Duft des Mörders
hatte, war Badger davon ausgegangen, dass er diesen Posten erhielt. Deshalb war es für Frank auch keine große Überraschung, als er herausfand, dass es Badger gewesen war, der seinen Vorgesetzten von der Verbindung zwischen Vinnie und Johnny Caruso berichtet hatte. Drei Wochen nach Franks Entlassung wurde Badger zum neuen Leiter der
Bratstvo
-Kommission bestellt.
Frank hatte keine Ahnung, was Badger jetzt noch von ihm wollte. Er legte das Küchenhandtuch Danny über die Schulter. „Sieht so aus, als hättest du das Kommando über den Abwasch, Kumpel.“
„Hey, das ist unfair“, protestierte Danny. „Ich hab schon gestern gespült!“
„Dann hast du was gut bei mir.“
Carl Badger liebte es, ganz und gar wie ein FBI-Mann aufzutreten, bis hin zu seinen glänzenden schwarzen Halbschuhen. Er wirkte durchtrainiert, das Haar war kurz geschnitten und wies bereits graue Strähnen auf. Der Blick seiner Augen, die in einem viel zu blassen Gesicht wie schwarze Stecknadelköpfe wirkten, war eindringlich und stechend.
Er stand gegen das Geländer gelehnt, eine dunkle Silhouette vor dem Abendhimmel, und wie üblich lag ein arrogantes Lächeln auf seinen Lippen. „Hallo, Frank.“
Frank setzte sich auf einen der Stühle, ohne Carl aufzufordern, ebenfalls Platz zu nehmen, und schlug die Beine übereinander. „Carl, ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen so sehr fehlen würde.“
„Sie fehlen mir nicht.“
„Dann sind Sie weit gereist, um jemanden zu besuchen, den Sie nicht leiden können.“
„Jeder Job hat seine Schattenseiten.“
Frank tat so, als müsse er gähnen. „Was wollen Sie?“
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie sich als FBI-Agent ausgeben.“
Frank verzog keine Miene. Chekhov hatte ihm seinen Auftritt also doch nicht abgekauft. Oder er war einfach so clever gewesen, sicherheitshalber beim FBI nachzufragen. „Chekhov hat Sie angerufen.“
„Überrascht?“
„Was diesen Burschen betrifft, überrascht mich gar nichts. Und damit Sie es wissen: Ich habe mich
nicht
als FBI-Agent ausgegeben. Er ging wohl einfach davon aus, dass ich noch für euch arbeite.“
„Und Sie haben ihn in dem Glauben gelassen.“
„Warum nicht?“
„Das war kein besonders kluger Zug, Frank. Sie können nicht einfach schwer arbeitende Steuerzahler belästigen. Dazu haben Sie keine Befugnis mehr.“
„Und was nun? Werden Sie mich feuern?“
Badger ignorierte die Bemerkung. „Sie haben Glück, dass
ich
Chekhovs Anruf entgegengenommen habe, sonst hätten Sie jetzt richtig Ärger am Hals.“ Er sah sich beiläufig um und sprach leiser weiter. „Vielleicht können wir uns einigen. Ich schweige, wenn Sie mit einer Information rüberkommen.“
Frank lachte. Die Arroganz dieses Mannes war immer noch bemerkenswert. „Den Tag werden Sie nicht erleben, an dem ich mich mit Ihnen auf einen Deal einlasse, Carl. Allerdings muss ich zugeben, dass Sie mich neugierig gemacht haben. Welche Information kann so wichtig sein, dass Sie hier ankriechen?“
„Sagen Sie mir, warum Sie sich auf einmal wieder für
Bratstvo
interessieren.“
Frank horchte auf. Besagten diese Worte etwa, dass der neue Leiter der
Bratstvo
-Sonderkommission in den letzten zwei Jahren keinerlei Fortschritte gemacht hatte? Und dass er jetzt dringend ein wenig Hilfe benötigte? „Sie sind bemitleidenswert, wissen Sie das, Badger? Sie erwarten allen Ernstes, dass ich Ihnen helfe? Dass ich einfach vergesse, was für eine hinterhältige Ratte Sie sind?“
Badgers schmieriges Lächeln war wie weggewischt. „Alles, was mit
Bratstvo
zu tun hat, betrifft die nationale Sicherheit! Es ist Ihre Pflicht, Ihrer Regierung zu helfen!“
Frank beugte sich vor. „Sie wollen Informationen? Dann beschaffen Sie sich die auf die altmodische Weise: Suchen Sie danach!“
„Ein Anruf genügt, dann wird man Sie nach Washington schleifen, wo Sie Rede und Antwort stehen
müssen
.“
Frank hatte von diesem Unfug genug und stand auf. „Dann machen Sie Ihren Anruf, Carl.“
Er ging zurück ins Haus und knallte die Tür zu.
Als Frank in die Küche zurückkehrte, war das Geschirr weggeräumt, und die Spülmaschine summte leise vor sich hin. Auf dem Tisch standen bereits eine alte italienische Espressokanne und zwei kleine Tassen.
„Wo ist Danny?“ fragte er.
„Ich habe ihn ins Bett geschickt. Er hat morgen ein Spiel.“ Vinnie deutete auf den Stuhl ihm gegenüber. „Setz dich, trink eine Tasse mit.“
Frank war nicht in der Stimmung für einen geselligen Abend.
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