Duft des Mörders
Raul.
„Mal sehen“, meinte sein Partner. Er griff in Franks Haar und zog ihm brutal den Kopf nach hinten. „Raul will wissen, ob du genug hast.“
„Dein … Atem … stinkt … du … Dreckskerl.“
Slim riss wieder an seinen Haaren, und Frank wünschte, er hätte sich die Beleidigung verkniffen. „Hast du noch mehr schlaue Sprüche auf Lager, Großmaul?“
Frank hatte davon mehr als genug, aber das hier war nicht der richtige Moment, um auch nur einen weiteren davon zum Besten zu geben. Vorsichtig schüttelte er den Kopf.
Slim beugte sich hinab, bis seine Lippen dicht an Franks Ohr waren. „Hör mir ganz genau zu, du kleiner Schnüffler. Du stellst zu viele Fragen. Das ist sehr ungesund, wenn du verstehst, was ich meine.“ Wieder zog er Franks Kopf nach hinten. „Ob du verstanden hast?“
Mühsam brachte Frank ein leises „Ja“ zustande.
„Okay. Dann hör gut zu, wie es weitergeht. Lass Adam Lear in Frieden ruhen. Du kannst für deinen Kumpel nichts mehr tun. Also stell keine Fragen mehr, und red auch mit niemandem. Kapiert?“
Diesmal nickte Frank schwach.
„Gut. Ich hoffe, dass du es auch so meinst. Wenn nicht – wenn du also weiterhin deine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen –, dann hörst du wieder von uns. Aber dann tun wir nicht
dir
was, sondern nehmen uns deinen Sohn und deine Mama vor.“ Er kicherte amüsiert und fasste sich mit der freien Hand in den Schritt. „Und deine kleine Schwester auch. Auf das süße kleine Ding freue ich mich schon jetzt.“
Frank wollte voller Zorn aufspringen, wollte diesem Dreckskerl jedes seiner miesen Worte mit den Fäusten zurück ins Maul hämmern, doch sein Körper gehorchte nicht mehr den Impulsen seines Gehirns, sondern sackte nach hinten.
Slim ließ ihn los. „Nun sieh dir das an, Raul. Der Kerl ist ein richtiger Spielverderber. Komm, packen wir ihn ein.“
Frank saß zusammengekauert auf dem Beifahrersitz, den Kopf gegen die Seitenscheibe gelegt.
Die Rückfahrt dauerte höchstens fünfzehn oder zwanzig Minuten, war aber äußerst schmerzhaft. Jedes Schlagloch, jede Kurve, jedes Bremsmanöver war die Hölle, doch er biss die Zähne zusammen, um keinen Laut von sich zu geben, denn damit hätte er den beiden Schlägern sicherlich eine große Freude bereitet.
Endlich hielt der Wagen. Vom Fahrersitz aus öffnete Slim die Beifahrertür und stieß Frank nach draußen, der auf dem Fußweg landete.
Carlotta, die in der Tür ihres Lebensmittelgeschäfts stand, stieß einen gellenden Schrei aus und rief etwas auf Puertoricanisch, dann verfiel sie ins Englische und schrie: „Frank? Sind Sie das?
Madre de Dios!“
Anstatt ihm aufzuhelfen, rannte sie an ihm vorbei ins Haus. „Tanya! Kommen Sie schnell!“
Der Trubel um ihn herum war so laut und hektisch, dass Frank am liebsten jeden Einzelnen angeschrien hätte, er solle endlich den Mund halten. Gott, warum mussten diese Leute so laut durcheinander schnattern? Sie übertrafen darin sogar seine Familie.
Als er versuchte, sich aufzurichten, packte ihn jemand unter den Armen und zog ihn hoch.
„Was ist denn mit Ihnen passiert?“ fragte eine jugendlich klingende, männliche Stimme. „Sie sehen aus, als wären Sie unter einen Bulldozer geraten.“
Frank hätte es nicht besser ausdrücken können. Er machte einen schmerzhaften Schritt und wollte gerade einen zweiten unternehmen, als Tanya aus dem Haus gelaufen kam.
Sie blieb deutlich gelassener als Carlotta, erfasste rasch die Situation und hielt sich nicht mit dummen Fragen auf. „Okay, Leute, das war’s, hier gibt’s nichts mehr zu sehen.“ Sie legte sich Franks linken Arm über die Schulter. „Du da“, sagte sie zu dem Jungen, der immer noch neben Frank stand, „du nimmst seinen anderen Arm und stützt ihn. Aber sei vorsichtig. Boss, kannst du mich hören?“
„Die ganze Nachbarschaft kann dich hören, Tanya.“
„Er gibt schon wieder Widerworte, also geht’s ihm gut“, sagte Tanya zu dem Jungen. Ihre nächste Frage galt wieder Frank. „Kannst du gehen, wenn wir dich stützen?“
„Ich glaube schon.“
Er hatte keine Ahnung, wie lange sie brauchten, um ihn in den ersten Stock zu bringen. Dort angekommen, legten sie ihn auf die Couch in seinem Büro, die allerdings ein Stück zu kurz war, sodass sie seine Beine über die Armlehne legen mussten.
„Wie heißt du?“ fragte Tanya den Jungen.
„Jerome.“
„Okay, Jerome. Du passt auf ihn auf, während ich telefonieren gehe.“
32. KAPITEL
J enna nahm sich
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