Dune 01: Der Wüstenplanet
vergiftet ist. Und das wußte nicht einmal Hawat selbst.
»Hai, Harkonnen!« rief der Sklave. »Bist du darauf vorbereitet, zu sterben?«
Tödliche Stille senkte sich über die Arena herab. Es war unmöglich, daß ein Sklave eine derartige Herausforderung aussprach!
Jetzt hatte Feyd-Rautha zum erstenmal Gelegenheit, seinem Gegner tiefer in die Augen zu blicken. Er sah kalte Grausamkeit, der Mann fürchtete sich nicht im geringsten. Und er bemerkte an der Art, wie der Mann dastand, daß er darauf vorbereitet war, den Sieg davonzutragen. Sicher hatte ihm die Flüsterpropaganda zugetragen, daß er eine reelle Chance hätte, den na-Baron zu töten. Nun gut, er würde damit fertigwerden müssen.
Ein leichtes Lächeln legte sich über Feyd-Rauthas Züge. Er hob die Pfeile. So wie der Sklave stand, konnte nichts schiefgehen.
»Hai! Hai!« forderte ihn der andere heraus und kam lauernd zwei Schritte näher.
Niemand auf der Galerie kann dies jetzt noch mißverstehen, dachte Feyd-Rautha.
Der Sklave hätte durch die Drogen teilweise kampfunfähig gemacht werden müssen, und jede seiner Bewegungen hätte ihm klarmachen sollen, daß es keine Hoffnung mehr für ihn gab, daß er nicht gewinnen konnte. Er hätte all die Geschichten kennen müssen, die besagten, daß der na-Baron bekannt für seinen Sadismus war und die Spitze des kleinen Messers zu vergiften pflegte. Der Mann hätte all dies wissen sollen, und das hätte ihn unsicher und ängstlich gemacht, aber er wußte offenbar nichts davon. Keine seiner Bewegungen deutete darauf hin, daß er sich wie ein chancenloses Opfer fühlte.
Feyd-Rautha hob die Pfeile und nickte.
Der Gladiator stürzte vor.
Seine Finten und Abwehrbewegungen waren so gut, wie Feyd-Rautha das noch nie gesehen hatte. Nur eine rasche Bewegung des Angegriffenen verhinderte, daß sich das Messer des Gladiators in sein Bein bohrte.
Feyd-Rautha tänzelte zur Seite, warf einen der Pfeile in den rechten Unterarm des Sklaven. Die Widerhaken würden dafür sorgen, daß er ihn nicht entfernen konnte, ohne wichtige Muskeln zu zerfetzen.
Ein einstimmiger Aufschrei brandete von den Rängen auf die Kämpfer nieder.
Der Klang versetzte Feyd-Rautha in gehobene Stimmung.
Er wußte jetzt genau, was sein Onkel, der da oben in seiner Loge zusammen mit den Fenrings, den Beobachtern des Kaiserlichen Hofes, saß, erlitt. Jetzt konnte der Kampf nicht mehr unterbrochen werden. Während der Anwesenheit von Zeugen mußten die Formen gewahrt werden. Und der Baron würde die Geschehnisse in der Arena nur als eine Verschwörung gegen sich selbst interpretieren.
Der Sklave zog sich zurück, klemmte das Messer zwischen die Zähne, berührte das Pfeilende mit dem Zeigefinger und bog ihn zurück, um ihn sofort wieder vorschnellen zu lassen. »Ich spüre deine Nadel nicht einmal!« rief er, drang erneut vor und schwang stoßbereit das Messer, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß niemand der ungeschützten Körperseite zu nahe kam.
Natürlich entging diese Bewegung den Zuschauern nicht. Von den Rängen kamen besorgte Schreie. Feyd-Rauthas Helfer erkundigten sich nervös, ob er sie benötige.
Er gab ihnen mit einer Handbewegung zu verstehen, daß sie sich in Richtung auf die Prudenztür zurückziehen sollten.
Ich werde ihnen eine Show liefern, dachte Feyd-Rautha, an die sie ihr Leben lang denken werden. Ich habe nicht vor, einen jener zahmen Kämpfe zu absolvieren, bei dem sie sich zurücklehnen und von Stil faseln können. Ich werde dafür sorgen, daß sie das Zittern lernen. Wenn ich erst der neue Baron bin, werden sie sich an diesen Tag erinnern. Und dann wird ihnen klar werden, wie zwecklos es ist, den Versuch zu wagen, mir zu entgehen.
Vorsichtig gab er ein wenig Boden preis. Wie eine Krabbe kam der Sklave auf ihn zu. Der Sand der Arena knirschte unter ihren Füßen. Feyd-Rautha hörte seinen Gegner keuchen. Schweißgeruch drang zu ihm herüber. Er witterte den schweren Geruch von Blut in der Luft.
Kampfbereit bog sich der na-Baron zurück, drehte den Körper nach rechts und bereitete seinen zweiten Pfeil vor. Der Sklave tänzelte zur Seite. Feyd-Rautha schien plötzlich zu stolpern, und die Zuschauer brüllten entsetzt auf.
Erneut sprang der Sklave vor.
Jetzt bejubeln sie mich, dachte Feyd-Rautha. Genau wie Hawat es gesagt hatte. Sie feierten ihn wie noch keinen Familienkämpfer zuvor. Und mit grimmiger Gewißheit erinnerte er sich an den Satz, den Hawat gesagt hatte: »Vor einem Mann, den man zum Gegner hat,
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