarkt hatte, ließ er sich mit einem Geschäftsmann ein, der in Wirklichkeit zur Mafia gehörte. Zwar löste Johnny die Partnerschaft schnell wieder auf, doch die Tatsache, dass Vinnie jetzt in einem Betrieb arbeitete, der einmal Verbindung zum organisierten Verbrechen hatte, ließ Franks Vorgesetzte beim FBI hellhörig werden. Man forderte Frank auf, seinen Onkel dazu zu bewegen, den Job wieder hinzuschmeißen, ansonsten könne man ihn – Frank – nicht als Agenten halten.
Doch Frank war nicht bereit, auf die Forderung einzugehen, also legte man ihm die Kündigung nahe, die er schließlich auch einreichte.
Er liebte seinen Onkel viel zu sehr, als dass er ihm den wahren Grund für sein Ausscheiden aus dem FBI genannt hätte. Stattdessen erklärte er Vinnie gegenüber, er habe gekündigt, um mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen zu können.
Die Eröffnung einer Detektei in seiner Heimatstadt schien die ideale Lösung zu sein. Als sein eigener Chef konnte er über seine Arbeitszeiten frei entscheiden und für Danny da sein, wenn der ihn brauchte. Sein Büro eröffnete er in East Village, das ihn mit seiner bunten Einwohnerschaft aus Künstlern und Studenten schon immer faszinierte.
Außerdem war seine Mutter begeistert, nach vierzehn Jahren endlich für Danny Großmutter spielen zu dürfen. Auch wenn Mia Renaldi stolz auf das war, was ihr Sohn als FBI-Agent geleistet hatte, lebte sie nach dem Grundsatz, dass an erster Stelle die Familie zu stehen hatte und die Karriere erst danach kam.
Vinnie ging sogar noch einen Schritt weiter und bot seinem Neffen an, zusammen mit Danny bei ihm einzuziehen, was Frank dankbar annahm. Eigentlich wollte er nur so lange bei seinem Onkel bleiben, bis er eine eigene Wohnung fand, doch Vinnie konfrontierte ihn mit der berechtigten Frage, wer auf Danny aufpassen sollte, wenn Frank mal in einem wichtigen Fall ermittelte und keine Zeit hatte. Wer würde Danny dann nach der Schule zum Eishockeytraining bringen? Wer würde für ihn kochen und darauf achten, dass er seine Hausaufgaben machte? Etwa ein Fremder?
„Dass ich nicht lache“, sagte Vinnie in seiner typischen direkten Art. „Ihr beide bleibt da, wo ihr hingehört – bei mir!“
Danny war über diese Entwicklung mehr als glücklich. Franks anfängliche Bedenken, ein ungestümer Jugendlicher könnte Vinnie aus seiner Routine reißen, wurden schnell zerstreut. Das Haus im viktorianischen Stil an der Sunset Road in Staten Island war für den Witwer längst zu groß geworden, da seine beiden erwachsenen Söhne schon vor einigen Jahren ausgezogen waren. Danny im Haus zu haben, gab seinem Leben einen neuen Sinn: Er konnte wieder auf jemanden aufpassen, den er liebte.
Danny war vom Eishockeytraining zurück, als Frank zu Hause eintraf. Er saß in der Küche und machte seine Hausaufgaben. Vinnie hatte sich eine Schürze umgebunden und kochte seine berühmte Tomatensoße. Der recht kleine, aber muskulöse Mann war zweiundsiebzig, sein Gesicht war so zerknittert wie ein Stück altes Leder, doch sein graues Haar war noch voll.
„Du wirst die Soße noch zu Tode rühren“, bemerkte Frank amüsiert, als er in die Küche kam.
Vinnie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. „Seit wann bist du denn ein Soßenexperte?“
Frank lachte und gab seinem Sohn einen Kuss. „Hi, Buddy.“ Der Junge wuchs beängstigend schnell und sah Frank mit jedem Tag ähnlicher, was nicht zuletzt an dem lockigen schwarzen Haar und den Grübchen in den Wangen lag.
„Hi, Dad.“ Danny legte den Stift weg und sah auf. In seinen großen braunen Augen – das Einzige, was er von seiner Mutter geerbt hatte – spiegelte sich Sorge. „Hat sich Janice’ Dad noch mal bei dir gemeldet?“
Als Frank den Namen von Dannys Freundin hörte, wurde ihm bewusst, dass seine Probleme für heute noch nicht ganz ausgestanden waren. Er ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Heineken heraus. „Bis jetzt nicht. Vielleicht hat er sich das mit der Anzeige ja noch mal überlegt.“
„Janice hat ihm erklärt, dass du nichts davon gewusst hast, dass sie hier war.“
„Das habe ich ihm auch gesagt, aber er wollte mir nicht glauben.“
„Ihr wollte er es auch nicht glauben, bis …“ Danny senkte den Blick, „… bis sie ihm gedroht hat, dass sie wieder wegläuft, wenn er dich anzeigt. Und dann würde er sie nie mehr wiederfinden.“
Vinnie erhob mahnend den Zeigefinger. „Kinder sollten ihren Eltern nicht drohen.
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