Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
Vom Netzwerk:
Sonst fange ich gleich wieder an zu heulen und kann nicht arbeiten.«
    »Okay«, stimmte Mimi zu. »Aber wir können es heute etwas ruhiger angehen lassen, Bernie hat den ganzen Tag Termine und kommt erst morgen wieder.«
    Gegen halb eins klingelte mein Telefon.
    »Alice? Hier ist Mama. Was soll ich denn nachher anziehen? Ich will doch einen guten Eindruck machen.«
    Es dauerte einen Moment, bis es mir wieder einfiel. Richtig, heute war ja Nicks Training. Das war meine Chance.
    »Das ist von hier aus nicht so leicht zu sagen. Weißt du was? Ich habe sowieso gleich Mittagspause, ich komme vorbei und helfe dir, etwas auszusuchen, ja?«
    »Also, das ist aber wirklich nett von dir. Dann bis gleich.«
    Mimi sah mich fragend an, und ich setzte sie ins Bild.
    »Das ist doch die Gelegenheit, meinst du nicht? Wenn er mich sieht, muss er doch mit mir sprechen, oder?«
    »Ein sehr guter Plan«, bestätigte Mimi. »Willst du mein neues Lipgloss nehmen? Das steht dir bestimmt total gut.«
    Mit dem Lipgloss in der Hand rannte ich zur Toilette und betrachtete mich im Spiegel. Als hätte ich es heute Morgen schon geahnt. Ich trug schwarze Leggings, einen rosa Mini, ein schwarzes Oberteil und dazu noch schwarze High Heels, das sah alles in allem ziemlich gut aus. Und Mimis Lipgloss war wirklich scharf.
    »Okay, ich fahre los. Wünsch mir Glück, ja?«, bat ich sie.
    »Brauchst du nicht. Alles wird gut«, war sie überzeugt.
    Meine Mutter machte die Tür auf – und sah aus wie Tamara, die tanzende Fleischwurst. Sie hatte sich in eins von Melindas schwarzen Strickkleidern gezwängt, trug dazu beigefarbene Strumpfhosen und komische schwarze Pumps, die vielleicht in den Achtzigern mal angesagt waren.
    »Äh, Mama, also, das sieht schon gut aus, aber ich glaube, ein Kleid ist nicht ganz das Richtige. Stell dir vor, du wirst gebeten, mitzumachen. Vielleicht eine Geisel spielen oder so. Das ist dann im Kleid blöd.«
    Zum Glück stimmte sie mir zu. Ich wusste, dass Jungs sich die Mütter immer genau anguckten, um zu sehen, wie die Tochter später aussah. Und so sollte Nick sich mich nicht vorstellen, auf gar keinen Fall.
    Wir suchten meiner Mutter eine schwarze Hose und einen roten Pullover heraus. »Dazu ziehst du noch deine schwarzen Stiefeletten an, die mit dem breiten Absatz. Das sieht gut aus, und du kannst dich bewegen.«
    »Und was ist jetzt mit dir und Nick? Habt ihr euch ausgesprochen?«, wollte sie wissen.
    »Nein«, musste ich zugeben, »da war noch nicht so die richtige Gelegenheit dazu.«
    »Na, dann helfe ich dir gerne«, freute sich meine Mutter. »Ich lasse euch beide erstmal fünf Minuten allein, dann könnt ihr diese dumme Geschichte ganz in Ruhe aus der Welt schaffen.«
    »Oh ja, Mama, bitte. Das ist eine gute Idee.«
    Hektisch schaute ich alle zwei Minuten auf die Uhr, und nach einer gefühlten Ewigkeit sah ich endlich aus dem Küchenfenster Nicks schwarze C-Klasse vor dem Haus parken. Mein Herz schlug vor lauter Aufregung wie verrückt. Und als Nick aus dem Auto stieg, wurde es noch schlimmer. Er trug Jeans, darüber ein blaues Hemd, und die dunklen Haare fielen ihm in die Stirn. Mit dem typischen Nick-Gang kam er auf die Haustür zu. Meine Mutter stürzte an der Küche vorbei und riss die Tür auf. Großartig. Was war denn bitte mit meinen fünf Minuten?
    »Nick, wie schön, dich zu sehen. Ich bin ja schon so aufgeregt. Wird es gefährlich werden?«
    Ich hörte Nick lachen. Oh Gott, dieses Lachen, selbst das war dermaßen sexy.
    »Keine Angst, ich passe schon auf dich auf.«
    Fast hätte ich mit dem Fuß aufgestampft. Auf mich sollte er aufpassen, nicht auf meine Mutter. Entschlossen schob ich mich aus der Küche.
    »Hey, Nick«, sagte ich vorsichtig und zu meiner Mutter: »Du hast noch Kuchen im Backofen, den solltest du mal rausholen.«
    »Kuchen? Ich habe doch gar nicht gebacken«, sagte sie erstaunt, bis bei ihr der Groschen fiel. »Oh, ja, natürlich, der Kuchen«, kicherte sie und machte dabei auch noch so alberne Anführungszeichen in die Luft.
    Toll. Wie unauffällig und subtil. Wenigstens verschwand sie Richtung Küche.
    Nick sah mich an. War das ein ausschließlich ernster Blick, oder zuckte ein Mundwinkel? Wenigstens ein bisschen?
    Irgendetwas musste ich jetzt sagen. Konnte ja nicht so schwer sein. Diese Stille war peinlich. »Mach endlich den Mund auf«, sagte ich zu mir selbst. »Sag irgendwas. Sag einfach: ›Schön, dich zu sehen.‹ Gib dich erwachsen und ruhig. Sag jetzt was!«
    »Ist das Hemd neu?«,

Weitere Kostenlose Bücher