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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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werde die Crumpets holen.“
    Duncan beobachtete, wie Mara sich eifrig neben dem Feuer zu schaffen machte. Sie trug einen langen Pullover in Grün- und Violetttönen, wie Heidekraut, und einen dunklen Wollrock, der bis an den Rand ihrer Stiefel reichte. Sie bewegte sich mit ungewöhnlicher Anmut, und unter anderen Umständen wäre es ihm ein Vergnügen, ihr zuzusehen. Aber seit seiner Begegnung mit dem Tod war die Welt nicht mehr, wie sie einmal war. Er war viel zu aufgewühlt, um ihre femininen Reize angemessen würdigen zu können.
    „Fergus Grant ist letzte Nacht gestorben“, sagte er. „Wussten Sie das?“
    Sie hielt nur einen winzigen Moment in ihrer Bewegung inne, so kurz, dass er es nicht bemerkt hätte, wenn er sie nicht so aufmerksam beobachtet hätte. „Aye.“ Sie griff nach einer Dose und entfernte das Etikett. Sie legte die pfannkuchenähnlichen Crumpets auf zwei angeschlagene Teller. „Die Nachbarn haben sich abgesprochen, um Mrs. Grant etwas zu essen zu bringen.“
    „Sie wirken nicht überrascht, Mara. Wir dachten alle, es würde ihm wieder besser gehen.“
    Sie antwortete nicht.
    „Letzte Nacht war Vollmond“, sagte er.
    „Ich bin mir sehr wohl bewusst, wie der Mond steht.“
    „Sie sagten, Fergus würde bei Vollmond sterben. Und Sie hatten recht.“
    „Aye. Aber ich wünschte, ich hätte mich geirrt.“ Sie drehte sich um und sah ihn an. „Und ich wünschte, ich hätte es Ihnen nie erzählt.“
    „Aber Sie haben es mir gesagt.“
    „Aye.“ Sie setzte sich wieder und stellte ein Tablett mit einem Buttertopf und den beiden Tellern mit den Kuchen vor ihn. Sie nahm zwei Gabeln mit langen Griffen von einem Haken neben dem Kamin und reichte ihm eine davon.
    Wortlos ergriff er sie.
    Sie spießte ihren Crumpet auf und hielt ihn vor das Feuer, gerade dicht genug, um ihn zu erwärmen. „Also, was denken Sie jetzt, Duncan? Bin ich einfach nur abgedreht, wie Sie es beim letzten Mal formuliert haben? Oder steckt da vielleicht doch mehr hinter, als Sie zugeben wollen?“
    „Woher wussten Sie, dass Fergus sterben würde? Und wann? Haben Sie eine medizinische Ausbildung?“
    „Ja. Aber nennen Sie mir eine Universität auf der ganzen Welt, auf der den Studenten beigebracht wird, die Todesstunde eines Patienten vorherzusagen. Ich wäre Ihnen zutiefst dankbar. Weil es dann nämlich eine wissenschaftliche Erklärung für diese Fähigkeit gäbe, die ich schon als Kind hatte.“
    „Was für eine Fähigkeit?“
    Sie antwortete nicht.
    Am liebsten hätte er eine verächtliche Bemerkung gemacht, um dann zu verschwinden. Aber das ging jetzt nicht mehr. „Warum haben Sie mir nichts davon erzählt?“
    „Sind Sie denn wirklich offen für so etwas?“ Sie hob den getoasteten Kuchen hoch und musterte ihn. Dann warf sie Duncan einen schnellen Blick zu, ehe sie die Gabel wieder ans Feuer hielt.
    Er wusste nicht, ob er offen war für das, was sie zu sagen hatte. Er hatte die Auswirkungen der New Age Philosophie aus nächster Nähe kennengelernt. Seine Ehe und beinahe auch seine Tochter waren dadurch zerstört worden. Er war schon immer ein Skeptiker gewesen. In den letzten drei Jahren jedoch war er mehr als skeptisch geworden.
    Aber Mara war nicht Lisa.
    Er betrachtete sie im Schein des Feuers. Mara hatte nicht Lisas nervöse, schon fast manische Energie. Sie suchte keine Sicherheit. In allem, was sie tat, lag eine ruhige Selbstgewissheit. Und sie hatte dieses Croft gebaut, ein ungewöhnlicher Nachbau eines alten schottischen Landarbeiterhäuschens. Sie lebte hier ganz für sich, unter Bedingungen, die die meisten Menschen bestenfalls als äußerst aufreibend empfinden würden. Und sie war stolz auf alles, was sie erreicht hatte.
    Es war ihm unangenehm, dass Mara MacTavish solche Faszination auf ihn ausübte. Er wollte sich von keiner Frau in den Bann ziehen lassen, und schon gar nicht von einer, die ihre Wurzeln hier in den Highlands hatte. Er wollte nur so lange in Druidheachd bleiben, bis er das Sinclair Hotel so weit in Schuss gebracht hatte, damit beim Verkauf ein kleiner Gewinn für ihn heraussprang. Dann würde er mit April weit weg gehen, ein neues Geschäft aufbauen und ein neues Leben beginnen.
    Er wollte sich von Mara MacTavish nicht in den Bann ziehen lassen, aber genau das war geschehen.
    „Nein, ich bin nicht offen für so etwas.“ Er griff nach seinem Crumpet und spießte ihn auf. „Ich bin mir aber auch nicht sicher, ob Offenheit wirklich so ein Vorzug ist. Ich habe zu viele Menschen gesehen,

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