Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
Vom Netzwerk:
letzten Zeile von Yueh stammte.
    Was den Brief an sich anbetraf – die Botschaft, die er enthielt –, so erschien er Paul wie etwas, das außerhalb seines Bewußtseins stattfand. Er hatte erfahren, daß sein Vater nicht mehr lebte; wußte, daß diese Worte stimmten – und dennoch war ihm, als sei dies für ihn nicht mehr als ein weiteres Datum, das er seinem Gedächtnis einprägte, um es bei Bedarf wieder abzurufen.
    Ich habe meinen Vater geliebt, dachte er erschreckt. Ich sollte um ihn weinen. Ich sollte zumindest irgend etwas fühlen.
    Aber in ihm war nichts als das Wissen: Dies ist eine wichtige Tatsache.
    Ein Fakt unter Fakten.
    Und während er weiterhin darüber nachzudenken bestrebt war, sammelte sein Gehirn nichts als weitere Informationen, Impressionen und verwertete sie extrapolativ, computerhaft.
    Er erinnerte sich an etwas, das Halleck gesagt hatte: »Stimmungen sind etwas für Rindviecher oder Liebende. Wenn sich die Notwendigkeit erweist, wirst du schon kämpfen lernen, egal, in welcher Stimmung du bist.«
    Vielleicht ist es das, dachte Paul. Ich werde später um meinen Vater weinen ... Wenn ich die Zeit dazu habe.
    Dennoch fühlte er sich in der kalten Präzision seiner Gedankengänge nicht sonderlich wohl. Er fühlte, daß dies erst der Anfang war, daß er sich noch mehr verändern würde. Das Gefühl einer schrecklichen Vorbestimmung, eines unbekannten Zieles, das er zum erstenmal gespürt hatte, als er der Ehrwürdigen Mutter Gaius Helen Mohiam begegnet war, kehrte zu ihm zurück. Seine rechte Hand – er erinnerte sich daran, wie sie pulsiert und geschmerzt hatte – zitterte.
    Ist dies das Gefühl eines Kwisatz Haderach? fragte er sich.
    »Einen Moment lang«, sagte Jessica, »dachte ich wahrhaftig, daß Hawat versagt hätte. Ich stellte mir vor, daß Yueh vielleicht gar kein Suk-Schüler ist.«
    »Er war alles, was wir von ihm vermuteten ... und noch mehr«, erwiderte Paul und dachte: Wieso dauert es so lange, bis sie auf diese Dinge kommt? Laut sagte er: »Wenn Idaho es nicht schafft, zu Kynes durchzustoßen, werden wir ...«
    »Er ist nicht unsere einzige Hoffnung«, gab sie zurück.
    »Das wollte ich damit auch nicht unterstellen«, meinte Paul.
    Der metallene Klang seiner Stimme war Jessica keineswegs entgangen, auch nicht der befehlende Tonfall und die Art, wie er in die graue Finsternis des sie umgebenden Destillzeltes starrte. Im Licht der mondbeschienenen Felsen sah sie nur seine Silhouette.
    »Es werden noch andere Männer deines Vaters entkommen sein«, meinte Jessica. »Vor allen Dingen müssen wir jetzt dafür sorgen, daß den Harkonnens unsere Atomwaffen nicht in die Hände fallen.«
    »Man wird sie nicht so leicht aufspüren«, sagte Paul. »So, wie sie versteckt sind.«
    Er denkt daran, die Harkonnens mit den Atomwaffen zu erpressen. Immerhin stellen sie eine starke Bedrohung für den Planeten dar. – Aber alles, womit wir rechnen können, ist die Möglichkeit, von hier zu verschwinden und unter den Renegaten in völliger Anonymität zu leben.
    Die Worte seiner Mutter hatten in Paul noch einen anderen Gedanken zum Klingen gebracht: den der Verantwortlichkeit eines Herzogs für all die Leute, die sie in dieser Nacht verloren hatten. Menschen symbolisieren die wirkliche Stärke eines Hohen Hauses, sagte er sich. Und das paßte zu Hawats Worten: »Von Leuten getrennt zu sein, ist eine traurige Sache, besonders wenn man mit ihnen am gleichen Ort lebt.«
    »Sie haben Sardaukar in ihren Reihen«, ließ sich Jessica nun vernehmen. »Wir sollten warten, bis sie sich wieder zurückgezogen haben.«
    »Sie glauben, daß sie uns in der Falle haben«, sagte Paul. »Vor uns die Wüste, in unserem Nacken die Sardaukar. Sie rechnen nicht damit, daß es Überlebende der Atreides gibt. Und vielleicht haben sie damit sogar recht. Wir sollten nicht darauf hoffen, daß es einigen unserer Leute gelungen ist, zu entkommen.«
    »Sie können kein Risiko eingehen, solange der Imperator noch die Finger in dieser Sache hat.«
    »Tatsächlich nicht?«
    »Einige unserer Leute sind durchaus fähig, zu entkommen.«
    »Sind sie das?«
    Jessica wandte sich ab. Sie fürchtete plötzlich die verbitterte, aber dennoch zielbewußte Stimme ihres Sohnes. Ihr war klar, daß sein Bewußtsein einen plötzlichen und großen Sprung nach vorn getan hatte, daß es plötzlich mehr sah als ihr eigenes. Und ihr wurde klar, daß sie selbst daran gearbeitet hatte, diesen Geist zu entwickeln, auch wenn ihr jetzt nicht ganz wohl

Weitere Kostenlose Bücher