Dumpfbacken
wunderte mich, dass dabei nicht meine Zähne klapperten. »Was soll ich denn machen? Ich trau mich einfach nicht, zu ihm rauszufahren. Aber wenn ich nicht bald was gegen Hollerbeck in der Hand habe, krieg ich vor lauter Panik einen Herzinfarkt.«
Sie drückte kurz meine Schulter. »Ich bin gleich wieder da. Beruhige dich.«
Tatsächlich war sie schon kurze Zeit später zurück in der Küche. »Du hast recht, du musst etwas unternehmen. Aber tu nichts Überstürztes. Der Name Hollerbeck kommt mir ziemlich bekannt vor. Ich glaube, eine frühere Kollegin aus dem Bimbano hatte mal was mit ihm. Lass mich morgen mal mit ihr reden. Vielleicht kann sie ein Gespräch mit ihm arrangieren, so dass du alles erklären kannst.«
»Das wäre richtig super«, sagte ich. »Wenn da jemand vermitteln würde, der ihn kennt, würde er mir ja vielleicht doch mal zuhören.«
»Das wird er bestimmt«, beruhigte mich Jersey. »Und du musst das auch nicht allein machen, ich würde dann mitkommen.«
»Wirklich? Oh Jersey, das vergesse ich dir nie. Das ist so nett von dir.«
»Freundinnen, schon vergessen? Ich habe jetzt leider noch ein bisschen was zu tun, kommst du allein klar?«
Ja, das würde ich jetzt. Endlich ein Hoffnungsstreifen. Beruhigt ging ich in Nicks Wohnung und guckte ein bisschen Fernsehen. Später rief mich dann meine Schwester zurück.
»Hey, Alice, euer Auftritt hier bei Dick und Doof war echt klasse. Zwei Tage lang wurde in allen Medien darüber berichtet, eine Super-Werbung für uns. Die Quoten werden der Hammer sein, es werden einfach alle einschalten!«
»Na ja, freut mich für dich. Aber damit will ich gar nichts mehr zu tun haben. Ich wollte dich wegen etwas anderem sprechen«, sagte ich und erzählte ihr die Geschichte mit meinem Vater. Die sie anscheinend schreiend komisch fand. Es dauerte, bis sie mit Lachen fertig war. »Mann, das würde ich zu gerne sehen. Hast du ihn mit dem Handy gefilmt und es bei YouTube reingestellt?«
»Bist du bescheuert? Ich finde die Sache überhaupt nicht komisch. Was, wenn ich ihm einen ernsthaften Schaden zugefügt habe? Wenn er jetzt immer wunderlicher wird?«
»Ach komm, Alice, wunderlich ist er doch schon lange. Aber ich glaube, Mama hat gar nicht mal so unrecht. Allerdings würde ich ihm nicht auf den Kopf hauen, sondern ihm noch mal mit deinem Elektroschocker eins überbraten. Das hebt das Ganze bestimmt wieder auf.«
Ich dankte ihr für ihren Ratschlag und legte auf. Das würde ich ganz bestimmt nicht tun. Vielleicht mussten wir nur etwas abwarten, und die Sache käme von allein wieder in Ordnung. Er würde sicher bald selbst einsehen, dass er und Riverdance nicht die beste Verbindung waren. Hoffentlich.
Am nächsten Morgen wartete Bernie schon auf mich. »Alice, ich habe nachgedacht. Du bist in letzter Zeit so nervös, das tut niemandem gut. Du brauchst eine Veränderung. Ich würde dich gern zu einer Fortbildung anmelden.«
»Eine Fortbildung? Wo denn und für was?«
»Ich habe gestern Abend mit dem Vorsitzenden des Maklerverbandes gesprochen. Er hat mich gefragt, ob ich jemanden habe, der den Platz eines seiner Mitarbeiter einnehmen könnte. Der war zu dieser Fortbildung angemeldet, ist aber krank geworden. Da bin ich auf dich gekommen. Eine Woche Seminar im Schwarzwald, alles rund um die Hausverwaltung. Das wäre doch perfekt für dich.«
Allerdings. Einfach mal eine Woche weg von allem, eine Woche lang keine Angst haben – das wäre nicht nur perfekt, das wäre traumhaft.
»Oh Bernie, das klingt super. Und was ich da alles lernen kann, bitte, lass mich fahren.«
»Also, dein Einsatz ist wirklich, wirklich beeindruckend. Ich sag dem Vorsitzenden gleich Bescheid, und am Sonntag geht’s schon los. Sehr gut«, freute sich Bernie.
Ich ging zurück in mein Büro und erzählte Mimi von der Fortbildung. Die sah das Ganze wie ich. »Absolut klasse. Du bist aus der Schusslinie und kannst mal ein bisschen abschalten. Genieß die Zeit.«
Das hatte ich vor. Am Freitagabend verabschiedete ich mich von den beiden und fuhr erstmal zum Packen in meine Wohnung. Als ich mich am Mittwoch mit dem Schlosser getroffen hatte, hatte er mir ein spezielles Sicherheitsschloss empfohlen. Das war zwar ziemlich teuer, aber eben auch sicher. Ich hatte die letzten beiden Nächte dennoch wieder in Nicks Wohnung geschlafen. Nun war ich zum ersten Mal wieder allein bei mir zu Hause. Es war alles ruhig, und so fing ich an, den ersten Koffer zu füllen. Gar nicht so einfach, sich zu
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