Duncans Lady
Gefährt gewesen.
Wenn er auf der Straße gewesen wäre.
Er schien bis tief in sein Inneres zu frösteln. Seine Hände begannen zu zittern. Das Spiel „Was wäre, wenn“ spielte er nur selten. Aber dieses Mal stellte er es sich vor, und die Antwort war einfach. Wenn er auf der Straße gewesen wäre, wäre er jetzt tot.
Er spähte noch einmal zum Abhang. Das Licht war verschwunden, nicht einmal das Mondlicht beschien den Felsvorsprung unter ihm. Er stand auf und stellte fest, dass seine Knie zitterten. Er starrte über den schroffen Rand der Schlucht, aber es war nichts zu sehen. Kein Licht, keine Frau, nichts, was in irgendeiner Weise ungewöhnlich wäre.
Für lange Zeit verharrte er noch so.
Mara liebte ihre Schafe, vor allem die Lämmer. Aber selbst sie musste zugeben, dass es kaum dümmere Geschöpfe in der Nahrungskette gab. Als sie und Guiser die Schafe für die Nacht in den Pferch trieben, stellte sie fest, dass eines der Mutterschafe und seine zwei Lämmer fehlten. Sie war müde, und die Aussicht, die Tiere jetzt noch suchen zu müssen, gefiel ihr gar nicht. Sie war früh aufgestanden, um dem Schafscherer zu helfen, der gekommen war, um die letzten Schafe zu scheren. Bei allem, was er ihr erklärt hatte, hatte sie gut aufgepasst und anschließend versucht, das letzte Schaf allein zu scheren.
Doch sie musste feststellen, dass nicht einmal die unabhängigste Einsiedlerin alle Arbeiten allein erledigen konnte.
Gewöhnlich machte sie sich um vermisste Schafe keine allzu großen Sorgen. Aber dieses Schaf war zum ersten Mal Mutter geworden und hatte sich noch nicht ganz an die neue Rolle gewöhnt. Es war noch nicht in der Lage, seine Kinder vor Gefahren zu schützen. Vor mehreren Tagen hatte Mara eines der Lämmer zwischen zwei Felsen eingeklemmt gefunden, während die Mutter zufrieden in einiger Entfernung graste und das klägliche Blöken des Lamms ignorierte.
Also war Mara seit Einbruch der Dunkelheit unterwegs und suchte ihre Tiere. Ausnahmsweise einmal war Guiser keine große Hilfe. Den ganzen Tag hatte er hart gearbeitet, und jetzt war er fest entschlossen, sich seine wohlverdiente Pause zu gönnen. Während sie, mit einer Laterne in der Hand, die Wiesen absuchte, schlich er neben ihr her, ohne große Begeisterung oder Eigeninitiative zu zeigen. Als sie die Suche gerade aufgeben wollte, fand sie das Mutterschaf und die beiden Lämmer, die sich bereits unter einer Kastanie zur Ruhe gelegt hatten.
Jetzt standen sie sicher bei den anderen Tieren im Pferch, und Mara war bereit für ein warmes, wohlduftendes Bad und ein Drei-Gänge-Menü von einem Gourmet-Koch.
Doch heiße Bäder und Feinschmeckermenüs waren für sie nur noch Erinnerungen aus der Vergangenheit.
Sie öffnete ihren Umhang, um ihn an einen Haken neben der Tür zu hängen, als sie das Klopfen hörte. Sie erschrak. Guiser schlief neben dem Feuer, und er wedelte nicht einmal mit dem Schwanz.
„Wer ist da?“, rief sie.
„Ich bin’s, Duncan Sinclair.“
Es tat ihr leid, dass sie gefragt hatte und stellte verwirrt fest, dass sie ihn nicht erwartet hatte. Sie bedauerte, dass der uralte Codex der Highlands ihr befahl, jeden Fremden willkommen zu heißen.
Sie öffnete die Tür und trat zurück, um ihn hereinzulassen. Das einzige Licht kam vom Feuer und von der Laterne, die sie an eine der offenen Dachbalken gehängt hatte. Sie konnte sein Gesicht deutlich genug erkennen, um zu sehen, wie sich der Ausdruck änderte, als er sich umschaute.
„Was immer Sie für das Cottage gezahlt haben, es war zu viel“, sagte er rundheraus.
„Ich habe Iain gar nichts dafür gezahlt.“
Er runzelte die Stirn. „Das ist immer noch zu viel.“
„Ich habe Iain nichts dafür gezahlt, weil ich es selbst gebaut habe.“ Sie machte eine Geste, die den ganzen Raum mit einschloss. „Stein für Stein. Ich habe Iain das Land abgekauft, zu einem fairen Preis.“
„Sie haben es selbst gebaut?“
„Aye, und ich bin stolz darauf.“
Daraufhin sagte er nichts mehr. Sie wusste, was er sah. Das kleine, in zwei Räume unterteilte Cottage wurde in den Highlands Croft genannt. An beiden Enden des Hauses gab es Feuerstellen. Bei der einen hingen Töpfe und Kessel an Ketten über dem Feuer. Auf ihre Kamine war Mara außerordentlich stolz. Sie hatte über den Plänen gebrütet und sie sicherlich ein halbes Dutzend Mal überarbeitet, ehe sie den ersten Stein gemauert hatte. Sie hatte nie erwartet, dass sie so perfekt ziehen würden, aber irgendwie hatte sie es
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