Duncans Lady
sangen lauter, und der Bach plätscherte fröhlich über die Steine. Er wusste, dass er nur die Vögel und das Wasser gehört hatte, und trotzdem … Mit den Fingern fuhr er durch Maras Haar und spielte mit einzelnen Strähnen. „Dann sind sie also nicht böse auf uns, weil wir auf ihrem Dach liegen?“
„Klang es so, als seien sie verärgert?“
„Ob es ihnen etwas ausmacht, wenn ich dich küsse? Werden sie uns ausspionieren?“
„Ich weiß nicht, was sie tun werden. Ich habe hier noch nie zuvor einen Mann geküsst.“
Er zog sie noch ein Stückchen enger an sich. „Sollen wir es ausprobieren?“
„Ich denke schon. Im Dienste der Feenforschung.“
Sanft strich er mit den Lippen über ihren Mund. Einmal. Zweimal.
Und die Musik begann erneut.
14. KAPITEL
Für Duncans Geschmack war Fearnshader zu gotisch. Wenn er in New York mitten in der Stadt daran vorbei gegangen wäre, hätte er das Gebäude für eine Kirche gehalten, an dem jeden Sonntagmorgen eine strenge Predigt über Sünde und Erlösung von der Kanzel ertönte, während die Gemeindemitglieder zitternd in den Bänken saßen und sich wünschten, sie lägen zu Hause im Bett und könnten die Times lesen.
Fearnshader jedoch lag drei schottische Meilen auf baumumsäumten kurvigen Straßen vom nächsten Dorf und einen Steinwurf von den massiven Überresten von Ceo Castle entfernt. Irgendein humorloser Lord und seine Lady hatten das Landhaus in einem der letzten Jahrhunderte erbaut. Doch trotz der burgartigen, bedrohlichen Bauweise liebte Duncan das mit Brustwehren versehene Haus. Er fragte sich, ob Mara, die neben ihm saß und eine Hand auf sein Knie gelegt hatte, die glücklichen Stunden spüren konnte, die er hier verlebt hatte. Würde das Lachen der drei Jungen in der Halle für sie immer noch zu hören sein?
„Es hat sehr viel Unglück hier gegeben“, sagte sie, als sie neben dem Torhaus parkten. Es waren bereits einige andere Wagen da.
„Darauf kannst du wetten. Welches alte Haus hat kein Unglück gesehen?“
„Es ist nicht immer das Erste, was ich spüre.“
„Bist du noch nie zuvor hier gewesen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Iain dich noch nie eingeladen hat.“
„Er wusste, dass ich lieber allein war.“
Ihm fiel etwas ein, und er wunderte sich, warum er nicht schon vorher daran gedacht hatte. Iain hatte ihn zwar beruhigt, ehe Duncan Mara überhaupt kennengelernt hatte. Aber er fragte sich … „Hat Iain …“ Er versuchte es noch einmal. „Habt ihr jemals daran gedacht, eine Beziehung anzufangen?“
Sie lächelte. „Was fragst du da, Duncan? Willst du wissen, ob Iain und ich miteinander geschlafen haben?“
„Nein. Natürlich nicht.“ Er dachte über seine eigene Antwort nach und runzelte die Stirn. „Nein, ich will tatsächlich nicht wissen, ob ihr etwas miteinander hattet.“
„Nein, wir hatten nicht, du kannst dich wieder entspannen. Er war immer nur ein guter Freund, mehr nicht. Mir stand viel zu sehr der Sinn nach Einsamkeit, und Iain braucht zu viel Distanz, um sich auf jemanden wie mich einzulassen – gleichgültig, was für ein Gesicht er der Welt zeigt.“
„Jemanden wie dich?“
„Iain sucht sich stets Frauen aus, die nicht allzu sehr darunter leiden, wenn er sich eine andere sucht. Ist dir das noch nie aufgefallen?“
Es war fast genau das, was Iain selbst gesagt hätte. „Iain lässt nichts anbrennen, aber da unterscheidet er sich nicht von einer ganzen Menge anderer Männer. Er ist einfach nicht der Typ, um sich festzulegen.“
„Nein, es ist mehr als das.“
„Was meinst du damit?“
„Ich weiß nicht.“ Sie musste den Zweifel in seinem Blick bemerkt haben, denn sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es wirklich nicht. Er fürchtet sich vor irgendetwas.“
Er beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Und das sollte er auch. Wie viele glückliche Ehen kennst du?“
„Aye, es ist immer ein Wagnis. Aber Iain ist kein Feigling. Da steckt noch mehr hinter.“
„Du siehst wunderschön aus heute Abend.“ Er berührte ihr Haar. Zu Ehren von Iains Dinnerparty hatte sie es sich aus dem Gesicht gekämmt und zu einem glänzenden Knoten am Hinterkopf geschlungen. Am liebsten hätte er die Nadeln herausgezogen und zugesehen, wie es sich über den Spitzenkragen ihres Kleides ergoss.
„Du siehst selbst ziemlich schick aus. Harris Tweed steht dir.“ Sie lachte. „In Momenten wie diesen siehst du wie ein echter Schotte aus.“
„Wir können es heute Abend kurz machen. Ich kann April
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