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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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kam zu dem einzigen Schluß, daß er Pauls unendliche Verlorenheit dokumentierte.
    Sie nickte, unfähig, etwas zu sagen.
    »Mein Vater hat mich irgendwann einmal gebeten«, fuhr Paul fort, »dir eine Botschaft zu übermitteln, falls ihm etwas zustoßen sollte. Er glaubte, daß du vielleicht annehmen könntest, er habe dir jemals mißtraut.«
    Dieses grundlose Mißtrauen, dachte sie.
    »Seinem Wunsch gemäß solltest du erfahren, daß dies niemals der Fall war«, sagte Paul. Er machte eine Pause. »Er hat dir immer und ewig vertraut und dich immer geliebt und verehrt. Er sagte, daß er eher sich selbst mißtrauen würde als dir – und daß er nichts so sehr bedauere wie die Tatsache, daß er dich nicht zu seiner Herzogin machen könne.«
    Jessica fühlte, wie die Tränen über ihre Wangen liefen und dachte: Welch eine Verschwendung von Körperflüssigkeit! Aber sie wußte genau, daß dieser Gedanke nur dazu diente, ihre Stimmung mit Gewalt zu verändern: aus der Trauer Zorn auf sich selbst zu machen. Leto, mein Leto, dachte sie, welche schrecklichen Dinge tun wir immer denjenigen an, die wir lieben! Mit einer festen Bewegung ließ sie das Handbuch auf den Boden fallen.
    Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper.
    Paul, der das Weinen seiner Mutter hörte, fühlte sich unendlich leer. Ich weine nicht, dachte er. Warum denn nicht, zum Teufel, warum nicht? Es war, als hielte ihn jemand mit Gewalt davon ab.
    Sein Bewußtsein hatte sich gewandelt, und zwar so stark, daß es ihm Mühe machte, seinen eigenen, mit kalter Präzision ablaufenden Gedankengängen zu folgen. Der feindselige Planet, auf dem er nun lebte, hielt Wege für ihn bereit, die so unterschiedlich waren, daß er sie erst geistig erkunden mußte. Und was ihn am meisten verwunderte: er konnte die differierenden Zukünfte lokalisieren, konnte sie vorausberechnen, einstufen, katalogisieren.
    Abrupt, als hätte er den notwendigen Schlüssel der Geradlinigkeit gefunden, erklomm sein Geist eine noch höhere Stufe der Wachsamkeit. Es kam ihm vor, als stünde er inmitten einer Kreuzung, von der aus die Straßen in alle Richtungen führten. Je mehr er den Problemen auf den Grund ging, desto komplizierter wurden sie, desto vielgestaltiger die Wahrscheinlichkeiten, die er zu analysieren hatte. Es konnte nur einen Weg aus dieser Situation heraus geben, und den mußte er finden.
    Vor seinem inneren Auge erschienen Menschen.
    Unzählbare Wahrscheinlichkeiten.
    Er erfuhr Namen, erfuhr zahllose Gefühle, sammelte Daten und Fakten von Dingen. Er konnte im Moment nur registrieren und bewahren, ohne all das, was auf ihn einströmte, in eine bestimmte Form zu bringen.
    Ein Spektrum von Wahrscheinlichkeiten ergoß sich über ihn. Es erstreckte sich von der Vergangenheit bis in die Zukunft. Paul sah seinen eigenen Tod unter immer neuen Gesichtspunkten, in ewig neuen Variationen. Er sah Planeten, neue Kulturen.
    Und Menschen.
    Menschen.
    Sie waren so zahlreich, daß er sie weder auflisten, noch grob katalogisieren konnte.
    Wie die Gildenmänner.
    Und er dachte: Die Gilde – sie könnte uns eine Möglichkeit bieten, falls sie meine Andersartigkeit so akzeptiert wie eine profitable Ware.
    Aber auch diese Idee verlor sich im Wust der neuen Erkenntnisse, die sich in seinem Bewußtsein breitmachten wie eine ausschwärmende, nach neuen Wegen suchende Raumflotte. Die Gilde war für ihn nur ein Weg. Und die Projektion dieses Gedankens führte ihn zu der Gewißheit, daß ihn diese mögliche Zukunft ...
    Paul wurde sich plötzlich seiner Andersartigkeit bewußt.
    Ich habe eine Kraft, die ... Ich habe die Fähigkeit zu sehen, was anderen verborgen bleibt: den Weg, der gegangen werden muß.
    Die plötzliche Erkenntnis schmetterte ihn beinahe nieder, aber so schnell, wie das Gefühl ihn ergriffen hatte, verflüchtigte es sich wieder, und er stellte fest, daß all dies während der Zeitperiode eines einzigen Herzschlags geschehen war. Die persönliche Wachsamkeit hatte sich nicht geändert. Paul sah sich um.
    Noch immer lag die Nacht über dem von Felsen umsäumten Versteck. Er hörte, wie seine Mutter leise weinte.
    Und er spürte auch, daß er noch immer nicht das Bedürfnis hatte, sich irgendwelchen Gefühlen hinzugeben. Paul sah die Umgebung mit glasklaren Augen und messerscharfem Verstand. Antworten kamen wie von selbst zu ihm, als zöge er seine Rückschlüsse wie das computerhaft funktionierende Gehirn eines Mentaten.
    Ihm wurde nun klar, daß er über eine Datenansammlung verfügte, von

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