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Duncans Lady

Duncans Lady

Titel: Duncans Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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merklich abgekühlt, doch hier auf dem Boden war es immer noch warm. Duncan legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in den Arm, damit er Mara ansehen konnte.
    „Und jetzt hör gut zu“, sagte sie.
    „Wem? Dir?“
    „Nein, nicht mir. Schließ die Augen. Denk an nichts.“
    „Ich würde lieber dich anschauen.“
    „Mach sie zu. Komm schon, und hör aufmerksam zu.“
    Er senkte die Lider. Von der Sonne gewärmt und vom murmelnden Wasser eingelullt, ließ er seine Gedanken schweifen. Irgendwo in der Nähe sangen Vögel. Er konnte sich nicht erinnern, wann er ihnen das letzte Mal zugehört hatte. Die letzten Bienen summten emsig, solange der kalte, feuchte Herbst ihnen nicht den Garaus machte.
    Unerklärlicherweise hörte er Gelächter, und er wusste, dass es aus seinem Inneren kam. Er erinnerte sich an einen Tag, der so weit zurücklag, dass er nicht wusste, in welchem Jahr es gewesen war. Er war mit seinem Vater und Fiona spazieren gegangen. Fiona war noch ganz klein gewesen, ein lachendes, brabbelndes Baby, und sein Vater hatte sie auf den Schultern getragen. Jetzt meinte er fast, ihr Lachen und das seines Vaters zu hören.
    Sein Vater hatte gelacht! Als junger Mann hatte Donald Sinclair tatsächlich gelacht. Bis heute hatte Duncan es vergessen. Und früher einmal hatte Fiona sich vor nichts gefürchtet.
    Was für eine gewaltige Schuldenlast musste er mit sich herumgeschleppt haben, dass er sich von einem jungen Vater, der vergnügt seine geliebte Tochter trug, in den strengen, grüblerischen Mann verwandelt hatte, als den Duncan ihn später gekannt hatte.
    Er wollte seine Erinnerungen nicht zu genau untersuchen. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass Mara ihn beobachtete. „Es ist ein verzauberter Ort“, sagte er.
    „Was hast du gehört?“
    „Lachen.“
    „So soll es sein.“
    Er drehte sich auf den Rücken und schloss erneut die Augen. Er fühlte die Sonne auf seinen Lidern und tief in seinem Inneren. Mara legte sich neben ihn, und er spürte sie an seiner Seite, die langen Beine, die Mulde ihrer Taille und der sanfte Druck ihrer Brust an seinem Arm. Er hob seinen Arm, damit sie den Kopf auf seine Schulter betten konnte.
    Und dann hörte er die Musik.
    Zuerst glaubte er, die Geräusche kämen aus seiner Erinnerung, genau wie das Lachen. Doch das Lied, das von der Erde widerhallte, glich nichts, was er je gehört hatte. Es war der Klang Schottlands, Flöten und Fideln und ein Akkordeon, aber die Instrumente wurden mit so viel Kunstfertigkeit gespielt, dass die Musik mit der Luft zu verschmelzen schien, die er atmete. Die Melodie schien sich aus dem Sonnenschein, der klaren Luft, den Düften des Spätsommers und den feinen Flocken des winterlichen Schnees zusammenzusetzen. Er hörte zu und sah die Wildblumen, deren Samen Mara so sorgfältig gesammelt hatte, das Funkeln des Loch Ceo im nebligen Mondlicht, schneebedeckte karge Gipfel und die endlose Weite des unbändigen Sees.
    „Hörst du es?“, flüsterte Mara.
    Er lauschte noch aufmerksamer. Es gab auch leisere Töne. Ein Schlachtruf und das Weinen der Frauen. Die Schreie der Besiegten von Culloden Moor, das Klirren von Dolchen und Schwertern, als Clan gegen Clan kämpfte. Die Stimmen hallten bis heute nach und verlangten die Trennung von Britannien. Er hörte das Gemurmel verschiedener Sprachen, die kehligen Laute des Gälischen, das scharf akzentuierte Schnarren aus den Lowlands, die poetische, lyrische Sprache der Highlands.
    Die Geräusche und die Musik gingen ihm zu Herzen. Er schlug die Augen auf und starrte in den saphirblauen schottischen Himmel. Einen Moment lang konnte er nicht richtig atmen. „Was hast du gehört?“
    „Feenmusik.“
    „Wie bitte?“
    „Wir liegen auf ihrem Dach. Sie leben in diesen Hügeln. Und die Musik ist ihr Geschenk an uns.“
    „Wirklich?“
    Sie drehte sich um, sodass sie sein Gesicht sehen konnte. Sie lächelte. „Du kannst es niemandem erzählen, Duncan. Niemand würde es verstehen. Die Menschen hier fürchten sich vor Feen.“
    Es gelang ihm, ebenfalls zu lächeln. „Sollten sie das nicht auch? Entführen Feen nicht uns Sterbliche und sperren uns ein, bis wir uralt sind?“
    Sie lachte. „Woher weißt du das denn?“
    „Ich habe das Buch gelesen, das du April geschenkt hast.“
    „Duncan und die Feen? Aye, das ist dem armen
    Duncan passiert. Aber er hat schließlich auch das Dach der Feen abgetragen, obwohl sie ihn gewarnt haben, besser an einer anderen Stelle Torf zu stechen.“
    Die Vögel

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