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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Rachfahl
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gemeinsame verbrachte Nacht beziehen. Er hatte seine Schuld an meinem Unfall gemeint. Ich versuchte ihn zu hassen, auf ihn wütend zu sein. Aber es gelang mir nicht. Thomas hatte nie verstanden, was mich mit Flying High verband. Das Pferd wäre für mich durchs Feuer gegangen. Ich schloss die Augen, fühlte erneut das Zögern von Fly vor dem Doppelsprung. Dann schüttelte ich den Kopf. Egal, wie gerne ich alles auf Thomas geschoben hätte. Es machte meine Schuld gegenüber Fly nicht kleiner. Mein nächster Gedanke führte mich zu Hennig. Ich blieb stehen, ging in die Hocke, es tat einfach zu weh. Henning war nicht beteiligt gewesen an der Sache. Wie auch, schließlich saß er zu diesem Zeitpunkt in einem Flugzeug nach Kanada. Niemand hatte ahnen können, dass Fly einen Hufschmied an dem Tag brauchen würde. Aber er wusste, was passiert war. Seine Worte vor seiner Abreise fielen mir wieder ein: „Genauso haben vielleicht andere an dem Tag Fehler gemacht. Ich hoffe du kannst ihnen das Verzeihen.“ Wie lange kannte er bereits die Wahrheit, fragte ich mich. War das der wahre Grund, weshalb er sich um mich in der Reha und um meine Eltern gekümmert hatte, als ich abgehauen war? Wollte er deshalb an dem Abend der Geburtstagsparty seiner Mutter wissen, was mir Irene Westfeld zugesteckt hatte? Und das er mit mir schlief, ein einziges großes Ablenkungsmanöver? Vera bei Laune halten, damit sie nicht auf falsche Gedanken kommt? Wie praktisch, so verband Henning also Arbeit mit Vergnügen. Ich schlang die Arme um mich und hielt mich selber fest. Enttäuschung, Bitterkeit, Wut über meine eigene Naivität fluteten durch meinen Körper, drohten mich mitzureißen. Der Himmel zog zu. In den Wald kamen die Schatten. Es kühlte merklich ab, und ich begann, nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich zu zittern. Irgendwann waren alle Emotionen aus mir heraus, zurück blieb nur Leere. Ich wischte mir meine Augen, rappelte mich langsam auf, atmete tief ein und wieder aus. Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt, benetzte mein Gesicht. Ich betrachtete meine dreckigen Hände, die ich Halt suchend in den Boden gegraben hatte. Erst waren die Regentropfen braun, dann wurden sie heller und heller. Ich hob auch mein Gesicht dem Regen entgegen und ließ es von den Bodenspuren reinigen. Dann schüttelte ich die Leere von mir ab. Es war an der Zeit, dass ich mein Leben wieder selber in die Hände nahm. Diesmal würde ich nicht einfach davonlaufen, diesmal würde ich kämpfen.

    Als ich aus dem Wald heraustrat, standen außer dem Pick-up und dem Fiat keine weiteren Autos auf dem Hof. Erleichtert atmete ich aus. Eine Begegnung mit einem der Sanders würde ich heute nicht mehr verkraften. Bei uns im Haus brannte Licht in der Küche, und ich erinnerte mich an den Abend vor dem Turnier. Damals war ich auch abends aus dem Wald gekommen mit Fly. Ich öffnete die Tür.
    „Vera? Bist du es?“ Mama kam aus der Küchentür, rannte zu mir und umarmte mich. Ich ließ mich von ihr umarmen. Papa stand in der Küche von seinem Stuhl auf, sein Gesicht war blass. Er schnaufte, griff sich an die Brust und setzte sich wieder auf den Stuhl. Alarmierte rannten wir beide zu ihm.
    „Es tut mir leid, Papa, ich wollte dich nicht aufregen. Ich war doch nur spazieren.“
    Meine Mutter sah an meiner dreckigen, durchweichten Kleidung herunter. Auf dem Boden unter mir bildete sich eine Pfütze. „Spazieren!“
    „Schon gut“, mischte sich Papa ein, „mach dir keine Gedanken, Mama und ich haben vielleicht etwas überreagiert.“
    Mama schnaubte. „Nimm bitte endlich eine Tablette, Stefan.“ Sie reichte Papa ein Glas und eine Tablette. Sie setzte sich zu ihm, legte einen Arm um seine Schulter. Langsam ließ ich mich auf dem Stuhl meinen Eltern gegenüber nieder. In kleinen Schlucken leerte mein Papa sein Glas. Das schlechte Gewissen nagte an mir.
    „Ich brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken, ich hätte euch einen Zettel da lassen sollen.“
    „Ja, dass hättest du“, erklärte Mama scharf, sie warf Papa einen Blick zu. „Wir sind fast verrückt geworden vor Sorge.“
    Neuer Ärger kam in mir hoch. „Vielleicht bin ich es einfach nicht mehr gewohnt, ständig erklären zu müssen, wo ich hingehe und was ich mache.“
    „Hey, ihr zwei, bitte.“ Papa legte die Hand auf meine. „Vera, wir sollten anfangen, ganz ehrlich miteinander zu reden. Henning war hier, und wir wissen, was heute Nachmittag im Büro vorgefallen ist.“
    Ich starrte ihn an. Dann holte ich

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