Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
kümmerte mich in der Zeit um Duke. Ich bearbeitete seinen Körper und hatte das Gefühl, am Vortag irgendetwas vergessen zu haben. Nur fiel mir nicht ein was. Nachdem ich alle Beine und Gelenke durch hatte, öffnete ich die Tür zum Paddock. Er war ganz ausgeglichen, tobte nicht herum, suchte sich einen guten Platz zum Wälzen. Es sah unglaublich entspannt aus. Ich tat es ihm nach, legte mich auf den Boden und schubbelte mir den Rücken im Sand, wie Duke. Das Pferd kam neugierig zu mir rüber. Ich musste lachen, stand auf und klopfte den Sand ab. Duke beschnupperte die Stelle, wo ich mich gewälzt hatte, knickte mit den Vorderfüssen ein und wälzte sich dort noch mal.
„Ja, ja, ich habe mir die bessere Stelle ausgesucht, nicht wahr?“, spottete ich. Als er sich schüttelte, prustete er laut aus.
„Vielleicht sollte ich das auch mal probieren.“
Duke und ich zuckten erschrocken zusammen. Am Zaun stand Henning. Er sah müde und abgespannt aus.
„Bitte, tu dir keinen Zwang an.“ Ich machte einen Diener, streckte die Hand elegant aus: „Der Platz ist eurer.“
Henning kroch unterm Zaun auf den Paddock. Duke wich zurück, legte die Ohren an, dann startete er durch. Blitzschnell kreuzte ich seinen Weg, machte mich groß und wedelte mit der Hand. Er drehte auf der Hinterhand ab. Das verschaffte Henning die nötige Zeit, um von dem Paddock zu flüchten. Ich dirigierte das Pferd wieder in die Box, streichelte ihn sanft, bis sein Puls wieder normal ging. Dafür klopfte mir mein Herz bis zum Hals. Bevor ich mich aus dem Stall wagte, versicherte ich mich, dass die Box von Duke gut abgesperrt war.
Warum hatte er diesmal wieder so reagiert? Natürlich war seit dem Vorfall mit Thomas niemand außer mir in seiner Box gewesen. Dr. Brenner war der Einzige, der noch die Box betrat. Allerdings nur mit mir und nachdem ich Duke aufgehalftert hatte. Meine Hände schwitzten, als ich aus dem Stall ging. Ich sah Henning noch immer am Paddock stehen. Die Hände in der Hosentasche, sah er, das Pferd an, welches inzwischen seinen Kopf aufmerksam rausstreckte. So standen die beiden in sicherer Entfernung voreinander und maßen sich mit Blicken. Das Gesicht von Henning war ausdruckslos.
„Hey, seit wann bist du wieder aus Kanada zurück?“, versuchte ich es vorsichtig mit Smalltalk. Er schwieg. Am liebsten hätte ich mich zwischen die beiden gestellt. Nein, eigentlich wollte ich mich schützend vor Duke stellen. Gerade als ich dachte, ich würde die Spannung nicht mehr aushalten, sprach Henning.
„Ich bin vor vier Stunden gelandet.“ Er wandte seinen Blick von Duke ab und drehte sich zu mir um. „Ist er jedem gegenüber so?“
Ich schüttelte schnell den Kopf, antworten konnte ich nicht.
„Ich drücke mich mal genauer aus. Ist er gegenüber jedem Menschen so, außer zu dir?“
Ich wendete den Kopf zu Duke und wich seinem Blick aus. „Dr. Brenner kann ihn verarzten“, umschrieb ich geschickt die tatsächliche Situation. Dann fiel mir wieder ein, was ich gestern vergessen hatte.
„Ja, wenn du dabei bist. Gestern war nur Melanie da.“ Mehr sagte er nicht. Ich stöhnte auf. Dr. Brenner, ich hatte gestern den Termin mit dem Tierarzt vergessen.
„Ich glaube, ich verstehe jetzt, was Thomas mir heute versucht hat zu erklären.“
In dem Moment kam Melanie aus dem Stall. „Vera? Ist alles in Ordnung? Lady war gerade in der Halle total nervös“, rief sie über die ganze Länge des Stalls.
„Alles klar“, gab ich Melanie zurück. Erst in dem Moment erkannte sie Henning.
„Oh, hallo, Herr Sander.“
„Hallo, Melanie.“ Gemeinsam gingen wir zu ihr. Ich sah ihren neugierigen Blick, mit dem sie uns musterte. Die Anspannung zwischen mir und Henning bemerkte sie nicht.
„Wie geht es Ihnen nach gestern?“
Hennings Frage, ließ mich Melanie erschrocken mustern. Aber sie sah nicht aus, als wäre sie verletzt. Außerdem hätte sie mir das bestimmt gesagt, oder?
Melanie warf mir einen vorsichtigen Blick zu. „Gut.“
„Thomas sagte, sie wären ziemlich blass gewesen.“
„Es ging nur so schnell, da habe ich mich erschreckt, Duke war halt etwas nervöse, weil Vera nicht da war.“
„Warum habt ihr mir nicht Bescheid gesagt“, hakte ich verärgert nach. „Ihr wisst doch, dass außer mir keiner in seine Box gehen soll.“
„Du warst mit deiner Mutter im Krankenhaus“, wand sich Melanie unbehaglich. Inzwischen spürte sie die Anspannung.
Ich drehte mich zu Henning um. „Es tut mir leid, das wird nicht wieder
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