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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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schaute während des Gehens nach oben, beobachtete den Himmel, der sich graublau von dem ihn umgebenden Gestein abhob. Plötzlich zerrte Chani an seiner Robe. »Beeil dich. Es ist schon fast Tag.«
    »Die Männer, die da oben herumklettern«, fragte Paul, »wo gehen sie hin?«
    »Sie übernehmen die erste Tageswache«, erwiderte sie. »Nun komm schon!«
    Sie lassen eine Wache draußen, dachte Paul. Das zeugt von Weisheit. Aber es wäre noch besser gewesen, unseren Trupp vor der Ankunft in mehrere kleine Gruppen aufzuteilen. Damit würde sich die Möglichkeit, bei einem Überraschungsangriff alle Männer zu verlieren, verringern. Überrascht stellte er fest, daß er wie ein Guerillakämpfer dachte. Sein Vater hatte immer befürchtet, daß sich das Haus Atreides einst in diese Richtung entwickeln würde.
    »Schneller«, wisperte Chani.
    Paul beschleunigte seine Schritte, hörte hinter sich das leise Geraschel der Roben. Er dachte an die Worte der O.-K.-Bibel, die Yueh ihm geschenkt hatte: »Das Paradies zu meiner Rechten, die Hölle zu meiner Linken – und die Todesengel hinter mir.« Der Satz ließ ihn nicht los.
    Sie bogen um eine Ecke, wo der Gang breiter wurde. Stilgar wartete an einer Stelle auf sie, an der eine niedrige Öffnung rechtwinklig in den Fels hineinführte.
    »Schneller«, zischte er. »Wenn uns hier eine Patrouille auflauert, sitzen wir wie die Ratten in der Falle!«
    Paul beugte den Rücken und folgte Chani in den Gang. Vor ihnen leuchtete irgendwo eine graue Schatten werfende Lampe.
    »Du kannst hier aufrecht gehen«, flüsterte Chani.
    Paul streckte sich und schaute sich um. Vor ihnen lag ein riesiger Raum mit gewölbter Decke. Die Männer verteilten sich wie huschende Schatten. Seine Mutter tauchte neben ihm aus einer Gruppe von Fremen auf. Obwohl sich ihre Kleidung kaum von der ihrer Begleiter unterschied, konnte man sie an ihrer trotz aller Erschöpfung stolzen und beinahe unnahbaren Haltung deutlich erkennen.
    »Such dir einen Platz zum Ausruhen und sieh zu, daß du niemandem im Weg stehst, Kindmann«, sagte Chani zu Paul. »Hier hast du etwas zu essen.« Sie drückte ihm zwei mit Blättern umwickelte Bissen in die Hand, die nach Gewürz dufteten.
    Hinter Jessica tauchte Stilgar auf und erteilte einer Gruppe zu seiner Linken einige Befehle. »Bringt das Türsiegel an und seht zu, daß die Feuchtigkeit erhalten bleibt.« Er wandte sich an einen anderen Fremen. »Lemil, sorge für Beleuchtung.« Er nahm Jessicas Arm. »Ich möchte dir etwas zeigen, Zauberfrau.« Zusammen bogen sie um eine Ecke, auf die Lichtquelle zu.
    Wenig später stand Jessica an einer zweiten Öffnung in der felsigen Wand und schaute auf ein Becken hinab, das mehr als zehn Kilometer breit zu sein schien; es wurde ringsum von hohen Felswänden abgeschirmt. Auf dem Boden erstreckte sich karger Pflanzenbewuchs.
    Dann tauchte über den Felswänden die Sonne auf und beleuchtete die noch im Morgennebel liegende Landschaft aus Gras und Sand.
    Stilgar griff nach ihrem Arm und deutete in das Tal hinab. »Da! Dort drüben siehst du echte Drusen.«
    Sie folgte der angegebenen Richtung. Bewegungen waren zu erkennen: Menschen, die vor den Strahlen der Sonne in die gegenüberliegenden Felswände flüchteten; angesichts der Entfernung waren sie in der klaren Luft dennoch gut auszumachen. Jessica nahm ihren Feldstecher und richtete ihn auf die kleinen Punkte, nachdem sie die Öllinsen justiert hatte. Die Kleidung der Leute flatterte wie ein Schwarm bunter Schmetterlinge.
    »Dort ist unser Zuhause«, sagte Stilgar. »Dorthin müssen wir diese Nacht.« Er schaute über das Land und strich dabei über seinen Schnauzbart. »Meine Leute dort draußen haben länger gearbeitet als üblich. Das bedeutet, daß keine Patrouillen in der Nähe sind. Ich werde ihnen später das Zeichen geben, daß wir auf dem Weg zu ihnen sind.«
    »Deine Leute zeigen eine sehr gute Disziplin«, lobte Jessica, senkte das Fernglas und bemerkte, daß Stilgar es ansah.
    »Sie gehorchen den Gesetzen des Stammes«, sagte der Fremen einfach. »Auf diese Art wählen wir auch unsere Führer. Der Führer ist der Stärkste, derjenige, der am ehesten für Wasser und Sicherheit garantieren kann.« Sein Blick löste sich von dem Fernglas und suchte Jessicas Augen.
    Sie erwiderte seinen Blick, musterte die blauen Augen, seinen staubigen Bart und die Linie des Schlauches, der von seinem Nasenflügel hinab in der Robe verschwand.
    »Habe ich deine Stellung als Führer in Zweifel

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