Duft des Mörders
Privatdetektivs für ihn völlig unerwartet gewesen war. Es war für ihn sogar besonders reizvoll gewesen, dem Mann gerade so viel Informationen zu geben, um sein Interesse zu wecken, aber nichts Wichtiges zu verraten. Ja, das Gespräch hatte dieses besondere Gefühl in ihm erzeugt, dieses erregende Prickeln, das er sonst nur verspürte, wenn er sich auf einen neuen Auftrag vorbereitete.
Dennoch durfte er den Besuch dieses Mannes nicht auf die leichte Schulter nehmen. Von nun an musste er verdammt vorsichtig sein, denn er hatte den Eindruck, dass der Schnüffler etwas von seinem Handwerk verstand. Der würde sich nicht so leicht täuschen lassen.
Sollte er seinem Klienten von dem Besuch berichten? Vielleicht würde er so erfahren, ob er wirklich Grund zur Sorge hatte.
Nach kurzem Überlegen griff er zum Telefonhörer.
Frank verließ das Café und überlegte, wo er mit seiner Suche nach ‚Mr. Columbo‘ weitermachen sollte. Eigentlich hätte Tanya die Laufarbeit übernehmen sollen, doch jetzt war er schon mal hier, und er hatte in den nächsten Stunden nichts vor. Also konnte er die Zeit auch sinnvoll verbringen.
Da sich der Unbekannte seinen Kaffee am Times Square besorgt hatte, bestand die Möglichkeit, dass er in der Gegend lebte oder arbeitete. Es würde alles andere als einfach sein, ihn hier, im am dichtesten bevölkerten Teil der Stadt, zu finden, doch Frank war ein stets optimistisch denkender Mann.
Eineinhalb Stunden später war er noch immer unterwegs und wollte bereits für den Tag die Suche aufgeben, als ihm eine Prostituierte in schwarzem Minirock und grell-lilafarbener Kunstpelzjacke, der er die Phantomzeichnung gezeigt hatte, erklärte: „Ich kenne den Kerl.“
„Kennst du seinen Namen?“
Sie ließ eine Kaugummiblase platzen und schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn nicht
persönlich
. Ich hab ihn nur schon mal gesehen.“ Sie sah ihn mit ihren blauen Augen berechnend an. „Wie viel ist dir die Information wert?“
Frank zog einen Zwanziger aus der Tasche und hielt ihn so, dass sie ihn sehen konnte.
Die Blonde trat noch näher an ihn heran. „Mach fünfzig draus, und du kriegst zusätzlich noch die beste Nummer deines Lebens.“
Er wollte sie nicht mit einem abweisenden Nein verärgern, also erwiderte er mit bedauerndem Tonfall: „Hör mal, Süße, ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich hab’s im Moment verdammt eilig.“
Sie machte einen enttäuschten Eindruck. „Kostet dich trotzdem fünfzig, ob mit oder ohne Nummer.“
Er legte die restlichen dreißig Dollar dazu. „Dann erzähl mal.“
Sie nahm ihm die Scheine aus der Hand und ließ sie in ihrem Ausschnitt verschwinden. „Viel gibt’s da nicht zu erzählen. Ich hab ihn letzte Woche mal gesehen. Keine Ahnung, an welchem Tag.“
„Sonntag?“
„Ja, Sonntag könnte hinkommen.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Sonntags verdiene ich tierisch wenig, weil die frommen Bürger dieser Stadt dann zur Beichte sind.“
„Und dieser Mann?“
„Was genau willst du wissen?“
„Hast du mit ihm gesprochen? Hast du gesehen, aus welcher Richtung er kam? Wohin ist er gegangen? Schien ihn irgendjemand hier zu kennen?“
Sie beobachtete den vorbeifließenden Verkehr und achtete insbesondere auf Wagen, die auf ihrer Höhe langsamer wurden. „Gequatscht hab ich mit ihm nicht, und woher er kam, weiß ich auch nicht.“ Wieder ließ sie eine Kaugummiblase platzen. „Aber eines kann ich dir sagen: Der Kerl ist ein verdammt grober Scheißkerl. Ich hab ihn angesprochen, so auf meine nette Art, und er hat mich so brutal aus dem Weg gestoßen, dass ich fast hinfiel. Hat kein Wort gesagt, ist einfach weitergegangen.“
„Wohin?“
„Nach Uptown.“ Sie zeigte in Richtung Norden.
Frank ließ seinen Blick schweifen. Die Lady hatte den Unbekannten am Sonntag gesehen, nicht am Montag, als Adam ermordet worden war. Das ließ den Schluss zu, dass der Columbo-Doppelgänger öfter in dieser Gegend verkehrte. Unter diesen Umständen würde Tanya vielleicht mehr Erfolg haben. Als sie noch für die Polizei arbeitete, ging sie in diesem Bezirk sechs Jahre lang fast täglich Streife. Die Prostituierten kannten sie recht gut, und manche von ihnen konnten Tanya sogar leiden. Vielleicht würde sie von ihnen mehr erfahren als er.
Er bedankte sich bei der Blondine und ging zurück Richtung 42nd Street. Als er den Broadway überquerte, bemerkte er zwischen einem Elektronikgeschäft und einem Sexshop ein indisches Restaurant. Spontan rief er Jenna an. Er
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