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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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gleichzeitig gingen die beiden Türen zum Zimmer auf, und ich hörte, wie mehrere Männer den Raum betraten. Darunter Steven, der auf Russisch mit ruhiger Stimme zu den Mädchen sprach. Wusste gar nicht, dass der das konnte. Außer dem Wort Politsiya verstand ich gar nichts. Die Mädchen verließen das Zimmer, und ich hörte wieder Nicks Stimme.
    »Bringt die Zuhälter und die Mädchen ins Präsidium. Steven und ich fahren schon vor. Ronald, deine Männer durchsuchen das Haus. Wollen hoffen, dass uns hier nicht noch mehr Überraschungen erwarten.«
    Ich hörte, wie alle das Zimmer verließen. So ein Mist, was sollte ich jetzt nur machen? Ich beschloss, erstmal abzuwarten. Vielleicht hatten die Männer von diesem Ronald ja gar nicht gesehen, dass es hier noch zwei weitere Türen gab? Ich hörte eine Menge Stimmen und dann Autos, die wegfuhren. Ha, das klappte doch super. Alle waren weg, ich würde in mein Auto springen, zu Nick fahren, und keiner hätte was gemerkt.
    Vorsichtig schlich ich mich erst aus dem Bad und dann aus dem Zimmer. Aber es waren wohl doch nicht alle weg, denn nun hörte ich von unten wieder Stimmen. So leise es ging, stieg ich die Treppe runter und hatte die Haustür schon fest im Blick. Doch bevor ich sie erreichte, kamen zwei Polizisten in voller Kampfmonitur aus Hollerbecks Arbeitszimmer und sahen mich. Vor Schreck schrie ich laut auf.
    Beide hoben beruhigend die Hände. »Ganz ruhig. Wir sind Politsiya. Wir tun dir nichts. Du bist in Sicherheit.«
    Tja, von wegen. »Äh, ich spreche Deutsch. Ich bin die, also, die, ja, ich bin die Köchin hier.«
    Misstrauisch sahen die beiden mich an. »Dann müssen wir Sie bitten, mit unserem Einsatzleiter ins Präsidium zu fahren. Wir haben einige Fragen an Sie.«
    Ich lachte künstlich. »Ach, haha, das ist doch nicht nötig. Wir wollen dem guten Mann doch nicht mehr Arbeit machen, als er sowieso schon hat. Nein, nein, ich fahre einfach mit meinem eigenen Auto, das macht mir gar nichts aus.«
    »Und wo steht Ihr Auto?«, wollte der eine wissen.
    Tja, wo stand mein Auto? Hatte Hollerbeck das nachmittags einfach auf dem Hof stehen lassen oder vielleicht weggebracht?
    »Ich zeige es Ihnen«, sagte ich und ging mit den beiden im Schlepptau auf den Hof. Ein BMW , ein Volvo und ein großer Mannschaftswagen der Polizei standen dort, aber kein Corsa.
    »Hach, ich Schussel, ich bin immer so vergesslich. Ey Mann, wo is’ mein Auto? «, versuchte ich einen Witz. Die beiden lachten nicht. Sie kannten den Film wohl nicht.
    Angestrengt sah ich mich um. Wo könnte Hollerbeck den in der kurzen Zeit bloß hingebracht haben? Mein Blick fiel auf den Schuppen.
    »Ach, jetzt weiß ich es wieder. Ich habe heute Morgen hinter dem Schuppen geparkt. Ich wollte nicht, dass es in der prallen Sonne steht.« Die beiden sahen in den wolkenverhangenen Himmel und folgten mir.
    Tatsächlich, da stand mein kleiner Corsa. »Sehen Sie?«, sagte ich triumphierend. »Das ist mein Auto. Da setze ich mich jetzt rein und fahre direkt ins Präsidium. Da wird sich Ihr Chef aber freuen, oder?«
    Ich bekam keine Antwort, sondern die beiden gingen zum Corsa und schauten hinein.
    »Hm, da hatte wohl jemand eine kleine Reise vor, oder?«, fragte der erste. Mist, der Koffer und die Reisetasche für meine Fortbildung.
    »Nein, nein, nur eine kleine Weiterbildung. Kochen mit Senf, wissen Sie?«
    Bevor ich noch weiteren Blödsinn von mir geben konnte, hatte mich der zweite gepackt, zerrte meine Hände auf den Rücken und legte mir Handschellen an.
    »Genug jetzt von dem Quatsch. Sie stecken doch mit in dieser Sache drin. Ich werde Ihnen jetzt Ihre Rechte vorlesen, und dann geht’s ab mit Ihnen zur Vernehmung.«
    Fassungslos starrte ich die beiden an. Zum wohl ersten Mal in meinem Leben war ich sprachlos. Leider fand ich meine Sprache erst wieder, als ich schon auf dem Rücksitz des BMW saß und zwei andere Polizisten vorne einstiegen und mit mir losfuhren.
    »Hören Sie, das ist ein ganz großes Missverständnis. Bitte, glauben Sie mir, ich bin ganz bestimmt nicht kriminell. Aber ich kann auf gar keinen Fall mit ins Präsidium kommen, schon gar nicht mit Handschellen.«
    Der Beamte auf dem Beifahrersitz drehte sich halb zu mir um. »Einfach die Klappe halten, ja?«, bekam ich zu hören, und dann drehte er das Radio laut.
    Die Fahrt dauerte über eine Stunde, und ich zerbrach mir die ganze Zeit den Kopf, wie ich mich da rausreden konnte. Auf gar keinen Fall durfte ich Nick begegnen, schon gar nicht

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