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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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haben? Ich habe mich schon gefragt, was du mit ihnen anstellst.“
    „Duncan“, sagte sie ernst. „Du musst es mir versprechen.“
    „Bei meiner Ehre.“
    „Hebe deine Hand.“
    Er gehorchte.
    „Dann kannst du mir jetzt folgen.“ Sie drehte sich um, und schob sich, den Rücken an den Felsen gepresst, daran vorbei, wobei sie sorgfältig darauf achtete, wohin sie ihre Füße setzte. „Achte nur darauf, wo du hintrittst, dann passiert dir nichts.“
    „Die Schafe zu scheren hört sich immer verlockender an.“
    „Hast du Höhenangst?“
    „Nein. Nur Angst, mir den Hals zu brechen.“
    „Wenn du aufpasst, wirst du nicht fallen. Und wenn du fällst, dann habe ich ein stabiles Seil. Irgendwo.“ Sie lächelte. „Glaube ich jedenfalls.“
    Er folgte ihr und entdeckte, dass der Boden unter dem großen Brocken aus Felsen bestand. Der Pfad war breiter, als er aussah. Von der anderen Seite ergriff Mara seine Hand. „Willkommen am Lon an Sith.“
    „Lon an Sith?“
    „Der Bach der Feen. Schau nach unten. Siehst du?“
    Der Pfad führte dreißig Meter oder mehr steil bergab, ehe er wieder breiter wurde. Dahinter erblickte er das Paradies. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Das Fleckchen war vollkommen unberührt, als ob nie eine Menschenseele ihren Fuß dorthin gesetzt hätte. Eine Vielzahl von Pflanzen bedeckte die vielleicht drei Morgen große Schlucht. An einer Seite plätscherte ein Bach in seinem steinernen Bett, sammelte sich zwischen zwei Felsen, wurde wieder schmaler und verschwand im Grün.
    „Es ist zauberhaft.“
    „Der Abstieg ist nicht ganz einfach. Bist du bereit?“
    Er hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
    Fünf Minuten später standen sie am Eingang der Schlucht.
    „Ich habe Rotwild hier gesehen, und im ersten Jahr, das ich hier verbrachte, hat eine Füchsin dort drüben ihren Bau angelegt.“ Sie zeigte ihm die Stelle. „Es gibt Schneehühner, Birkhühner und Raufußhühner, und manchmal schwimmen wilde Schwäne in dem kleinen Teich.“
    „Es ist unglaublich.“
    „Es ist vor Menschen und wilden Tieren geschützt, ebenso wie vor den schlimmsten Witterungseinflüssen. Hier wachsen Pflanzen, die ich noch nirgends sonst in der Gegend gesehen habe. Von denen wollen wir heute Samen sammeln.“
    „Was hast du damit vor?“
    „Ich will sie in meinem Garten aussähen. Vielleicht gehen sie an. Die Menschen haben der Gegend hier arg zugesetzt. Wir haben die Schafe hergebracht und fast alle Bäume abgeholzt. Und jetzt bepflanzen wir die Berge und Hänge mit Pflanzen, die hier in den Highlands gar nicht heimisch sind. Wir sollten das wieder herstellen, was wir zerstört haben.“
    „Und das ist dein Beitrag dazu?“
    „Es ist nur eine kleine Sache.“
    „Genug kleine Dinge zusammen ergeben eine große Veränderung.“
    „Aye, das denke ich auch. Jetzt müssen wir vorsichtig sein, wenn wir die Samen sammeln. Wir nehmen nur ein paar. Wir haben kein Recht, das Gleichgewicht dieses Ortes zu zerstören.“
    Ihre Stimme klang andächtig. Sie hätte ebenso gut in der Dorfkirche predigen können. Er war wie verzaubert von Lon an Sith, aber noch mehr von ihr. „Und wie muss ich diese Samen sammeln? Ich kenne mich nicht aus damit.“
    „Natürlich.“ Sie führte ihn zu ein paar vereinzelt stehenden Pflanzen. Es waren Wildblumen, die hier in der Gegend heimisch waren. Die Blüten bestanden aus roten Glöckchen, die er schon oft in Gärten an den kleinen Cottages gesehen hatte. „Kennst du diese hier?“
    Ausweichend sagte er: „Sie kommt mir bekannt vor.“
    „Ich werde noch einen Gärtner aus dir machen, Duncan.“ Sie kniete sich neben die Pflanze und bedeutete ihm, es ihr gleich zu tun. „Das ist keine seltene Pflanze. Es ist ein Fingerhut, und man findet ihn überall in Schottland. Aber es gibt wenige Exemplare, die so schön sind wie dieses hier. Ich werde dir erzählen, wie sie zu ihrem Namen kam.“
    Er hockte sich neben sie und beobachtete, wie ihr Haar im Sonnenlicht glänzte. „Wirklich wunderschön“, murmelte er.
    „Früher nannte man die Blume Handschuhkraut. Man hielt es für die Handschuhe der Feen. Siehst du die kleinen Punkte in der Mitte? Dort hatten die Feen ihre Finger hingelegt.“
    Die Blüten waren samtig, und es war überraschend sinnlich, sie zu berühren. Sanft strich er mit dem Finger darüber. „Die Feen haben’s gut. Nennst du diesen Ort deswegen Lon an Sith?“
    „Nein. Ich zeige dir später, wo der Name herkommt. Hast du schon einmal den Begriff Digitalis

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