Dumpfbacken
gefesselt wie ein Schwerverbrecher.
Ich trat mit meinem Fuß in die Rückenlehne des Beifahrers. Wütend machte dieser unhöfliche Mensch das Radio leiser. »Was jetzt noch?«
»Nur eine Kleinigkeit. Wenn Sie mich schon mitnehmen, dann bestehe ich darauf, von einer Frau verhört zu werden. Das ist bestimmt mein Recht. Ich will nur mit einer Frau reden.«
»So weit kommt es noch, dass wir uns von Pack wie dir vorschreiben lassen, wer Vernehmungen führt.« Mehr hatte er mir nicht zu sagen. Was für eine Frechheit, mich als Pack zu bezeichnen. Was war denn mit der Unschuldsvermutung? Lernten die das heute nicht mehr auf ihrer Polizeischule?
Mittlerweile waren wir in der Tiefgarage des Präsidiums angekommen. Ich wurde aus dem Wagen gezogen, in einen Fahrstuhl geschubst und landete in einem kleinen Zimmer, in dem nur ein Schreibtisch, zwei Stühle und ein Aktenschrank standen. »Du wartest hier, es kommt gleich jemand«, bekam ich zu hören, und endlich wurden mir diese schrecklichen Handschellen abgenommen. Dann gingen die beiden raus und schlossen hinter sich ab. So ein Verhörzimmer kannte ich ja mittlerweile schon. Ich suchte nach diesem Spiegel, den man immer in Krimis sieht und der eigentlich eine Glasscheibe war, durch die man beobachtet werden konnte. Gab aber keinen. Unruhig rutschte ich auf dem Stuhl hin und her und bettelte immer wieder »Bitte eine Frau, bitte eine Frau« vor mich hin.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ging die Tür endlich wieder auf. Im Türrahmen stand der unhöfliche Beifahrer und informierte jemanden, den ich nicht sehen konnte, über mich. »Personalien noch nicht festgestellt, behauptet, die Köchin zu sein. Hatte im Auto einen Koffer und eine Reisetasche.«
Ich verrenkte mir den Kopf, um zu sehen, an wen die Infos gerichtet waren. Es war ein Mann, der jetzt den Raum betrat. Und zwar einer, den ich leider kannte.
»Ich glaube es nicht. Ich glaube es einfach nicht«, schrie er mich an. »Was haben Sie denn nun wieder angerichtet? Was habe ich getan, um so bestraft zu werden?«
»Äh, hallo, Herr Hauptkommissar Schlüter. So schnell sieht man sich wieder, was?«
Er starrte mich nur an und schüttelte den Kopf.
»Äh, ja, Sie wollen bestimmt wissen, was ich hier tue. Ich kann das alles erklären, aber wir machen einen Deal, ja? Ich erzähle Ihnen alles, was ich über Hollerbeck weiß, und Sie verraten dafür Nick nicht, dass ich hier bin, okay?«
Schlüter wurde grau im Gesicht. Er murmelte irgendwas vor sich hin, das sich anhörte wie »Ich kann nicht mehr, ich kann einfach nicht mehr« und verließ den Raum.
Meine Güte, heute war definitiv nicht mein Glückstag. Ausgerechnet Schlüter.
Wenig später kam er wieder rein. Seine Gesichtsfarbe sah immer noch nicht wieder richtig gesund aus. Er setzte sich mir gegenüber an den Schreibtisch.
»Frau Wörthing. Ich möchte von Ihnen jetzt nur hören, was Sie in dem Haus von Herrn Hollerbeck zu suchen hatten. Keine Geschichten. Keine Ausschmückungen. Nur die reinen Fakten.« Er stellte so eine Art Kassettenrecorder an und sah mich resigniert an.
Also legte ich los und erzählte ihm alles. Die ganze Wahrheit. Nach fast einer halben Stunde kam ich zum Ende. »So war das, Herr Kommissar. Und diesmal habe ich doch wirklich keine Schuld, oder? Ich meine, ich war ja sogar bei Ihnen, um zu hören, ob die Polizei irgendwas tun könnte.«
Schlüter blickte mich mit trüben Augen an.
»Sie waren bei mir und haben erzählt, dass Sie ein Buch schreiben wollen. Nicht, dass ich Ihnen das geglaubt hätte. Aber von Ihren Problemen haben Sie kein Wort gesagt. Da hätte man doch drüber reden können. Wir kennen uns ja leider lange genug.« Er rieb sich mit den Händen über die Augen. »Aber gut, das bringt uns jetzt nicht weiter. Sie sagten, Ihre Kollegin hat den Hausverkauf mit Herrn Hollerbeck abgewickelt?«
»Ja, das war Mimi. Die ist spitze in ihrem Job. Und außerdem meine beste Freundin.«
»Aha. Trotzdem brauchen wir sie hier für eine Aussage. Sie soll bitte gleich am Montagmorgen um zehn zu mir kommen. Und die vollständige Akte zu diesem Hausverkauf mitbringen. Dann jetzt noch mal zu dieser Jersey. Kennen Sie ihren vollen Namen?«
»Äh, nein, leider nicht mal den richtigen Vornamen. Jersey ist ihr Künstlername, aber klingt schon klasse, oder? Wenn ich mal eine Tochter haben sollte, stünde der Name ganz oben auf meiner Favoritenliste.«
Schlüter murmelte mal wieder, ich glaube, es war so was wie »Da sei der liebe Gott
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