Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duftspur

Duftspur

Titel: Duftspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sinje Beck
Vom Netzwerk:
arbeiteten und dazu da sind, den Gästen eine gute Zeit zu bereiten. Misstrauen, vielleicht war es Misstrauen, der Blickwechsel zwischen Udo und Jörn. Und wie passt Kurt in das Team? Und was war mit Gretas Verhalten in dem Moment, als sie die Steine betrachtete? Und wo ist Michael? Ja, und wo befindet sich die blaue Luca? Zwei Menschen sind unabhängig voneinander nicht da wo sie sein sollten. Kann das Zufall sein? Hat Miss Blue irgendetwas mit den Leuten hier zu tun? Ich weiß es nicht. Eigentlich habe ich nichts Greifbares, worüber ich mir Sorgen machen müsste. Um Luca will sich Alfons kümmern. Das ist definitiv nicht meine Baustelle. Michael kenne ich nicht gut genug, um überzeugend eine Suchaktion loszutreten. Was der leitende Beamte auf der Wache zu dem sagen würde, was ich meine gesehen zu haben, kann ich mir lebhaft vorstellen. Mein Erzfeind würde mich schäl angrienen und fragen, wie lange Marie schon weg ist. Maximal eine Vermisstenmeldung würde dabei rauskommen, faktisch gar nichts. Wenn ihn jemand vermisst, wird er schon aktiv werden. Also, schlaf jetzt Heiner. Die Aprilfrische der Bettwäsche, die ich heute den ganzen Tag um mich hatte, habe ich mit in den Hungerturm genommen, ebenso hat Lisa oder war es Tina, mir eine Steppdecke bezogen und mitgegeben. Nett. Vielleicht bilde ich mir nur ein, dass hier irgendwas nicht stimmt. Gleich morgen werde ich mich sammeln und alles Wesentliche zusammenfassen, wer mit wem und warum und so, gleich morgen. Aber wie, fragt Kalle. Wie was, murmelt eine leise Gegenfrage sehr schwach hinter meinen mächtig schweren Lidern, bevor sie verhallt.
     

26
     
    Ein grauer, zotteliger Hund schaut mich bettelnd an. Die Zunge hängt ihm weit aus dem Hals. Sie ist rissig und trocken. Ich renne mit einem geflochtenen Brotkorb zu einem viereckigen Waschbecken, lasse Wasser hineinlaufen, welch Wunder, es bleibt drin. Doch nur für eine Weile. Bis ich den Hund erreiche ist der Korb wieder leer. Schnee fällt und ich flehe das Tier in Gedanken an: leck doch den Schnee, bevor du verdurstest. Ich kann dir nicht helfen. Er scheint zu begreifen und stupst zaghaft seine Schnauze in die weiße Pracht. Er ist sehr wacklig auf den Beinen. Ich werde wach und bin traurig. Die Art von Traurigkeit, die dann aufkeimt, wenn man an den eigenen Grenzen gescheitert ist und es schon vorher ahnte. Es ist erst vier Uhr und ich beschließe aufzustehen. Das Burgvolk schläft. Ein ruhiger Dienstagmorgen. Frierend stehe ich unter der Rotbuche. Unten im Tal fahren vereinzelt Autos über die Sieg-Freizeitstraße.
    Ein lautes Dieselröhren durchschneidet die frühmorgendliche Stille. Der Bäckerwagen fährt in den äußeren Burghof und Jörn kommt herbeigelaufen, wieder frisch gefönt. Brötchenkörbe werden ausgeladen. Ich beschließe mit anzupacken und nähere mich den Frühaufstehern. Mit dem Lakai rechnet niemand um diese Zeit und so werde ich Zeuge eines Wortwechsels, der mich höchstwahrscheinlich nichts angeht.
    »Er hat es schon wieder getan«, sagt der Brötchenfahrer mit verhaltenem Zorn zu Jörn und fügt an: »Du musst besser auf ihn aufpassen! Das ist meine letzte Warnung. Der fliegt und mir ist es letztlich egal, ob ihr hier einen Neuen findet, der sich ebenso gut mit dem alten Gemäuer auskennt.«
    Jörn ist sichtlich bestürzt und um Schadensbegrenzung bemüht. Er gibt dem Bäcker recht und verspricht, dass er ab jetzt keine Gnade mehr walten lasse.
    »Guten Morgen«, grüße ich freundlich, als ich in die Lichtkegel der Wagenscheinwerfer trete. Die beiden Männer stutzen und unterbrechen kurz die Unterredung und die Arbeit, doch sie grüßen freundlich zurück. Ich schnappe mir unaufgefordert einige Körbe und frage:
    »Küche?«
    »Sicher«, entgegnet Jörn, nickt dem Bäcker zu, der die Schiebetür des Wagens zuknallt und abfährt.
    Ich schiebe mir die Körbe zum Arbeitstisch und beginne mit den Frühstücksvorbereitungen, ähnlich der gestrigen Tätigkeiten. Jörn gesellt sich dazu und reibt sich verlegen den Nacken.
    »Also, ich weiß, ich sollte dich das nicht fragen, denn du bist neu hier und hast ja im Grunde genommen mit unserem internen Kram nichts zu tun und solltest auch nicht damit belastet werden. Es geht dich ja auch nichts an«, jetzt macht er eine Pause und ich blicke ihm geradewegs ins Gesicht.
    »Was du da eben mitbekommen hast betrifft einen Mitarbeiter von mir«, setzt er fort.
    »Udo?«
    »Ja. Hast du gestern etwas mitbekommen?« Ich blicke fragend und zucke mit den

Weitere Kostenlose Bücher