Duncans Lady
hinbekommen.
„Das ist unglaublich“, sagte er schließlich.
„Warum sind Sie gekommen, Duncan?“
Er sah sie an. Die Haare klebten an ihren Wangen, im Nacken waren sie ganz strähnig. Sie trug den dunkelgrünen Umhang, in dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. „Waren Sie draußen?“, wollte er wissen.
„Ja.“ Sie streifte den Umhang ab und hängte ihn an den Haken. Dabei hatte sie ihm den Rücken zugedreht. „Sie klingen überrascht. Crofter leben draußen, oder zumindest taten sie das früher. Das Haus war nur zum Schlafen da.“
„Was haben Sie draußen gemacht? Wo genau waren Sie?“
Sie sah ihn an. „Ist etwas passiert?“
„Waren Sie unten bei der Straße?“
„Dort, und an bestimmt hundert anderen Stellen.“
„Waren Sie vor nicht allzu langer Zeit an der Straße?“
Sie erkannte, was ihr zuerst entgangen war. Er war so aufgeregt, wie ein Mann wie Duncan Sinclair nur sein konnte. Irgendetwas hatte sein Selbstvertrauen erschüttert.
Das fand sie befriedigend.
Sie wandte sich ab und durchquerte den Raum, um Wasser aus einem Kessel in eine Waschschüssel auf dem Herd zu schütten. Sie seifte ihre Hände ein und spülte sie ab, dann nahm sie einen Lappen und tauchte ihn ins Wasser. Anschließend wischte sie sich damit über die Stirn und die Wangen und beendete die Prozedur, indem sie den Lappen noch einmal ausspülte und sich den Hals wusch. „Es tut mir leid, aber ich bin bis auf die Haut durchnässt und mit Matsch bespritzt. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus.“
„Haben Sie kein fließend Wasser hier?“
„Nein. Und auch keinen Strom oder Telefon. Darum konnte ich Sie auch nicht anrufen, als April mich besucht hat. Aber ich habe ein warmes Feuer und zwei Sessel davor. Sie können mir bei einer Tasse Tee Gesellschaft leisten, wenn Sie möchten.“
Sie sah ihn nicht an, um zu erfahren, wie er sich entscheiden würde. Sie schüttete die Teeblätter aus einem Glas auf dem Regal in eine Teekanne aus brauner Keramik und goss den letzten Rest heißen Wassers aus dem Kessel hinein. „Ich habe noch ein paar Crumpets, die wir toasten können“, sagte sie. „Ich habe heute Abend noch nichts gegessen, und ich bin fast am Verhungern.“
„Warum haben Sie nichts gegessen?“
Seine Stimme erklang direkt hinter ihr. Sie schien niemals genau zu wissen, wo er war, und das war ihr unangenehm. „Ich habe eines meiner Mutterschafe und seine Lämmer gesucht. Es war ein langer Tag.“
„Und haben Sie auch bei der Straße gesucht?“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich überall und nirgends war.“
Duncan fragte sich, ob er langsam den Verstand verlor. Er sah sie an und sah wieder die Lichtgestalt einer Frau vor sich. Die Erscheinung hatte Maras Größe gehabt, mit wehenden Haaren und einem langen Kleid – oder einem Umhang.
Er ließ sich in einen der Sessel sinken. Seine Beine waren immer noch überraschend schwach.
Sie zog den anderen Sessel näher ans Feuer. Dann nahm sie die Haarbürste vom Kaminsims und hielt sie mit einem seltsamen Lächeln in die Höhe. „Mein Föhn“, erklärte sie. Sie begann, ihre Haare zu bürsten und hielt die langen Strähnen dem Feuer entgegen. Sobald sie eine Strähne losließ, fiel sie sanft wie eine Wolke auf ihre Schultern. Es erinnerte Duncan an das Engelshaar auf den Weihnachtsbäumen seiner Kindheit. Schweigend bürstete sie sich weiter. „Was ist auf der Straße passiert, Duncan?“, fragte sie schließlich. „Hatten Sie Probleme, bei diesem Nebel den Beinn Domhain hinaufzukommen?“
„Ich bin gut hochgekommen. Bis auf diese kleine Sache mit dem Lastwagen, der mir entgegenkam.“
Mara hielt einen Augenblick inne. „Sie wissen, wie das mit den Ausweichstellen funktioniert, nicht wahr?“
„Ich schon. Aber ich bin mir nicht sicher, ob der Fahrer des LKWs das wusste. Wenn er noch schneller gefahren wäre, hätte er abgehoben.“
„Aber Sie sind in Ordnung? Oder sind Sie verletzt?“
„Nein. Ich hatte gerade angehalten, um mir etwas anzusehen.“
Sie fuhr fort, ihr Haar zu bürsten. „Gott sei Dank. Die Fahrer sind auf dieser Straße meistens sehr vorsichtig. Vielleicht hatten seine Bremsen versagt. Sie haben Glück, dass Sie gerade angehalten haben. Was wollten Sie sich anschauen?“
Sie war fertig und hatte die Bürste beiseite gelegt, ehe er antwortete.
„Es war nur ein Busch im Mondlicht, oder vielleicht im Scheinwerferlicht des Lastwagens. Heute ist Vollmond, selbst wenn der Nebel ihn fast völlig verdeckt.“
„Ich
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