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Dumpfbacken

Dumpfbacken

Titel: Dumpfbacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Klein
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liegt es an dir. Ich hoffe, du hast verstanden, dass ich alles, was ich gesagt habe, ernst gemeint habe. Rennst du jetzt zu den Bullen, hast du nichts gewonnen. Mich finden sie nicht, aber ich werde wissen, ob du geredet hast. Es gibt ein paar Jungs bei den Bullen, die mit ihrem Beamtengehalt nicht so ganz über die Runden kommen, wenn du verstehst. Also, sei vernünftig. Du wirst in zwei Wochen von mir hören.«
    Und schon war ich auf dem Parkplatz allein. Ich schloss mein Auto auf und suchte zuerst mal meine Tasche. Endlich fand ich sie unter der Rückbank. Zuerst brauchte ich mein Handy. Ich schaltete es an und sah nur »Kein Empfang«. Na gut, im Wald gab es wohl keine Sendemasten. Wo ich hier war, wusste ich leider nicht, darum fuhr ich erstmal vom Parkplatz und auf die Straße. Nach ein paar Kilometern versuchte ich es wieder. Leider flackerte mein Handy nur noch einmal und ging dann wieder aus. Mist, Akku leer. Gut, dann musste ich eben erst nach Hause fahren, von da aus könnte ich dann ja wieder telefonieren. Sofern ich denn nach Hause fand. Ich fuhr bestimmt eine halbe Stunde in irgendeine Richtung, bis ich endlich ein Schild entdeckte, das mir den Weg in die Stadt zeigte.
    Um kurz nach sechs Uhr bog ich endlich in meine Straße. Ich stellte das Auto ab und sah erstmal vorsichtig von rechts nach links. Als ich niemanden entdeckte, rannte ich schnell in meinem schlimmen Outfit hoch in meine Wohnung. Ich hatte im letzten Jahr schon viel Fürchterliches erlebt, aber wenn mich jemand in diesen Klamotten sah, würde das alles toppen. Erleichtert schlug ich die Wohnungstür hinter mir zu und rannte ins Schlafzimmer. Erstmal diese Jogginghose und das T-Shirt loswerden! Im Bademantel ging ich wieder in den Flur, holte mein Handy und stöpselte es an die Steckdose. Erwartungsvoll starrte ich auf das Display. Aber – da waren ja weder Nachrichten noch Anrufe in Abwesenheit drauf. Na ja, ohne Empfang war das wohl auch schlecht möglich, tröstete ich mich. Wenigstens mein Anrufbeantworter blinkte. Der war bestimmt komplett voll. Ich hörte »Sie haben eine neue Nachricht«. Was? Nur eine? Das gab’s doch gar nicht. Ich war verschleppt und gegen meinen Willen festgehalten worden – und das interessierte niemanden? Am besten hörte ich mir die Nachricht mal an.
    »Hey, Alice, Mimi hier. Geht es dir immer noch so schlecht? Ich habe Bernie gesagt, dass du noch krank bist. Er übernimmt deinen Elf-Uhr-Termin. Ruf mich an.«
    Großartig. Niemand hatte mich vermisst. Damit war wohl auch meine Fantasie eines stammelnden Nicks passé.
    Darüber würde ich später nachdenken. Erstmal brauchte ich eine lange Dusche und eine gründliche Haarwäsche. Und unbedingt eine Feuchtigkeitsmaske, meine arme Haut, ungepflegt und fern der Heimat, fühlte sich richtig rau an.
    Um halb acht war ich mit meiner Wiederherstellung fertig – und jetzt? Vielleicht war es doch nicht so schlecht, dass mich niemand vermisst hatte. Dadurch blieb mir ein bisschen mehr Zeit, um zu überlegen, wie ich mich verhalten sollte. Auf gar keinen Fall wollte ich dabei helfen, Frauen zu verstecken. Aber mein Leben sollte auch keine Hölle werden. Ein Teufelskreis. Und eigentlich auch mein größtes Problem derzeit, aber so fühlte es sich nicht an. Viel mehr belastete mich noch der Streit mit Nick. Seit unserem Telefongespräch am Sonntag hatte ich nichts mehr von ihm gehört, und heute war schon Mittwoch. Das war gar nicht gut.
    Bevor ich weiter in meiner Wohnung hockte und grübelte, fuhr ich lieber zur Arbeit. Schließlich konnte ich jetzt wieder selbst entscheiden, wann und wo ich hinging. Da waren zum Glück keine Rottweiler mehr vor meiner Tür, die mich daran hinderten. Man musste auch für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein.
    Bis Mimi kam, hatte ich schon zwanzig E-Mails beantwortet und die erste Post bearbeitet.
    »Alice«, freute sie sich, »super, dass du wieder da bist. War total langweilig hier ohne dich. Geht es dir besser?«
    Ich hatte zu Hause beschlossen, meine kleine Episode mit Jersey erstmal für mich zu behalten. Ich wusste selbst noch nicht, wie ich damit klarkommen sollte. Das musste ich erstmal für mich herausbekommen, bevor ich andere da mit reinzog.
    »Ja, ein bisschen. Danke, dass du mich gedeckt hast. Mir war einfach nicht nach Arbeiten.«
    »Kann ich verstehen«, sagte Mimi. »Hast du dich mit Nick wieder vertragen?«
    Meine Mundwinkel sackten nach unten. »Nein. Er hat sich überhaupt nicht gemeldet. Themenwechsel, okay?

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