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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Tatsache nicht vollkommen ignorieren. Doch kaum kratzte man an der dünnen Schicht moderner Einstellungen, kam darunter ein tief verwurzelter keltischer Aberglaube zum Vorschein. Wenn rationale, wissenschaftliche Methoden keine schnellen Antworten lieferten, reichte auch eine Erklärung aus der heidnischen Vergangenheit.
    Im Stillen schimpfte er auf die Dorfbewohner, bis er auf die Straße zu Maras Cottage einbog. Doch während der letzten halben Stunde hatte er sich ein wenig beruhigt. Druidheachd mochte vielleicht in engerem Kontakt mit der eigenen Geschichte stehen als die meisten Orte. Man erzählte sich gerne Legenden und Schauergeschichten und hielt geheimnisvolle Ereignisse in Ehren. Doch Druidheachd war wie jeder andere Winkel des Universums, und die Menschen hier waren so wie überall. Sie brauchten und suchten nach Antworten. Sie waren bereit, sich mit alten Erklärungen zufrieden zu geben, wenn die neuen nichts taugten.
    Primrose hüpfte den Pfad zu Maras Cottage hinauf, und April rannte ihm nach. Guiser kam angelaufen, um sie zu begrüßen, und nachdem er Primrose beschnuppert hatte, trottete er davon, mit dem Welpen auf den Fersen. Duncan erklomm den Hügel und sah Mara, wie sie neben ihrem Haus Holz unter einem großen schwarzen Eisenkessel aufschichtete.
    Er musste an jedes Märchen denken, das er je als Kind gelesen hatte, an jeden Cartoon in der Sonntagszeitung über Hexen und schwarze Katzen. Mara trug einen weiten Kittel über ihrem Kleid, und das Haar war zu einem langen hellen Zopf geflochten. Hätte sie einen spitzen Hut getragen, hätte er womöglich die Flucht ergriffen, obwohl sie unglaublich schön war.
    „Was machst du da?“ April setzte sich in Trab. Mara drehte sich um, ließ die Holzscheite, die sie gerade aufgehoben hatte, fallen und öffnete die Arme für seine Tochter.
    Sie hob April hoch und wirbelte sie herum. „Von der Sonne hast du ja ganz rote Wangen bekommen“, sagte sie. „Hübsch siehst du aus!“
    Duncan hob den Blick zum Himmel. Wenn es heute Sonne gab, dann nur die schottische Variante, versteckt hinter Wolken und gerade oft genug hervorblinzelnd, um sie zu necken.
    Er erreichte die beiden. „Wenn ich ein Fremder wäre, würde ich denken, dass du mich gleich in einen Frosch verwandelst. Oder dass ich zusammen mit den Augen eines Molches und den Flügeln einer Fledermaus als geheimer Zaubertrank enden werde.“
    „Wenn du ein Fremder wärst?“ Sie hob eine Augenbraue. „Du klingst, als würdest du es auch als Freund nicht ganz von dir weisen.“
    „Was machst du da?“
    „Ich will färben. Ich dachte, es könnte April Spaß machen, mir dabei zu helfen.“
    Sein Blick fiel auf den Boden des Kessels, in dem verdächtige Bündel getrockneter Pflanzen lagen. „Damit färbst du?“
    „Aye. Die meisten Kräuter habe ich selbst gezogen oder gesammelt. Willst du meinen Garten sehen?“
    Duncan merkte, dass das eine der Quellen ihres Stolzes war. Ohne Zweifel besaß sie einen grünen Daumen. Obwohl das Wetter nicht wirklich warm war, waren die mit Steinen abgegrenzten Beete mit interessanten Blättern und gelegentlich mit bunten Blüten übersät. „Ich bin dafür bekannt, dass ich Pflanzen null Komma nichts umbringe“, warnte er. „Mein Vater ist schier mit mir verzweifelt.“
    „Wirst du meine Kräuter vernichten, indem du einfach nur an ihnen vorbeigehst?“
    „Ich übernehme keine Garantie.“
    „Willst du den Garten auch sehen?“, fragte sie April.
    „Ich suche lieber Guiser.“
    „Mach das.“ Mara setzte das Mädchen wieder auf den Boden. „Ab mit dir. Und bring ihn mit zurück, wenn du ihn findest.“
    „Kann ihr wirklich nichts passieren?“, fragte Duncan.
    „Guiser wird nicht weit weg sein. Er zeigt nur Primrose sein Reich.“ Sie sah ihn nicht an. Sie beobachtete April, bis sie hinter dem Kuhstall verschwunden war.
    Duncan legte ihr eine Hand auf die Schulter. Endlich drehte sie sich um und hob den Blick, um ihn anzuschauen. „Ich habe dich vermisst“, sagte er.
    „Ich weiß nicht, was ich von dir halten soll, Duncan.“
    Die Art und Weise, wie sie seinen Namen aussprach, machte merkwürdige Dinge mit ihm. Für Mara war er Duun-kin, und das Wort kam ihr so flüssig und melodisch über die Lippen, dass es fast wie ein Kosewort klang. „Das musst du ja auch nicht“, sagte er. „Können wir nicht einfach sehen, wo uns das alles hinführt?“
    Sie lächelte über seinen Akzent, der sich verdächtig schottisch anhörte. „Ich kann schon fast den

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