Dune 01: Der Wüstenplanet
etwas?« fragte der Baron.
»Sie haben versprochen, Wanna von ihren Qualen zu erlösen.«
Der Baron nickte. »Oh, ja, jetzt erinnere ich mich. Ich habe es wirklich versprochen, damit wir die imperiale Konditionierung durchbrechen konnten, der Sie unterworfen waren. Leider konnten Sie nicht miterleben, wie diese Bene-Gesserit-Hexe ihr Leben in Piters Schreckenskammern verlor. Nun, der Baron Harkonnen pflegt sein Versprechen immer zu halten. Und ich habe Ihnen versprochen, sie von ihren Qualen zu erlösen, und die Erlaubnis erteilt, daß Ihnen das gleiche widerfährt. So sei es.« Er gab Piter einen Wink.
Piters blaue Augen wurden glasig. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Raubtiers. Das Messer in seiner Hand blitzte wie eine Kralle, als es sich in Yuehs Rücken senkte. Der alte Mann richtete sich auf, ohne den Baron aus den Augen zu lassen.
»Sie werden Ihre Frau bald treffen«, zischte dieser.
Yueh blieb aufrecht stehen. Seine Lippen bewegten sich mit vorsichtiger Präzision, dann sagte er in leicht schwankendem Tonfall: »Sie glauben ... mich ... besiegt ... zu ... haben ... Sie glauben, daß ich ... nicht ... damit ... gerechnet ... habe ... was ... meiner Wanna ... bevorstand.« Er stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden.
»Ich hoffe, Sie treffen sie«, wiederholte der Baron, aber seine Worte klangen nur noch wie ein schwaches Echo. Yuehs Tod hatte ihn mit Mißtrauen erfüllt. Langsam wandte er sich Piter zu und achtete darauf, wie der Mann seine Klinge aus dem Rücken des Toten zog. Piters Augen leuchteten in tiefer Befriedigung.
Auf diese Art mordet er also, dachte der Baron. Es ist gut, daß ich das jetzt weiß.
»Er hat uns wirklich den Herzog ausgeliefert?« fragte er.
»Aber natürlich, Mylord«, erwiderte Piter.
»Dann lassen wir ihn doch hereinbringen.«
Piters Blick ließ den Führer der Leibwache sofort gehorchen. Der Baron starrte den gefallenen Yueh an. »Ich habe niemals in meinem Leben einem Verräter Vertrauen geschenkt«, sagte er. »Nicht einmal dann, wenn er für mich arbeitete.«
Er schaute auf das nächtliche Panorama hinaus. Die Stille, die nun dort herrschte, war von ihm erzeugt worden. Man hatte das Feuer eingestellt und war jetzt bestimmt schon dabei, die vom Steinschlag verschütteten Höhlensysteme zu versiegeln. Die absolute Schwärze, die sich im Bewußtsein des Barons ausbreitete, erschien ihm plötzlich als die schönste Farbe überhaupt.
Aber immer noch nagten Zweifel an ihm.
Was hatte der närrische alte Arzt gesagt? Natürlich, vielleicht hatte er vorausgeahnt, was im Endeffekt mit ihm geschehen würde. Aber dieser merkwürdige Ausspruch: »Sie glauben, mich besiegt zu haben.«
Was hatte er damit gemeint?
Herzog Leto Atreides betrat den Raum. Man hatte seine Arme mit Ketten gefesselt. Sein adlerhaftes Gesicht war schmutzig. An der Stelle, wo jemand die Insignien abgerissen hatte, war seine Uniform zerfetzt. In den Augen des Herzogs stand ein glasiger, geistesabwesender Ausdruck.
»Nun«, sagte der Baron gedehnt. Er zögerte und holte tief Luft. Er wußte, daß er zu laut gesprochen hatte. Irgendwie hatte dieser Moment etwas von dem langerwarteten Triumph verloren.
Zum Teufel mit dem Geschwätz dieses Arztes!
»Ich nehme an, daß der gute Herzog unter Drogen steht«, erklärte Piter. »Dadurch hat Yueh ihn kampfunfähig gemacht.« Er wandte sich dem Herzog zu und fragte: »Sind Sie betäubt, mein guter Herzog?«
Die Stimme kam aus weiter Ferne. Leto fühlte nichts als die Ketten, schmerzende Muskeln, aufgesprungene Lippen, brennende Wangen und seinen ausgetrockneten Mund. Alle Geräusche um ihn herum klangen gedämpft, als würden sie durch ein Filter von ihm abgehalten. Die Personen vor ihm erschienen wie Schatten.
»Was ist mit der Frau und dem Jungen, Piter?« fragte der Baron. »Schon was gehört?«
Piters Zunge glitt über seine Lippen.
»Du weißt etwas!« sagte der Baron barsch. »Rede schon!«
Piter warf dem Führer der Leibwache einen kurzen Blick zu und schaute dann den Baron an. »Die Männer, die den Auftrag hatten, Mylord, sie ... äh ... man hat ... sie gefunden.«
»Es ist also alles gelaufen?«
»Sie sind tot, Mylord.«
»Natürlich sind sie das! Aber was ich wissen will, ist ...«
»Sie waren bereits tot, als man sie fand, Mylord.«
Der Baron wurde blaß. »Und die Frau und der Junge?«
»Keine Spur von ihnen, Mylord. Aber es trieb sich ein Wurm dort herum, Mylord. Er tauchte auf, während man die Landestelle untersuchte.
Weitere Kostenlose Bücher