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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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jemand in Russland tolle Jobs und ein besseres Leben versprochen, und jetzt sollt ihr Prostituierte werden?«
    Elena wiegte den Kopf. »Halb ja, halb nein. Haben auch in Russland gearbeitet für Männer. Aber russische Männer haben nicht viel Geld, außer den wenigen reichen. Sollten hier mit Job für Männer richtig viel verdienen, also kommen wir her. Aber nun, Gunther will uns verkaufen, wir sollen arbeiten in Puff und Geld dafür kriegen Männer, die uns gekauft.«
    Das war ja furchtbar. Und ich hatte die ganze Zeit recht damit, dass Hollerbeck Dreck am Stecken hat. Der Mistkerl hatte das Geisterhaus wirklich für unsaubere Machenschaften gekauft. Die armen Frauen!
    Doch plötzlich fiel mir wieder ein, dass ich ja genauso eine arme Frau war, und fing wieder an zu heulen. »Und darum bin ich auch hier? Ich soll auch verkauft werden? Aber ich bin Immobilienmaklerin, keine Professionelle. Ich hatte noch nie Sex für Geld.«
    Elena guckte mich mitleidig an. »Weiß nicht, warum du hier bist. Aber glaube ich nicht, dass er dich verkauft. Wenn er wollte Amateure, er hätte nicht uns hergeholt.«
    Während unseres Gespräches waren die anderen Frauen näher gekommen und hörten zu. Elena sagte ein paar Worte auf Russisch zu ihnen, und sie guckten mich traurig an. Ich wusste, wenn ich mich auch nur eine Sekunde länger mit der Situation, in die ich hier geraten war, beschäftigen würde, würde ich durchdrehen. Darum versuchte ich, mich ganz schnell wieder auf Elena zu konzentrieren.
    »Also, ihr seid freiwillig hergekommen, wolltet auf eigene Rechnung anschaffen, aber stattdessen hält Hollerbeck euch hier fest und will euch verkaufen, ist das so?«
    Elena nickte.
    »Aber wie stellt er sich das denn vor? Dass ihr das so ganz ohne Gegenwehr über euch ergehen lasst? Und glaubt er wirklich, nicht wenigstens eine von euch würde es schaffen, von da, wo immer ihr landet, zur Polizei zu gehen?«
    Elena lächelte. »Gunther ist Amateur. Er denkt nur an Geld, nicht an morgen. Er ist dummer Mann.«
    »Na ja«, wandte ich ein, »dumm vielleicht, aber immerhin hält er euch hier fest. Aber trotzdem wirkt ihr so ruhig, habt ihr denn gar keine Angst?«
    »Angst ist immer, aber wir haben trotzdem Glück hier.«
    Glück hier? Tat der Mistkerl den Frauen Drogen ins Essen? Wie konnten sie von Glück sprechen, wenn sie hier eingesperrt waren und in Bordelle verkauft werden sollten?
    »Wie meinst du das, was hat das hier denn mit Glück zu tun?«, fragte ich sie.
    »Ist einfach. Normal, die Schweine, die so was machen, sind in Organisation. Holen junge Mädchen, zwingen sie zu Sex, verkaufen sie. Kunden dafür stehen Schlange, auch hier in Deutschland. Dann hast du nicht eine Chance. Aber Gunther ist nicht ein Profi und hat keine Organisation. Wir sind schon fünf Tage hier. Das ist nicht normal, habe ich gehört. Normal ist schnell, schnell. Mädchen kommen, bleiben ein, zwei Tage, dann schnell verteilen auf Bordell und sehen nicht wieder das Tageslicht. Aber Gunther kennt nicht solche Leute. Also verkauft er uns auch an Amateure wie er, die nichts von Geschäft verstehen. Also, wir gehen mit, aber zwei Tage, dann können wir weglaufen. Und dann sind wir hier, in reiches Deutschland, und verdienen allein viel Geld.«
    Hm. Das hatte eine gewisse Logik.
    »Aber du«, fragte Elena, »warum du kommst hierher?«
    Ich erzählte ihr die Geschichte. »Guckst du«, beruhigte sie mich. »Jetzt siehst du, Mann ist sehr dumm. Profis machen nicht so Sachen, ist viel zu gefährlich für Geschäft. Warum harmlose Frau bedrohen? Kann gehen zu Polizei. Profis arbeiten anders, wollen bloß nicht auffallen. Hab keine Angst. Wir passen auf dich auf.«
    Wieder redete sie mit den anderen Frauen. Komischerweise hatten mich ihre Worte wirklich beruhigt. Das stimmte schon, ein richtiger Gangster würde wohl nicht so handeln wie Hollerbeck. Er hatte sicher vor, in diesen lukrativen Markt einzusteigen, aber ob organisierte Verbrecher gerade auf einen wie ihn gewartet hatten? Die arbeiteten bestimmt mit ganz anderen Kalibern zusammen. Woher also wollte er Käufer für die Mädels finden?
    Aber das hieß ja nicht, dass er nicht trotzdem gefährlich war. Und es beantwortete nicht meine Frage, warum er auch mich hier festhielt.
    Ich sah mich genauer in dem Zimmer um und stellte fest, dass es eher wie eine kleine Wohnung als nur ein Zimmer aussah. Die Fenster waren mit so Rollläden verschlossen, die sehr massiv wirkten. Und am Ende des Raumes gab es noch zwei

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