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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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sinken.
    »Wohin sollen wir gehen?« fragte Jessica.
    »Mein Vater sprach von einer Wüstenmacht «, erwiderte Paul. »Und ohne sie können die Harkonnens diesen Planeten nicht beherrschen. Genaugenommen haben sie ihn nie beherrscht und sie werden das auch in Zukunft nicht tun. Nicht einmal dann, wenn sie zehntausend Sardaukar-Legionen hier einsetzen.«
    »Paul, wie kommst du ...«
    »Das Schicksal liegt in unserer Hand«, fuhr Paul fort. »Und es manifestiert sich in diesem Zelt, in diesem Ausrüstungsbündel und den Destillanzügen, die wir tragen. Wir wissen auch, daß die Gilde unbezahlbare Preise für ihre Wettersatelliten verlangt. Wir wissen, daß ...«
    »Was haben Wettersatelliten damit zu tun?« fragte Jessica. »Sie wären nicht einmal in der Lage ...« Sie brach ab.
    Paul registrierte, daß sie mit größter Intensität versuchte, hinter seine vordergründig verwirrenden Gedankengänge zu kommen. Sie war aufs höchste alarmiert; möglicherweise rechnete sie sogar damit, daß er dabei war, überzuschnappen.
    »Verstehst du nicht?« fragte er. »Satelliten dienen dazu, das unter ihnen liegende Terrain zu überwachen. Aber es gibt in dieser Wüste Dinge, von denen man verhindern will, daß sie von irgendwelchen Leuten gesehen werden.«
    »Meinst du etwa, daß in Wirklichkeit die Gilde diesen Planeten kontrolliert?«
    Wie langsam sie doch war.
    »Nein!« erwiderte er. »Die Fremen! Sie bezahlen der Gilde einen Preis für die Aufrechterhaltung ihrer Privatsphäre. Und das können sie, denn sie verfügen über ein Zahlungsmittel, für das sie alles bekommen können – das Gewürz. Und das ist keine Vermutung von mir, sondern der Extrakt meiner Überlegungen. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Paul«, sagte Jessica. »Du bist noch kein Mentat; du kannst dir einfach über solche Dinge nicht so sicher sein ...«
    »Ich werde niemals ein Mentat sein«, gab Paul zurück. »Ich bin etwas anderes ... eine Abnormität.«
    »Paul! Wie kannst du nur solche ...«
    »Laß mich allein!«
    Er wandte sich von ihr ab und schaute in die Nacht hinaus. Warum kann ich nicht weinen? fragte er sich. Er fühlte, daß ihm in diesem Augenblick nach Weinen zumute war, aber es ging nicht. Vielleicht würde er es nie mehr können.
    Jessica, die einen solchen Ton von ihrem Sohn noch nie vernommen hatte, streckte einen Arm nach ihm aus. Sie wollte ihn umarmen, streicheln, beruhigen – aber ihr wurde rasch klar, daß sie jetzt nichts mehr für ihn tun konnte. Dieses Problem war dazu bestimmt, von ihm allein gelöst zu werden.
    Die zwischen ihnen auf dem Zeltboden liegende, selbstleuchtende Checkliste erweckte ihre Aufmerksamkeit. Jessica hob sie auf und las: »Handbuch der ›Freundlichen Wüste‹, einem Ort voll des Lebens. Hier findest du den Ayat und Burhan des Lebens. Glaube, und al-Lat wird dich niemals verbrennen.«
    Es liest sich wie ein Azhar-Buch, dachte sie, während sie sich an ihre Studien erinnerte, die sie einst über das Thema der Großen Geheimnisse gemacht hatte. Ob je ein Religionsmanipulator auf Arrakis gewesen ist?
    Paul entnahm dem Bündel einen Parakompaß, wendete ihn, legte ihn zurück und sagte: »Denk nur an all diese speziell auf die Fremen zugeschnittenen Geräte. Sie alle zeigen eine nirgendwo anders erreichte Qualität. Schau sie dir genau an. Eine Kultur, die in der Lage ist, solche Werkzeuge herzustellen, besitzt eine Tiefe, die unvorstellbar ist.«
    Immer noch zögernd und etwas verwirrt von dem rauhen Klang seiner Stimme, schaute Jessica wieder auf das Handbuch. Ihr Blick fiel auf eine Zeichnung, die den Himmel zeigte, wie er von Arrakeen aus zu sehen war. Am wichtigsten erschien ihr der Mond, neben dem ›Muad'dib‹: ›Die Maus‹ stand, deren Schwanz nach Norden wies.
    Paul starrte in das Zeltinnere und beobachtete die leichten Bewegungen seiner Mutter, die in dem kaum sichtbaren Licht des Handbuches kaum auszumachen waren. Es ist jetzt die Zeit, ihr zu sagen, was der letzte Wunsch meines Vaters war, dachte er. Ich muß ihr die Botschaft jetzt übermitteln, wo sie noch Zeit zum Weinen hat. Später würde uns das nur aufhalten. Die Logik seiner Gedankengänge erschütterte ihn selbst.
    »Mutter«, begann er.
    »Ja?«
    Sie hatte den wechselnden Tonfall in seiner Stimme sofort vernommen, und ein kalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Noch nie hatte sie ihn so reden gehört.
    »Mein Vater ist tot«, sagte Paul.
    Jessica forschte in sich selbst nach, was dieser Satz zu bedeuten haben könnte, und

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