Dune 01: Der Wüstenplanet
Fundstelle aus, Sir«, meldete er. »Sollen wir sie uns unter den Nagel reißen?«
»Lassen Sie die Fabrik am Rand der Felsen stehen«, ordnete Gurney an. »Ich werde mit meinen Männern aussteigen und die Felsen im Auge behalten. Sie können das Gewürz dann von Ihrem Standort aus abbauen.«
»Aye.«
»Und falls es Schwierigkeiten gibt«, fuhr Gurney fort, »bringen Sie die Fabrik in Sicherheit. Wir werden dann in die Thopter klettern.«
Der Fabrikkommandant salutierte. »Aye, Sir.« Sein Kopf verschwand wieder.
Erneut suchte Gurney den Horizont ab. Er durfte die Möglichkeit, daß sich hier Fremen aufhielten, nicht ausschließen. Hauptsächlich machte er sich Sorgen über ihre Unberechenbarkeit. Natürlich gab es noch andere Dinge, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen, aber wenn er das hier heil überstand, winkte ihm zumindest eine anständige Belohnung. Wenn er doch nur die Möglichkeit hätte, die Scouts hoch genug hinaufzuschicken! Auch die fehlende Funkmöglichkeit trug nicht dazu bei, ihn zu beruhigen.
Die Maschine, die die Fabrik trug, glitt nun tiefer und machte Anstalten, ihre Fracht auf dem Boden abzusetzen. Die Fabrik setzte sanft auf. Gurney öffnete die Kuppel und die Verschlüsse der Sicherheitsgurte. Kaum hatte die Erntefabrik aufgesetzt, da war er auch schon draußen, warf die Kuppel hinter sich zu und stieg auf die Kettenabdeckung. Von dort aus schwang er sich auf den Boden hinab. Augenblicklich tauchten die fünf Männer seiner Leibgarde hinter ihm auf. Einige andere Männer lösten die Verbindungen zur Flugmaschine, die sofort etwas höher stieg und die Fabrik langsam zu umkreisen begann. Der Ernter glitt sofort auf seinen Raupenketten voran und näherte sich dem dunklen Fleck im Sand.
Ein Thopter senkte sich zu ihnen herab, dann zwei weitere. Offenbar wollten die Piloten nur sehen, ob alles ordnungsgemäß verlaufen war, denn gleich darauf begannen die Maschinen wieder aufzusteigen.
Gurney reckte und streckte sich in seinem Destillanzug und schob den Gesichtsschleier zur Seite. Auch wenn er dabei nur unnötig Körperflüssigkeit verlor – es war notwendig für den Fall, daß er einige Befehle schreien mußte. Er kletterte in die Felsen hinein und begann das Terrain zu sondieren. Unter seinen Füßen knirschten Steine, und über allem lag der Duft des Gewürzes.
Ein guter Platz für den Verteidigungsfall, dachte er. Ich sollte noch ein paar Leute hier zusammenziehen.
Er warf einen Blick zurück und stellte fest, daß seine Leute ihm in ausgeschwärmter Formation folgten. Es waren gute Männer, auch diejenigen, die noch nicht lange genug bei ihm waren, um sie einem Test zu unterziehen. Wirklich gute Männer, es war unnötig, ihnen ständig zu sagen, wie sie sich verhalten sollten. Und keiner von ihnen trug einen Schild. Auch war es beruhigend zu wissen, daß unter seinen Männern kein Feigling war; jemand, der heimlich einen Schild trug und damit das Risiko einging, daß ein Wurm davon angezogen wurde und plötzlich auftauchte, während sie sich über das Gewürzlager hermachten.
Von seinem jetzigen Standpunkt aus konnte Gurney das dunkle Feld in einer Entfernung von einem halben Kilometer ausmachen. Die Erntefabrik bewegte sich im Schatten der Felsen genau darauf zu. Er sah nach oben. Die Maschinen flogen richtig, keine von ihnen war zu hoch. Während er weiterkletterte, nickte er befriedigt.
In diesem Augenblick schienen die Felsen vor ihm zu explodieren. Zwölf donnernde Feuerstrahlen schossen schräg von unten auf die Thopter und den Carryall zu. Von der Erntefabrik her kam das Geräusch zerreißenden Metalls, und dann waren die Felsen um Gurney herum voller vermummter Kämpfer.
Er hatte gerade noch die Zeit zu denken: Bei den Hörnern der Großen Mutter! Raketen! Sie wagen es, Raketen einzusetzen!
Dann stand er auch schon einem vermummten Krieger gegenüber, der sich ihm, ein Crysmesser in der Hand, langsam näherte. Rechts und links von ihm, etwas erhöht auf den Felsen, standen abwartend zwei weitere Männer. Obwohl Gurney lediglich die Augen seines Gegners zu sehen bekam, erweckte die Art und Weise der Bewegungen dieses Mannes in ihm den Eindruck, daß er einem trainierten Kämpfer gegenüberstand. Blaue Augen musterten ihn.
Gurney griff nach dem eigenen Messer und ließ dabei die Kampfhand des Fremen keine Sekunde aus den Augen. Wenn die Fremen in der Lage waren, Raketen einzusetzen, mochten sie auch über Projektilwaffen verfügen. Der Moment erforderte größte
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