Dune 01: Der Wüstenplanet
nur einmal vor, man würde auf Arrakis spezielle Arbeitsbedingungen schaffen – indem man den Planeten als Gefängniswelt benutzt.«
»Sie erwarten einen Anstieg an Häftlingen?«
»Es hat Unruhen gegeben«, erklärte der Baron. »Ich habe die Leute hier ganz schön ausquetschen müssen, Fenring. Und außerdem wissen Sie, was ich der verdammten Gilde für den Transport unserer gemeinsamen Streitkräfte nach Arrakis zahlen mußte. Irgendwoher muß ich das Geld ja nehmen.«
»Ich nehme an, daß Sie nicht beabsichtigen, Arrakis ohne die Genehmigung des Imperators als Gefängnisplanet zu benutzen, Baron.«
»Natürlich nicht«, gab der Baron zurück. Die plötzliche Kälte in Fenrings Stimme entging ihm nicht.
»Kommen wir zu einer anderen Sache«, fuhr Fenring fort. »Wir haben herausgefunden, daß der Mentat von Herzog Leto, Thufir Hawat, nicht tot ist, sondern sich in Ihrem Gewahrsam befindet.«
»Ich brachte es einfach nicht über mich, einen Mann wie ihn zu verschwenden«, sagte der Baron.
»Sie haben, indem Sie behaupteten, Hawat sei tot, einen Kommandeur der Sardaukar angelogen.«
»Eine Notlüge, Graf. Ich hatte einfach nicht das Durchhaltevermögen, mich länger mit diesem Mann auseinanderzusetzen.«
»War Hawat der wirkliche Verräter?«
»Oh, um Himmels willen, nein! Es war dieser falsche Arzt.« Der Schweiß lief dem Baron jetzt in den Nacken, seine Haut juckte. »Sie müssen wissen, Fenring, daß ich ohne Mentat war. Aber das wissen Sie ja. Ich bin niemals ohne Mentat. Und damals war ich stark im Druck.«
»Wie haben Sie es geschafft, Hawat zur Zusammenarbeit zu bewegen?«
»Sein Herzog lebte nicht mehr.« Der Baron versuchte ein Lächeln. »Es gibt keinen Grund mehr, sich vor Hawat zu fürchten, mein Bester. Man hat seinen Körper mit einem latenten Gift durchsetzt. Seine Mahlzeiten enthalten regelmäßig ein Gegenmittel. Wenn er das nicht mehr erhält, ist er erledigt. Er würde nach ein paar Tagen sterben.«
»Entziehen Sie ihm das Gegengift«, sagte der Graf.
»Aber der Mann ist nützlich!«
»Mag sein, doch er weiß zu viele Dinge, die ein lebender Mann nicht wissen dürfte.«
»Sie haben selbst gesagt, daß der Imperator keinerlei Bloßstellungen zu fürchten braucht.«
»Halten Sie mich nicht für einen Narren, Baron!«
»Ich werde einem solchen Befehl erst dann gehorchen, wenn ich ihn schriftlich erhalte«, erwiderte der Baron störrisch. »Und zwar mit dem kaiserlichen Siegel. Ich bin nicht gewillt, Ihren Launen zu gehorchen.«
»Sie halten das für eine Laune?«
»Was sollte es sonst sein? Der Imperator, mein guter Fenring, hat auch mir gegenüber Verpflichtungen. Immerhin habe ich ihm diesen rebellischen Herzog vom Halse geschafft.«
»Mit Unterstützung einiger Sardaukar.«
»Wo hätte der Imperator ein Haus gefunden, das bereit gewesen wäre, seine Männer in andere Uniformen zu kleiden, damit es im dunkeln bleibt, wie weit seine Hand in dieser Sache steckt?«
»Er hat sich diese Frage schon selbst gestellt, Baron. Allerdings von einem anderen Standpunkt aus.«
Der Baron musterte Fenring eingehend. Ihm fiel auf, daß die Gesichtsmuskeln seines Gesprächspartners sich versteift hatten. Der Graf hielt sich unter vorsichtiger Kontrolle. »Ah«, knurrte der Baron. »Ich nehme an, der Imperator weiß genau, daß er gegen mich nicht so vorgehen kann wie gegen Leto.«
»Er hofft, daß es niemals dazu kommen muß.«
»Der Imperator kann doch nicht im Ernst glauben, daß ich ihn hintergehe!« Die Wut, die der Baron in seine Stimme legte, war nur gespielt, und innerlich dachte er: Das soll er mir nur in die Schuhe schieben! Ich wäre sogar in der Lage, mich auf den Thron zu werfen, mir auf die Brust zu trommeln und ihnen zu sagen, daß sie mich verkennen.
Die Stimme des Grafen klang trocken und beherrscht, als er sagte: »Der Imperator glaubt dem, was seine Sinne ihm sagen.«
»Und er würde es wagen, mich vor dem Konzil des Landsraads des Verrats zu bezichtigen?« Der Baron hielt den Atem an.
»Er wird es nicht nötig haben, irgend etwas zu wagen .«
Der Baron wirbelte im Schwerefeld seiner Suspensoren zur Seite, um seine Überraschung zu verbergen. Es könnte noch zu meinen Lebzeiten geschehen! dachte er. Imperator! Soll er es doch nur wagen! Mir könnte gar nichts Besseres passieren! Sie würden mir das Haus einrennen, denn nichts fürchten die anderen Familien mehr, als wenn der Imperator dazu übergeht, mit seinen Sardaukar gegen ein einzelnes Haus vorzugehen!
»Der
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