Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
brauchte einfach seine Zeit. Verdammt, es war ungerecht von ihm.
„Hast du auch nur eine Sekunde dran gedacht, was passiert, wenn du Papa feuerst?“, sprudelte es aus mir heraus. Und gleichzeitig ging eine andere rote Lampe an. Duke.
„Wer hat gesagt, dass ich Stefan kündige?“ Er sah mich ehrlich überrascht, allerdings wachsam an.
Verwirrt starrte ich ihn an. „Na du, gerade eben.“
Er runzelte die Stirn. „Ich habe gesagt, dass ich jemanden gefunden habe, der bereit ist, sich um den Hof zu kümmern, nicht dass ich Stefan ersetze.“
„Und was soll das wieder heißen?“, hakte ich verständnislos nach.
„Ich verstehe deine Reaktion nicht. Du hast mir bei meiner Abreise ganz unmissverständlich erklärt, dass dein Einspringen auf dem Hof nur für eine begrenzte Zeit ist. Also brauche ich jemanden, der sich hier um alles kümmert, bis Stefan so weit ist und für sich eine Entscheidung treffen kann“, erklärte er geduldig.
Ich sprang auf, lief aus dem Büro, ging in die Küche und kam wieder zurück. Mich bewegen half mir beim Nachdenken. Henning lehnte sich in dem Stuhl zurück, legte die Ellenbogen auf die Armlehnen und faltete die Hände. Er beobachtete mich aufmerksam. Dabei konnte ich keinen klaren Gedanken fassen.
„Worüber denkst du nach?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. Er lehnte sich nach vorne, legte die Hände auf den Tisch.
„Hast du es dir anders überlegt? Möchtest du bleiben?“ Irgendwie klang seine Stimme seltsam. Ich hielt mit meiner Lauferei inne, sah ihn kurz an, drehte mich um und starrte die Wand an.
„Ich habe es mir nicht anders überlegt“, antwortete ich knapp. Es war still in dem Raum.
„Geht es dir um Duke?“ Unwillkürlich straffte ich meinen Körper. Er atmete tief ein.
„Er braucht noch Zeit“, erklärte ich bestimmt. Er schwieg. Ich schloss die Augen, fühlte meinen Herzschlag. Bitte nicht, bitte nicht, wisperte es leise in mir. Die Stille dehnte sich. Ganz am Rand meiner Wahrnehmung sah ich etwas Dunkles. Wurde ich ohnmächtig? Erschrocken riss ich die Augen auf.
„Gut, er bekommt sie, aber Vera – ein Vorfall oder eine verletzte Person durch Duke, und sei es nur ein Biss –“, er beendete den Satz nicht. Eine neue Pause, ich entspannte mich. Ich würde dafür sorgen, dass es keinen neuen Vorfall gab. Niemand käme mehr in die Nähe von Duke. Ganz einfach.
„Okay, das wäre geklärt. Zurück zu Herrn Hartmann, er fängt am Montag an. Sein Schwerpunkt liegt auf der landwirtschaftlichen Arbeit und dem Stall. Ich habe niemanden gefunden, der geeignet ist, das Training der Pferde zu übernehmen. Was schlägst du vor?“
Es hätte mir klar sein müssen, dass es noch einen Haken für mich gab. Mochten auch nur ein paar Wochen seit meiner Ankunft vergangen sein. Dazwischen lagen Welten. Die Vera, die nach Hause gekommen war, war nicht mehr die Vera, die jetzt hier stand. Aber es war auch nicht mehr die alte Vera.
Ich drehte mich langsam zu Henning um, lehnte mich an die Wand, verschränkte die Arme. „Was schlägst du vor?“ Mir war klar, dass er bereits eine Lösung für das Problem hatte.
„Du übernimmst das Training mit Melanie. Bis ich eine andere Lösung finde.“
Ich schloss die Augen, nicht sicher, wie ich das bewerkstelligen sollte. Reichte es aus, wenn ich die Pferde vom Boden trainierte und Melanie ritt? Nein, im Grunde wusste ich, das war nicht genug. Aber wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich es nicht machen würde? Was dann? Ich stieß mich ab, lief in den Flur und kam wieder zurück.
„Also gut, ich mache es.“
Seine Augenbrauen gingen nach oben, er sah mich abschätzend an. „Kann ich mich auf dich verlassen?“
„Ja, verdammt, was soll das?“, erklärte ich ärgerlich. Er schwieg. Ich setzte mich wieder und sah ihn an. „Habe ich schon mal gesagt, ich würde etwas machen, und dann den Schwanz eingekniffen?“
„Nein, aber du hast schon mal deine Sachen gepackt und bist einfach verschwunden.“
„Das war eine andere Situation.“
Er schwieg. Ich ärgerte mich über die Schuldgefühle, die er in mir weckte.
„Jetzt habe ich mal eine Frage an dich“, erklärte ich hitzig und wartete erst gar nicht eine Antwort ab. „Wieso triffst du hier die ganze Zeit die Entscheidungen?“
„Weil ich die Verantwortung für den Hof übernommen habe“, erklärte er schlicht. Im Gegensatz zu dir, fügte ich still hinzu. Vielleicht tat ich ihm damit Unrecht. Im Grunde konnte ich froh sein, dass es
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