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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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dieses starke innere Gleichgewicht?
    »Die Gesetze, nach denen wir unseren Führer wählen, sind gerecht«, sagte Stilgar. »Aber daraus folgt nicht, daß Gerechtigkeit das einzige ist, was ein Volk braucht. Was wir im Moment wirklich benötigen, ist Zeit, damit wir uns über Arrakis ausbreiten können.«
    Wer waren seine Vorfahren? dachte sie. Wie gelangen Einstellungen wie diese in seinen Kopf? Sie sagte: »Stilgar, ich habe dich unterschätzt.«
    »Das habe ich vermutet.«
    »Wir haben uns gegenseitig unterschätzt«, meinte Jessica.
    »Ich möchte diesen Zustand der gegenseitigen Unterschätzung beenden«, nickte Stilgar. »Ich möchte deine Freundschaft erringen ... und dein Vertrauen. Ich möchte, daß in uns gegenseitiger Respekt heranwächst.«
    »Ich verstehe«, sagte Jessica.
    »Vertraust du mir?«
    »Ich weiß, daß du es ehrlich meinst.«
    »Die Sayyadina unseres Stammes«, sagte Stilgar, »hat, auch wenn sie keinen Einfluß auf die Geschicke des Volkes nimmt, eine ehrenhafte Aufgabe: Sie übt die Funktion einer Lehrerin aus, indem sie dafür sorgt, daß die Anwesenheit Gottes uns ständig bewußt bleibt.« Er legte eine Handfläche auf die Brust.
    Ich muß etwas über diese mysteriöse Ehrwürdige Mutter herausbekommen, dachte Jessica. Sie sagte: »Du hast von eurer Ehrwürdigen Mutter gesprochen. Ich habe von Legenden und Prophezeiungen gehört.«
    »Es heißt, daß eine Bene Gesserit und ihr Kind für uns den Schlüssel zum Paradies bereithalten«, stellte Stilgar fest.
    »Und ihr glaubt, daß ich eine Bene Gesserit bin?«
    Sie sah ihn an und dachte: Das junge Schilf bricht leicht im Wind. Die Anfänge sind die Zeiten gefährlicher Proben.
    »Wir wissen es nicht«, gab Stilgar zu.
    Jessica nickte. Er ist ein ehrenwerter Mann. Er wartet auf ein Zeichen von mir, aber er hütet sich, das Schicksal zu beeinflussen, indem er preisgibt, welches.
    Jessica drehte den Kopf und warf einen Blick in das Becken hinab. Sie sah goldene und purpurne Schatten, fühlte die Vibration des Staubes, der die Luft durchzog. Plötzlich erschien sie sich wie ein Wesen von katzenartiger Vorsicht. Sie kannte die Scheinheiligkeit der Missionaria Protectiva, wußte, in welcher Art und Weise man Legenden verbreitete, die nur das Ziel hatten, die Ängste und Hoffnungen der Menschen auf ein bestimmtes Ziel zu richten. Dennoch hatte sich auf Arrakis irgend etwas verändert ... als hätte sich jemand unter den Fremen nach besten Kräften bemüht, den Plänen der Missionaria Protectiva ein anderes Ziel zu geben.
    Stilgar räusperte sich erneut.
    Sie spürte seine Ungeduld und wußte, daß der Tag draußen an ihnen vorbeischritt und die Männer darauf warteten, daß man die Öffnung verschloß, um endlich die Destillanzüge ablegen zu können. Sie konnte jetzt nicht anders vorgehen als mit Dreistigkeit, auch wenn ihr klar war, was sie jetzt am dringendsten brauchte: etwas Dar al-Hikman, etwas Ausbildung von einer Übersetzerschule, die sie in die Lage versetzen konnte ...
    »Adab«, flüsterte sie.
    Sie hatte den Eindruck, als rolle dieses Wort mit voller Kraft durch ihr Bewußtsein. Innerhalb eines Pulsschlags erkannte sie die Wichtigkeit dieses Schlüsselwortes, das Erinnerungen weckte, die tief in ihrem Unterbewußtsein vergraben waren. Sofort begann das Wissen über ihre Lippen zu fließen.
    »Ibn qirtaiba«, sagte sie. »Von hier bis an die Stelle, wo der Sand endet.« Sie streckte einen Arm aus und sah, wie Stilgar die Augen aufriß. »Ich sehe einen ... Fremen. Er hat das Buch der Beispiele. Er liest daraus für al-Lat, die Sonne, die er besiegt und sich untertan gemacht hat. Er liest für den Sadus der Versuchten – und dies ist, was er liest:
     
Meine Gegner sind wie abgeriss'ne Halme,
Die im Weg des Unwetters standen.
Sahst du nicht, was der Herr vollbracht?
Er hat die Pest auf sie hinabgeschickt,
So daß alle Hinterlist in Nichts zerfiel.
Sie sind wie Vögel, die den Jäger fliehen.
Und ihre Anschläge wie bittere Pillen,
Die jeder Mund ausspuckt.«
     
    Ein Zittern ging durch ihren Körper, als sie den Arm sinken ließ. Aus dem Hintergrund kam die geflüsterte Antwort vieler Stimmen: »Und ihre Taten sind zu Nichts geworden.«
    »Die Feuer Gottes mögen dein Herz erleuchten«, erwiderte Jessica. Und sie dachte: Jetzt geht alles seinen richtigen Weg.
    »Die Feuer Gottes mögen leuchten«, kam die Antwort.
    Sie nickte. »Und möge es deine Feinde zerschmettern.«
    »Bi-lal kaifa«, antworteten die Männer.
    In der plötzlich

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