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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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selbst einen Deal: Heute war Dienstag, und ich würde es bis Freitag schaffen, da mal rauszufahren. Genau, chakka!
    Nachmittags rief mich der Schlosser an und bat mich, ihn am nächsten Tag in meiner Wohnung zu treffen, damit er die Schlösser auswechseln konnte. Eigentlich wollte ich da erstmal gar nicht wieder hin, aber neue Schlösser waren gut. Ich versprach ihm, mich morgen nach der Arbeit mit ihm bei mir zu treffen. Aber heute Nacht wollte ich lieber noch mal bei Nick schlafen.
    Kurz bevor ich Feierabend machen wollte, rief meine Mutter an. Die äußerst erbost klang. »Alice. Komm bitte sofort nach Hause und guck dir an, was du angerichtet hast«, befahl sie mir.
    »Was habe ich denn nun schon wieder getan?«, fragte ich sie ratlos.
    »Das wirst du schon sehen. Komm einfach her«, sagte sie und legte auf. Komisch. Das passte gar nicht zu ihr. Normalerweise platzte sie immer gleich damit heraus, wenn ihr etwas nicht passte. Also fuhr ich statt zu Nick zu meiner Mutter. Die schob mich gleich in die Küche.
    »Irgendwas ist nach deiner Attacke mit Papa passiert«, sagte sie mit Tränen in den Augen. »Ich erkenne den Mann nicht wieder. Was hast du bloß getan?«
    »Aber Mama«, verteidigte ich mich, »ich habe dir doch erklärt, dass das nur ein ganz blödes Missverständnis war. Und so ein Elektroschocker ist total ungefährlich, der setzt jemanden nur kurz außer Gefecht. Sonst passiert da nichts.«
    »Ach ja?«, fragte sie. »Sonst passiert da nichts? Das wüsste ich aber. Komm mit ins Wohnzimmer.«
    Ich stolperte ihr hinterher und blieb fassungslos in der Tür stehen. Mitten im Wohnzimmer stand mein Vater – und tanzte. Jedenfalls sollte das wohl so eine Art Tanz sein, er hampelte auf einem Fleck herum und knallte die Absätze seiner Schuhe in das Parkett. Auf dem Fernseher lief eine DVD mit einem Tänzer, im Hintergrund war irgendwelche komische Folkloremusik zu hören. Als er mich sah, strahlte er über das ganze Gesicht.
    »Alice, guck mal, ist das nicht toll? Ich trainiere jetzt Riverdance , das macht ja so einen Spaß.«
    »Äh, schön, ja, dann lass dich mal nicht stören«, stammelte ich und ging zurück in die Küche.
    Meine Mutter folgte mir. »Glaubst du mir jetzt? Der Mann ist nicht mehr bei sich. Riverdance , ich bitte dich! Bisher weigerte er sich, selbst auf dem Ball der Klempnerinnung wenigstens mal einen Walzer mit mir zu tanzen. Und nun das. Jetzt sag mir noch mal, dass dein Elektrogerät ganz ungefährlich ist.«
    Den Anblick musste ich erstmal verdauen. Mein Vater strahlte nie, wenn er mich sah. Und meine Mutter hatte ganz recht, er war wirklich nicht der Typ, der tanzte. Eher einer, dem Ruhe und die Verlässlichkeit seines Lebens sehr wichtig war. Er arbeitete, beschäftigte sich mit seinem Garten und seiner Modelleisenbahn, und alle vierzehn Tage gingen er und meine Mutter zum Kegeln. Und das war’s auch schon.
    »Tja, ich weiß auch nicht. In der Beschreibung stand, dass der Einsatz völlig harmlos ist«, versuchte ich meine Mutter zu beruhigen.
    »Dann haben die da wohl gelogen. Er hat sich zu einem Riverdance -Workshop angemeldet! Dein Vater meldet sich nie zu irgendetwas an. Und er macht mir das ganze Parkett kaputt. Und noch was – morgen Vormittag will er in die Stadt und sich Steppschuhe kaufen.«
    Verdammt, von so was stand wirklich nichts in der Beschreibung. Konnte ein Elektroschock eine Persönlichkeitsveränderung auslösen?
    »Aber Mama, sieh das Ganze doch positiv. Ich meine, du wolltest doch immer, dass er sich mal für neue Dinge interessiert. Nicht immer so berechenbar ist. Jetzt bekommst du vielleicht einen ganz neuen Mann«, regte ich an.
    »Ich will aber keinen neuen Mann«, fauchte sie mich an. »Und vor allem will ich keinen Mann, der Riverdance tanzt.« Aus ihrem Mund hörte sich Riverdance wie etwas sehr Anstößiges an.
    »Okay«, ruderte ich zurück. »Dann muss ich vielleicht morgen zu Dr. Becker und ihm von der Sache erzählen. Vielleicht hat er eine Idee, wie Papa wieder der Alte wird.«
    »Nein«, bestimmte meine Mutter, »diese Schande überlebe ich nicht. Dr. Becker ist seit dreißig Jahren unser Hausarzt. Er hält uns für eine ganz normale Familie. Du gehst da nicht hin und erzählst ihm, dass du deinem eigenen Vater Elektroschocks verpasst. Wir müssen eine andere Möglichkeit finden, ihn wieder normal zu machen.«
    Ich überlegte. »Und wenn sein Verhalten gar nichts damit zu tun hat? Wenn er vielleicht einfach nur in der Midlife-Crisis ist und noch

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