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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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wollte er?«, fragte Elena sofort.
    »Ich glaube, er hat einen Käufer für euch gefunden. Der kommt heute Abend her und will euch, äh, ja, wohl begutachten. Ihr sollt euch aufstylen und absolut kooperativ sein, sonst tut er euch sonst was an«, antwortete ich.
    »Amateur«, wiederholte Elena hämisch. »Lässt Fremde in sein Haus. Dumm. Aber besser, wir sind ruhig. Langsam wird er nervös. Wollen nicht, dass er sich an einer von uns abreagiert.«
    Die Mädels sprangen eine nach der anderen unter die Dusche und machten sich hübsch. Ich konnte ihre Abgebrühtheit nur bewundern. Wie blieb man in einer solchen Situation so ruhig? Aber anscheinend waren sie sich alle ziemlich sicher, dass ihnen nichts passieren würde und sie schon bald auf eigene Rechnung arbeiten könnten. Ich war leider nicht so ruhig, sondern wurde immer panischer. Was, wenn der Kunde die sechs Frauen sofort mitnehmen würde? Was sollte mit mir passieren? Vielleicht wollte Hollerbeck mich ja auch gleich mit verkaufen. Das würde ich nicht überleben, ich war lange nicht so hart wie die russischen Mädels. Ich machte mich selbst immer verrückter und stellte mir die schrecklichsten Sachen vor. Während die Frauen schon eng aneinandergedrückt auf dem Ecksofa saßen, eine cooler als die andere, rannte ich zum gefühlt zwanzigsten Mal aufs Klo. Was würde ich machen, wenn da gleich so eine Schmierbacke reinkäme und mich anfasste? Während ich darüber noch nachdachte, hörte ich die Tür des Zimmers aufgehen und die hohe Stimme von Ebi.
    »So, die Herren, hier hätten wir die sechs Schönen der Nacht. Und? Haben wir zu viel versprochen?«
    Eine Stimme antwortete: »Na ja, gut aussehen tun sie.« Was die Stimme noch sagte, hörte ich nicht mehr, weil ich kurz vor einem Herzinfarkt stand. Denn diese Stimme kannte ich nur zu gut. Vorsichtig spähte ich durch den Türspalt und sah Nick im Zimmer stehen, gemeinsam mit Steven. Wenn ich nicht gerade auf der Toilette gewesen wäre, hätte ich mir wahrscheinlich vor Freude in die Hose gemacht. Das also war Nicks Undercover-Einsatz. Wir alle waren gerettet. Nur mit Mühe konnte ich ein lautes »Yes« unterdrücken. Vor lauter Aufregung biss ich mir in die Hand, damit ich mich – und ihn – nicht verriet. Nicks Stimme erreichte wieder mein Ohr.
    »Okay, reden wir mal Klartext. Die Weiber sind angelernt, und Sie können morgen frei Haus liefern, okay?«
    »Okay«, kam es selbstbewusst von Ebi zurück.
    »Gut, dann lassen Sie uns mal nach unten gehen und über das Geschäftliche sprechen«, sagte Nick, und die Tür fiel hinter den dreien zu. Schnell wie der Blitz sprang ich aus dem Bad und fiel Elena um den Hals.
    »Ihr seid gerettet, niemandem wird irgendwas passieren! Die beiden da eben sind verdeckte Ermittler der Polizei, wir werden alle befreit.«
    »Polizei?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Polizei ist nicht gut. Polizei schickt uns zurück nach Hause. Wir wollen hierbleiben.«
    Ich sah sie fassungslos an. »Elena, geht’s noch? Kriegt ihr eigentlich nicht mit, in was für einem Mist ihr hier steckt? Und was alles mit euch hätte passieren können? Ihr seid gleich in Sicherheit, und du beschwerst dich?«
    »Du verstehst nicht«, gab sie gleichmütig zurück. »Zu Hause wir hungern. Gibt nie genug Geld für Essen und Wohnung. Oder für Gas. Wohnung ist kalt. Leben zu schwer. Wir wollen auch mal leichtes Leben, nicht immer nur Kampf.«
    Beschämt sah ich sie an. Ich konnte sie irgendwie verstehen. Die sechs hatten in ihrem Leben bestimmt schon so viel Elend erlebt, dass sie dahin bestimmt nicht zurückwollten.
    »Du hast recht. Aber vielleicht gibt es für euch eine Möglichkeit, hierzubleiben. Ich meine, immerhin seid ihr Kronzeugen oder so was? Ohne eure Aussage kriegt die Polizei Hollerbeck nicht dran. Und dafür müssten sie sich doch erkenntlich zeigen.«
    »Bist ein gutes Mädchen. Aber lebst im Wunderland. Das ist Polizei, nicht die Samariter. Außerdem, wir haben schon was geregelt.«
    »Aber der, der eben hier war, das ist Nick, mein Freund. Und ich werde ihn bitten, dass ihr hierbleiben könnt. Da gibt es bestimmt eine Möglichkeit.«
    Weiter kam ich nicht, denn von unten kam so ein lautes Gepolter, dass wir es sogar durch die zwei Türen hören konnten. Erst jetzt kam mir eine Frage in den Sinn, die wohl wirklich gestellt werden musste. Wie um alles in der Welt sollte ich Nick erklären, was ich hier tat?
    Ich flitzte zurück ins Badezimmer. Nicht eine Sekunde zu spät, denn fast

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