Duft des Mörders
erwischte sie in der Siri’s Gallery, wo Letitia ein Treffen mit einem Buchverleger arrangiert hatte.
„Wenn ich mich nicht irre, hast du indisches Essen immer geliebt“, sagte er.
An ihrer Stimme erkannte er, dass sie sich über seinen Anruf freute. „Ich liebe es immer noch.“
„Wenn das so ist, warum treffen wir uns dann nicht im Bombay Palace am Broadway? Du kannst es nicht verfehlen, es liegt gegenüber dem Fox-Theater, und über der Markise hängt ein riesiges Foto von Antonio Banderas.“
Jenna lachte. „Wie kommst du darauf, dass ich auf ein Foto von Banderas achten würde?“
„Auf das hier schon.“
Frank trank seine dritte Tasse Jasmintee, als Jenna das Restaurant betrat und die Blicke der Männer und auch einiger Frauen auf sich zog. Er konnte es ihnen nicht verübeln. In ihrem langen Kamelhaarrock mit passendem Rollkragenpullover, schwarzen Lederstiefeln und schwarzer Lederjacke sah sie aus, als wäre sie gerade vom Titelblatt der
Vogue
gesprungen.
Einen Moment lang blieb sie in der Tür stehen und sah sich um, dann entdeckte sie ihn, winkte und kam zu ihm.
„Hi.“ Als sie sich an seinen Tisch setzte, brachte sie einen Schwall kalter Herbstluft mit.
„Auch hi.“ Er konnte seinen Blick nicht von ihr nehmen, machte sich aber auch gar nicht erst die Mühe, es zu versuchen.
„Hast du schon bestellt?“
„Nur eine Vorspeise.“ Er deutete auf einen Teller mit Fettgebäck aus Linsen; daneben standen eine kleine Schale mit scharfer Thai-Sauce und ein Becher mit Yoghurt, der die Schärfe neutralisieren sollte. „Vorsicht“, warnte er. „Ist verdammt scharf.“
Sie nahm ein Stück von dem Fettgebäck. „So mag ich es am liebsten.“
Das nächste Stück tauchte sie in die Sauce, ignorierte den Yoghurt und genoss den scharfen Geschmack, ohne dabei auch nur mit der Wimper zu zucken. „Was machst du überhaupt hier in der Gegend?“
Er hielt sich an ihre Abmachung und erzählte Jenna von seiner Unterhaltung mit Warren Lear und von der Phantomzeichnung, die er von Mick Falco erhalten und die er Pincho Figueras und der Prostituierten gezeigt hatte.
„Kann ich die Zeichnung mal sehen?“
Frank holte das mittlerweile zerknitterte Blatt aus der Tasche und reichte es ihr.
„Hmm. Ich verstehe, was Mick meint. Er hat wirklich Ähnlichkeit mit Columbo. Kein Wunder, dass ihn Roy Ballard für einen Obdachlosen hielt; er macht einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck.“
„Sieht er dem Mann ähnlich, der euch am Montag begegnet ist?“
Jenna betrachtete das Bild. „Nein, das ist nicht dasselbe Gesicht.“ Sie sah zu Frank auf. „Oder haben wir es vielleicht mit jemandem zu tun, der sein Aussehen nach Belieben verändern kann?“
„Das ist durchaus denkbar.“
„Und du glaubst, dieser Verkleidungskünstler wohnt hier in der Gegend?“
„Ich hoffe es. Zwei Leute haben ihn in der Gegend gesehen.“
„Aber wie willst du ihn finden?“
„Tanya ist in ihrer Zeit bei der Polizei hier Streife gegangen. Sie kennt die Gegend und die Menschen. Gut möglich, dass sie mehr herausfindet als ich.“
Jenna grinste ihn an. „Na, ich weiß nicht. Bei dem Angebot, das dir die Lady vorhin gemacht hat, würde ich sagen, dass auch du hier ganz gut ankommst.“
Der Kellner kam an den Tisch, und Jenna bestellte ein vegetarisches Currygericht. Frank nahm gegrillten Thunfisch.
„Was ist das?“ fragte sie, als der Kellner gegangen war, und zeigte auf die Serviette, auf der sich Frank Notizen machte.
Er schob sie ihr hin und drehte sie so, dass sie lesen konnte, was er darauf gekritzelt hatte. „Ich habe mal die Namen der Verdächtigen und ihre möglichen Motive aufgeschrieben. Das hilft mir, einen besseren Überblick zu bekommen.“
„Nummer eins“, las sie halblaut, „Aleksei Chekhov. Motiv: mögliche Beteiligung an Faxel, mögliche Geldwäsche. – Nummer zwei: Billy Ray Shaeffer und/oder Amber Lear. Motiv: Geld, Erpressung, mögliche Verschleierung eines früheren Verbrechens. – Nummer drei: J.B. Collins. Motiv: Geld. Sein Unternehmen lief schlecht, erholte sich dann wundersamerweise und wurde zu einem der Marktführer in der Computerbranche.“ Jenna tippte mit dem Zeigefinger auf den letzten Namen. „Den kannst du ruhig an die erste Stelle setzen.“
„Wieso?“
Frank wurde von wachsender Unruhe erfüllt, als Jenna ihm von J.B.s Besuch und von der schwarzen Rose erzählte. Obwohl sie selbst nicht verängstigt schien, war er doch froh, dass sie für ein paar Tage zu ihrem Vater
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