Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Henning gab, und genau dieser Gedanke ärgerte mich noch mehr. Es schien, als würde in meinem Leben nichts mehr ohne Henning funktionieren.
„Okay, sind wir mit unserem Gespräch fertig?“
„Nicht ganz. Herr Hartmann hat keine Wohnung, und ich habe ihm die Räume über der Halle angeboten. Könntest du dafür sorgen, dass sie bis Montag sauber sind?“
„Ist das eine Bitte von dir oder eine Anweisung?“, fragte ich spitz nach.
Er runzelte die Stirn, seine Augen wurden schmal. „Wenn du mich so fragst, eine Anweisung.“
„Noch was?“
„Ja.“
Ich presste meine Lippen zusammen. Langsam reichte es mir.
„Wenn ich Thomas gerade richtig am Telefon verstanden habe, kommt Dr. Brenner heute um fünf noch mal vorbei, offenbar hat er noch nicht genug von Duke. Siehe zu, dass du da bist.“
„Ich bin da, keine Sorge. Noch was?“
„Nein, das wäre es von meiner Seite.“
In seinen Augen blitzte es kurz auf. Macht er sich lustig über mich? Ärgerlich stand ich auf, und ohne ihn einen weiteren Blickes zu würdigen, ging ich schnurstracks aus dem Büro und wollte durch die Haustür nach draußen stürmen. Stattdessen prallte ich dagegen. Verdammt, die Tür war ja von Henning abgeschlossen worden. Bevor ich in das Büro zurückgehen konnte, um mir den Schlüssel zu holen, stand Henning bereits hinter mir. Sein Atem wärmte meinen Kopf, der frische Duft von seinem Aftershave umhüllte mich. Mit der rechten Hand schob er den Schlüssel an mir vorbei in das Schloss und verharrte. Die Sekunden dehnten sich für mich zu einer Ewigkeit. Ich konnte seinen Körper ganz dicht an meinem fühlen. Verwirrt stellte ich fest, dass sich auf meinen Armen eine Gänsehaut bildete. Langsam drehte Henning den Schlüssel um. Hektisch öffnete ich die Tür und flüchtete aus dem Haus.
15
Es ging bereits in den frühen Nachmittag, als ich mit der Bodenarbeit bei den Dreijährigen durch war. Die Arbeit half mir zu vergessen, welche Gefühle Henning in mir ausgelöst hatte. Ich konnte mir keine weiteren Komplikationen in meinem Leben erlauben. Da Melanie zum ersten Mal Van Gogh ritt, war ich sicherheitshalber auf dem Platz geblieben. Das Pferd war bereits an den Sattel gewöhnt und eingeritten. Mir ging es nun um die Feinarbeit, die Abstimmung der Hilfen zwischen Reiter und Tier. So sensibel ein Pferd in der Arbeit am Boden reagieren konnte, erst im Sattel zeigte es sich, wie sicher die Kommunikation war. Van Gogh benahm sich genauso arbeitswillig wie zuvor. Das Pferd gefiel mir immer besser. Ich korrigierte Melanie, die anfangs viel zu viel Kontrolle auf das Tier ausübte. Sie engte seine Bewegungen ein, doch mir war es wichtig, dass Van Gogh Freude an der Arbeit verspürte. Am Ende war Melanie begeistert von den weichen Bewegungen des Pferdes. Ein Ergebnis meiner Arbeit der letzten Tage, wie ich wusste. Ein Pferd ist auf Dauer immer nur so gut wie sein Reiter, hatte mir Lasse mal bei einem Training anvertraut, als Dumont mit Thomas eine für das Pferd schlechte Leistung zeigte. Egal, wie sehr man das Pferd trainiert und ausbildet, nach und nach passt es seine Leistung dem Reiter wieder an.
Ich runzelte die Stirn, als ich sah, wie Melanie die Zügel viel zu stark anzog und Van Gogh damit regelrecht in seiner Bewegung zusammenfaltete. Sie hätte über die reiterliche Einwirkung aus der Mitte heraus das Pferd animieren müssen, sein Gewicht verstärkt auf die Hinterhand aufzunehmen. Das erforderte von dem Reiter Konzentration, Einfühlungsvermögen und körperliche Arbeit, was anstrengend war. Das Ergebnis einer solchen Einwirkung war ein ausbalancierter Bewegungsablauf des Pferdes. So wie sie Van Gogh ritt, verkrampften sich die Hinterhand, seine Halsmuskulatur und er lag auf dem Gebiss.
„Melanie, lasse die Zügel los!“
„Gleich, er muss nur noch ein bisschen mehr untertreten.“ Sie verstärkte den Druck in den Schenkel. Die Ohren von dem Pferd fingen an zu zucken, der Schweif schlug gegen die Flanken.
„Stopp.“ Energisch trat ich in die Reitbahn. Van Gogh blieb sofort stehen, und ich packte mit der Hand in die Zügel. Melanie sah mich mit zusammengekniffenem Mund an.
„Was soll das? Hast du nicht gemerkt, dass er völlig verwirrt war? Er weiß überhaupt nicht, was er falsch macht und warum du ihm im Maul wehtust.“
„Tim hat gesagt, ein Pferd muss in den Zügel reingeritten werden.“
„Tim Wagner, dieser Vollidiot von Trainer?“
Trotzig schob Melanie die Lippe vor. Ich seufzte tief. „Aber Lasse hat
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