Duft des Mörders
anerkennend. „Du hast ja endlich gelernt, wie man einen guten Kaffee kocht. Ich bin stolz auf dich, Junge.“ Er gab noch etwas Zucker hinzu. „Ich hab etwas herausgefunden, was dir gefallen wird. Oder was dich zum Kochen bringen wird, je nachdem wie deine Laune ist. Derjenige, der mich beim FBI angeschwärzt hat, war Mikhail Fetisov, ein wichtiges
Bratstvo
-Mitglied, trotzdem nicht weit genug oben in der Hierarchie, um zu wissen, wer in dieser Organisation wirklich die Fäden zieht.“
Frank nickte. „Den Typ kenne ich.“
Fetisov war einer der dubiosen Geschäftsleute, auf die Frank während seiner Ermittlungen für das FBI gestoßen war. Als wohlhabender Banker wäre er eine ideale Führungsperson für
Bratstvo
gewesen. Doch so wie bei Sergei ergab sich bei einer zweiten, eingehenderen Durchleuchtung kein Ansatzpunkt, sodass sich Frank anderen Verdächtigen zuwandte.
„Ich habe noch was Besseres für dich. Meine Quelle hat mich auch wissen lassen, dass es eine undichte Stelle beim New York Police Department gibt. Ich weiß nicht, in welchem Revier und auf welcher Ebene, aber es gibt diese undichte Stelle. Also sei bitte vorsichtig, okay?“
„Wenn du Stavos meinst …“
„Sachte, sachte, ich habe Stavos mit keinem Wort erwähnt. Es könnte jeder sein.“ Vinnie sah zur Wanduhr und trank seinen Becher aus. „Denk dran und halt die Augen offen. Ich muss jetzt zur Arbeit.“
Als Frank eine Stunde später sein Büro betrat, lagen die beiden Skizzen auf Tanyas Schreibtisch, die Mick Falco angekündigt hatte: Eine zeigte den Bettler, die andere den Pappbecher, den er in der Hand hielt, als er Roy Ballard ansprach.
„Micks Sekretärin hat sie vor ein paar Minuten abgegeben.“ Tanya zeigte auf die Skizze des mutmaßlichen Täters. „Ein interessantes Gesicht. In einer dunklen Gasse möchte ich dem allerdings nicht begegnen.“
Frank betrachtete die Phantomzeichnung. Der Mann hatte einen Dreitagebart und zerzaustes Haar. „Mick meint, er sieht aus wie Columbo. Was sagst du dazu?“
Tanya sah ihren Boss verdutzt an. „Columbo? Wer soll das sein?“
Er musste lachen. „Na, der Fernsehpolizist.“ Er ging die Zettel mit den übrigen Anrufen durch. „Jenna Meyerson hat sich nicht gemeldet?“
„Bislang nicht“, antwortete sie. Ihm entging nicht das kurze Aufflackern in ihren Augen. „Soll ich sie für dich anrufen?“
Am liebsten hätte er Ja gesagt. Vergangenen Freitag war sie so in Eile gewesen, weil sie noch den Fototermin hatte, dass sie ihm nicht gesagt hatte, wann er sie wiedersehen konnte. Das ganze Wochenende über war er versucht gewesen, sie anzurufen, und mehr als einmal hatte er den Hörer schon in der Hand gehalten, dann aber wieder aufgelegt. Ihm war einfach kein plausibler Vorwand für einen Anruf eingefallen.
„Später vielleicht“, erwiderte er und mied den amüsierten Blick seiner Sekretärin. „Tu mir den Gefallen und ruf Detective Stavos an. Sag ihm, dass Billy Ray Shaeffer gestern bei mir war und zugegeben hat, dass er von Amber Lear Geld erhalten hat. Wie viel weiß ich nicht, nur dürfte es gereicht haben, um eine Harley Davidson zu kaufen, und zwar eine, die um die zwanzigtausend kostet.“
„Willst du dich beim Detective beliebt machen, Boss?“
„Schaden kann es nicht.“ Vinnies Warnung, es könnte eine undichte Stelle beim Police Department geben, änderte nichts an Franks Meinung über Stavos. Er wollte einfach nicht glauben, dass Paul irgendein schmutziges Spiel trieb.
Er verließ das Büro und fuhr mit der U-Bahn bis zur 59th Street. Da der Mord im südlichen Teil des Central Park geschehen war, würde er sich zunächst von dort bis zur Fifth Avenue vorarbeiten. Neun Blocks lang suchte er jedes Café auf, das auf seinem Weg lag. Den Mann auf Micks Skizze erkannte niemand, und in keinem der Cafés wurde der Kaffee in entsprechenden Pappbechern ausgeschenkt.
Erst in einem Café namens Java am Rockefeller Center hatte er Erfolg.
„Klar, den Becher kenn ich“, sagte der junge Mann hinter der Theke. „Das Zeug habe ich literweise in mich hineingeschüttet, ehe ich hier einen Job bekam. Der Laden heißt Insomnia und befindet sich direkt am Times Square.“
Frank konnte sich schwach daran erinnern, dort ein- oder zweimal gewesen zu sein. Es war eine von diesen edlen Kaffeeboutiquen, bei denen sich die Schiefertafel mit den verschiedenen Sorten eher wie eine Zutatenliste las und deren Preise nichts für Menschen mit schwachem Herzen waren. Allerdings
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