Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
für ein Glas Wein?«, fragte ich sie.
    »Ich arbeite nicht mehr im Bimbano , ich habe alle Zeit der Welt. Komm rein.«
    Ihre Wohnung sah total anders aus als bei meinem letzten Besuch. Die Zimmer waren mit richtig coolen Designermöbeln eingerichtet, an den Wänden hingen künstlerische Fotos, die nicht billig aussahen. Das musste sich ja richtig lohnen, in so einem Laden zu »tanzen«.
    »Mann, sieht das hier klasse aus«, rief ich. »Das sind ja supercoole Möbel, die gibt’s nicht bei Ikea, oder?«
    Jersey wirkte etwas pikiert. »Nee, nicht bei Ikea. Ich habe von einem Onkel ein bisschen Geld geerbt und sie mir davon gekauft. Deshalb brauche ich auch nicht mehr im Bimbano zu arbeiten, sondern habe jetzt ein bisschen Ruhe, um mir etwas Neues zu suchen.«
    Ich freute mich für sie. Meine Möbel gefielen mir zwar auch, aber das hier war schon eine andere Liga. Schon die Sofas aus weißem Leder mussten ein Vermögen gekostet haben. Aber Jersey wirkte so, als wäre ihr das alles ein bisschen unangenehm, darum sagte ich nichts mehr dazu.
    »Ich habe Nick in den letzten Tagen gar nicht gesehen, wo treibt er sich denn rum?«, fragte sie.
    Ich wäre fast mit dem supergeheimnisvollen Einsatz rausgeplatzt, doch im letzten Moment konnte ich mich noch stoppen. So was durfte man sicher nicht einfach so weitererzählen.
    »Ach, er ist zu so einer langweiligen Fortbildung, ist noch zwei, drei Wochen weg. Aber ich vermisse ihn so, und darum schlafe ich in seiner Wohnung. Was gibt’s bei dir sonst so Neues?«
    Wir unterhielten uns eine gute Stunde und tranken dazu die Flasche Wein. Danach hoffte ich, schlafen zu können. Aber es wurde eine unruhige Nacht, ständig schreckte ich hoch und dachte an Hollerbeck. Am nächsten Morgen verbrauchte ich fast eine halbe Tube Concealer, um meine Augenringe abzudecken. Trotzdem guckte Mimi mich besorgt an. »Geht’s dir nicht gut? Du siehst aus, als hättest du überhaupt nicht geschlafen.«
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, Mimi nichts von meinen Sorgen zu erzählen. Aber das hielt ich keine fünf Minuten durch. »Hollerbeck war am Samstag wieder in meiner Wohnung.« Ich erzählte ihr die ganze Geschichte.
    »Mensch Alice«, sagte sie besorgt, »wir müssen irgendwas unternehmen. So geht das doch nicht weiter. Du musst jetzt wirklich zur Polizei gehen.«
    »Und dann?«, fragte ich kläglich. »Ich habe doch nichts in der Hand, rein gar nichts. Anscheinend ist Hollerbeck ein toller Geschäftsmann mit eigenem Unternehmen. Glaubst du wirklich, die würden mir glauben? Wenn ich nicht den kleinsten Beweis habe?«
    »Aber wenn du recht hast, dass er das Geisterhaus wirklich gekauft hat, um da in aller Abgeschiedenheit kriminelle Geschäfte zu machen? Dann muss die Polizei doch was unternehmen.«
    »Ja, aber das kann ich doch eben nicht beweisen. Ich brauche erst die Beweise, dann kann ich zur Polizei. Und ich werde mir die Beweise beschaffen irgendwie.«
    Mimi sah sehr beunruhigt aus. »Hast du schon einen Plan?«
    »Nee, noch nicht so richtig.« Ich war mir sicher, dass sie alles versuchen würde, um mich davon abzuhalten, zum Geisterhaus zu fahren. Zwar belog ich sie nicht gern, aber in diesem Fall war das sicher besser für sie. »Ich denke noch drüber nach. Ich sag dir Bescheid, wenn mir etwas eingefallen ist.«
    Mittags ging ich in die kleine Küche, um mir eine Suppe warm zu machen. Ich hatte gerade den Teller in der Hand, als ich hinter mir eine Bewegung spürte.
    »Aaaarggh«, schrie ich laut und warf vor Schreck den Teller auf den Boden.
    »Alice. Nun guck dir diese Schweinerei an«, schimpfte Bernie hinter mir.
    Langsam drehte ich mich um. Verdammter Mist, meine Angst machte mich noch ganz verrückt. »Oh, Bernie, Entschuldigung. Ich mach das gleich weg. Ich bin ein bisschen schreckhaft in letzter Zeit.«
    »Ja, das habe ich auch schon gemerkt. Was ist denn los mit dir?«
    »Äh, nichts eigentlich. Das sind bestimmt die Hormone.«
    »Hormone? Bist du nicht etwas zu jung für die Wechseljahre?« Er zuckte mit den Schultern. »Jetzt wisch bitte den Schweinkram hier wieder auf, ich wollte mir gerade einen Kaffee kochen.« Damit ging er, und ich wischte die Suppe vom Boden und von den Schränken. Überall lagen die Scherben von dem Suppenteller. So was Blödes. Wenn ich doch bloß nicht so ein Feigling wäre. Was sollte mir schon passieren, wenn ich am helllichten Tag zum Geisterhaus rausfahren würde? Ich brauchte Beweise, und nur dort konnte ich sie finden. Darum machte ich mit mir

Weitere Kostenlose Bücher