Dune 01: Der Wüstenplanet
kann man leichter Entsetzen empfinden, wenn man seine Stärke kennt.«
Rasch zog sich Feyd-Rautha in das Zentrum der Arena zurück. Er legte Wert darauf, daß man ihn von allen Seiten gut sehen konnte. Dann zog er das lange Messer aus der Scheide, duckte sich und wartete auf den Angriff.
Der Sklave ließ sich Zeit und spielte mit dem zweiten in seinem Arm steckenden Pfeil. Dann kam er näher.
Die Familie, dachte Feyd-Rautha, muß alles sehen können, was ich hier tue. Sie soll wissen, daß ich ihr Gegner bin. Und sie muß in Zukunft darauf gefaßt sein, daß ich mit ihr nicht anders umspringen werde als mit diesem Sklaven.
Er zog das kurze Messer.
»Ich fürchte dich nicht, Harkonnenschwein«, sagte der Gladiator. »Eure Folter kann einen toten Mann nicht schrecken. Bevor auch nur der erste deiner Helfer Hand an mich legt, kann ich schon von eigener Hand gefallen sein. Aber bevor es soweit kommt, wirst du bereits tot zu meinen Füßen liegen.«
Feyd-Rautha grinste und zeigte dem Mann die lange, vergiftete Klinge.
»Dann versuche es«, erwiderte er und machte mit dem kurzen Messer eine schnelle Finte.
Der Sklave hob seine Waffenhand, wehrte gleichzeitig Finte und Angriff ab, ohne sich sonderlich anzustrengen. Seine freie Hand flog auf das Messer zu, das nach alter Tradition allein vergiftet zu sein hatte.
»Du wirst sterben, Harkonnen«, keuchte der Gladiator.
Beide Männer bewegten sich während des Kampfes nach links über den Sand. Dort, wo Feyd-Rauthas Schild den Semischild des Sklaven berührte, stoben knisternd blaue Funken auf. Die Luft füllte sich um sie herum mit dem von beiden Schilden erzeugten Ozongeruch.
»Stirb an deinem eigenen Gift!« knurrte der Sklave.
Er drückte die weißbehandschuhte Hand Feyd-Rauthas nach innen und versuchte ihn so mit der eigenen Waffe zu treffen.
Das sollen sie sich einprägen, dachte Feyd-Rautha. Er ließ die lange Klinge durch die Luft zischen. Es klirrte, als sie von den im Arm seines Gegners steckenden Metallpfeilen abprallte.
Feyd-Rautha fühlte sich einen Moment lang verunsichert. Die Tatsache, daß die beiden Pfeile dem Mann eine zusätzliche Art Deckung verschafften, kam ihm erst jetzt in den Sinn. Und dann noch die unerwartete Stärke. Das Messer kam seinem Körper jetzt immer näher. Der Gedanke, daß ein Mann auch von einer unvergifteten Klinge getötet werden konnte, trug nicht zur Hebung von Feyd-Rauthas Stimmung bei.
»Abschaum!« röchelte er in Panik.
Er hatte das Schlüsselwort kaum ausgesprochen, als sich die Muskeln des Angreifers prompt versteiften. Es war genug für Feyd-Rautha. Er sprang zurück, gerade so weit, wie es nötig war, um genügend Spielraum für das lange Messer zu erhalten, und stieß zu. Die vergiftete Spitze ratschte über die Brust des Mannes und brachte ihm eine blutige Wunde bei. Das Gift mußte sofort wirken. Der Sklave verlor die Kontrolle über seinen Körper und taumelte zurück.
Und jetzt, dachte Feyd-Rautha, soll meine geliebte Familie zusehen. Sie soll darüber nachdenken, wieso der Sklave überhaupt die Möglichkeit hatte, meine eigene Waffe gegen mich zu wenden. Sie soll sich fragen, unter welchen Umständen es möglich war, daß ein Sklave in die Arena kam, ohne von vornherein dem Tod ausgeliefert zu sein. Und außerdem sollen sie sich bewußt werden, daß es unmöglich ist, vorauszusagen, in welcher Hand ich jeweils das Gift bereithalte.
Schweigend blieb Feyd-Rautha stehen. Aufmerksam beobachtete er die schwachen Bewegungen des Sklaven. Der Mann bewegte sich mit einer Mischung aus Verzögerung und Vorsicht. Und dennoch stand in seinem Gesicht ein Satz geschrieben, den jedermann verstehen mußte.
Er war dem Tod ausgeliefert. Der Sklave wußte das auch und offensichtlich war er sich auch darüber im klaren, wie es geschehen war und daß er seine Aufmerksamkeit der falschen Klinge geschenkt hatte.
»Du feiges Schwein!« stöhnte der Sterbende.
Feyd-Rautha trat zurück, um seinem Todeskampf mehr Raum zu lassen. Die lähmende Droge hätte eigentlich schon zur vollen Entfaltung kommen müssen, und die Bewegungen seines Gegners sagten ihm, daß es gleich soweit sein mußte.
Der Sklave taumelte nach vorn, als ziehe man ihn mit einem Seil voran. Jeder Schritt eine Ziehbewegung. Und jeder Schritt war ein Schritt bei der Durchquerung seines eigenen Universums. Der Mann hielt immer noch sein Messer umklammert, aber dessen Spitze zuckte haltlos hin und her.
»Eines Tages ... wird einer von uns ... dich zu fassen
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