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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gehört? Es ist ein Wirkstoff, der bei Herzkrankheiten eingesetzt wird.“
    „Sicher.“
    „Hieraus wird er gewonnen. Der lateinische Name der Pflanze lautet Digitalis purpurea . Jetzt nehmen wir nur ein paar Samen mit. Sie braucht kaum Hilfe, um zu gedeihen, aber sie ist so schön.“
    Er beobachtete, wie sie die Blume vorsichtig streichelte. Sehnsucht rührte sich in ihm, und er stellte sich vor, wie sie ihn auf die gleiche Weise berührte.
    „Verschiedene Pflanzen säen ihre Samen auf unterschiedliche Weise aus. Bei manchen wachsen die Samen in Hülsen heran, die aufplatzen, wenn sie reif sind, sodass die Samen wie Kanonenkugeln herausschießen. Bei manchen, wie bei dieser hier, reifen die Samen allmählich heran, darum ist es besser, jeden Tag ein paar Samen zu sammeln. So.“ Sie nahm ein weißes Tuch aus der Tasche und breitete es auf dem Boden aus. Dann bog sie den Stängel einer verwelkten Blüte um und schüttelte die Pflanze vorsichtig. Winzige Samen fielen auf das Tuch. Sie deutete auf die Pflanze. „Versuch du es einmal.“
    Er wählte eine Blüte aus, aber sie legte ihm die Hand auf den Arm. „Die ist noch zu jung. Die Samen sind wahrscheinlich noch nicht weit genug entwickelt. Nimm lieber eine, die schon verblühter ist.“
    Er suchte eine andere aus, und Mara nickte. Er drehte die Pflanze, wie sie es getan hatte, und schüttelte sie über dem Tuch aus. Mehrere Samen fielen heraus. „Und? Wie war ich?“
    „Ausgezeichnet.“ Sie lächelte. Als er den Kopf vorstreckte, um sie zu küssen, wurde das Grün ihrer Augen dunkler.
    Ihre Lippen waren so weich wie die Blütenblätter. Ein erdiger Geruch umgab sie und vermischte sich mit dem Duft ihres Haars und ihrer Haut. Er wollte ihre Haare mit beiden Händen ergreifen und sie für immer festhalten. Seit Monaten schon war sie seine Geliebte, aber er schien nicht genug von ihr bekommen zu können. Jedes Mal, wenn er sie berührte, jedes Mal, wenn er mit ihr schlief, stellte er fest, dass er nur noch mehr wollte.
    „Soll ich dir noch andere Pflanzen zeigen?“, fragte sie.
    Er traute seiner Stimme nicht genug, um zu antworten. Er stand auf, und sie ergriff seine Hand und führte ihn zwischen den Bäumen und Felsen hindurch. Hin und wieder hielt sie an, um ihm eine Blume zu zeigen, deren Samen sie heute mitnehmen wollte. Dann zeigte sie ihm, wie man die Samen sammelte. Sie fand ein seltenes weißes Läusekraut, dann ein Fettkraut. Auf dessen Blätter saßen Insekten, die die Pflanze für ein ausgiebiges Abendessen gefangen hatte. Dort, wo der Wald am tiefsten war, zeigte Mara ihm wilde Orchideen und weiße Reiherblumen, verschiedene Arten Veilchen sowie Steinbrech. Soweit es möglich war, sammelte sie Samen, bis sie schließlich die sorgfältig markierte Sammlung sicher in ihrem Rucksack verstaute.
    „Das war’s für heute. Jetzt habe ich erst einmal genug zu tun. Ich muss passende Plätze für die Samen finden, an denen ähnliche Bedingungen herrschen wie hier.“ Sie legte die Hände an seine Brust, und er nahm sie in die Arme. „Soll ich dir zeigen, warum ich diesen Ort den Bach der Feen nenne?“
    Er konnte sich tausend Dinge vorstellen, von denen er sich wünschte, sie würde sie ihm zeigen, aber keines davon hatte mit der Landschaft zu tun. Trotzdem lächelte er. „Ich würde es gerne sehen.“
    „Du bist ein mutiger Mann. Bisher hast du dich ganz wacker geschlagen.“
    „Es ist wirklich ein wunderschöner Ort. Warum sind wir nicht schon früher einmal hierher gekommen?“
    „Ich habe noch nie jemanden hierher mitgenommen. Es ist mein privates Tal. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob noch ein Mensch weiß, dass es überhaupt existiert. Ich bin immer hierher gekommen, wenn ich mich einsam fühlte, oder wenn ich ein Problem lösen musste. Ich setze mich dann neben den Bach, lausche seinem Lied, und wenn ich wieder nach Hause gehe, fühle ich mich gestärkt.“
    Es rührte ihn, dass sie ihm diesen besonderen Ort zeigte, und ließ sich von ihr zum Bach führen. Sie gingen nebeneinander, bis sie zu der Stelle kamen, wo das Wasser aus dem Felsen entsprang. „Hier ist die Quelle“, sagte sie. „Hier setze ich mich immer hin.“ Sie kletterte über eine Reihe von Felsbrocken zu einem kleinen Gras bewachsenen Hügel. Sonnenstrahlen fielen durch das Blattwerk der Bäume und zauberten helle Tüpfel auf den Boden. „Komm her zu mir.“
    Er brauchte keine zweite Einladung. Er folgte ihr und streckte sich im Gras neben ihr aus. Die Luft war inzwischen

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