Dune 01: Der Wüstenplanet
Sie sich für einen würdigen Nachfolger entschieden haben. Und bekannterweise sagt ja nichts mehr über die Würdigkeit eines Mannes aus als sein Verhalten in der Arena, wie?«
»Der Imperator hat mir zugesichert, daß ich meinen Erben selbst bestimmen kann!« knirschte der Baron.
»Wir werden sehen«, meinte Fenring und wandte sich ab, um seine Frau zu begrüßen. Sie nahm Platz, lächelte dem Baron zu und richtete ihre Aufmerksamkeit dann auf die mit Sand bestreute Arena, in der jetzt Feyd-Rautha erschien. Er trug einen enganliegenden Anzug und verschiedenfarbige Handschuhe: rechts einen schwarzen, in dem ein langes Messer blitzte, links einen weißen, in dem er eine kurze Klinge trug.
»Weiß symbolisiert das Gift und Schwarz die Unschuld«, sagte Lady Fenring. »Ein seltsamer Brauch, meinst du nicht auch, mein Lieber?«
»Hmm, hmm«, machte der Graf. Von der Familiengalerie her erwies man Feyd-Rautha die Ehre mit lautem Jubel. Er blieb stehen und hob dann den Kopf, um zu sehen, wer dort alles saß. Er erkannte Vettern und Basen, Demibrüder und Konkubinen, sowie eine Reihe von Out-Freyn-Personen; Leute, die ihm auf den ersten Blick nicht bekannt erschienen. Die Fanfarenbläser gaben sich alle Mühe, seinem Einzug mit dem gebührenden Klang Unterstützung zu verleihen, während die übrigen Gäste, in bunte Farben gekleidet, unzählbare Fähnchen schwenkten.
Es wurde Feyd-Rautha in diesem Augenblick klar, daß all die Leute da oben viel lieber sein Blut als das des Sklaven-Gladiators auf diesem Grund würden fließen sehen. Natürlich gab es für ihn nicht den geringsten Zweifel am Ausgang des Kampfes. Aber dennoch ...
Er hob die beiden Klingen der Sonne entgegen und salutierte dann – ganz wie es die alten Bestimmungen verlangten – einmal in jede der drei Ecken der Arena. Dann schob er das vergiftete Messer in die Scheide zurück. Prüfend wog er die andere Klinge in der Hand. Sie war seine Geheimwaffe und würde dafür sorgen, daß aus diesem Sieg ein ganz besonderer werden würde: auch an ihr klebte Gift.
Einen Augenblick später war sein Schild justiert, und er verhielt sich still, bis er sicher war, daß alles stimmte.
Obwohl dieser Moment seine eigene Spannung besaß, entledigte sich Feyd-Rautha ihr mit einer lässigen Handbewegung. Er nickte seinen Helfern und Ablenkern zu und überprüfte ihre Ausrüstung mit einem abschätzenden Blick. Die Fesseln mit den glänzenden, scharfen Metallspitzen waren an ihrem Platz und ebenso die Widerhaken.
Feyd-Rautha gab den Musikern ein Signal.
Ein langsamer Marsch begann, wohlklingend in altertümlichem Glanz, und Feyd-Rautha führte sein Gefolge quer durch die Arena auf die Loge seines Onkels zu, an deren Fuß er anhielt, um ihm seine Ehrerbietung zu erweisen. Dann fing er den zeremoniellen Schlüssel auf.
Die Musik verstummte.
In der plötzlichen Stille machte Feyd-Rautha zwei Schritte zurück, hob den Schlüssel hoch und rief: »Ich widme diese Wahrheit ...« In einer kurzen Pause wurde ihm gewahr, daß sein Onkel jetzt sicher dachte: Der junge Narr wird eine Widmung für Lady Fenring aussprechen und damit einen Skandal heraufbeschwören!
»... meinem Onkel und Lehrmeister: Baron Wladimir Harkonnen!«
Und er war erfreut, seinen Onkel schluchzen zu sehen.
Die Musik setzte wieder ein. Sie spielte jetzt schneller, und Feyd-Rautha führte seine Männer zurück bis an die Prudenztür, die niemand durchqueren konnte, der nicht im Besitz des Identifikationsbandes war. Er war stolz darauf, die Tür noch nie benutzt zu haben. Ebensowenig setzte er äußerst selten Ablenker ein. Aber es war gut zu wissen, daß sie an einem Tag wie diesem für ihn bereitstanden. Manchmal erwuchsen aus speziellen Plänen spezielle Gefahren.
In der Arena wurde es jetzt wieder still.
Feyd-Rautha wandte sich um und musterte die große rote Tür ihm gegenüber. Aus ihr würde der Gladiator kommen.
Der Spezial-Gladiator.
Der Plan, den Thufir Hawat vorgeschlagen hatte, war simpel und direkt, erinnerte er sich. Der Sklave würde nicht unter Drogen stehen – und das war die Gefahr. Statt dessen hatte man ein Schlüsselwort in das Unterbewußtsein des Mannes hineingehämmert, das dazu führen würde, seine Muskeln zu einem gewissen Zeitpunkt zu lähmen. »Abschaum«, sagten die Lippen Feyd-Rauthas, ohne den geringsten Ton von sich zu geben. Für das Publikum würde alles so aussehen, als hätte man einen Sklaven deswegen nicht mit Drogen vollgepumpt, weil er den na-Baron töten
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