Dune 01: Der Wüstenplanet
Gegner dar. Fordere ihn jetzt heraus ... Du weißt schon, wie du es machen mußt. Und bringe ihn um.
Langsam bewegte Fenring den Kopf und sah Paul an.
»Tu es!« zischte der Imperator.
Mit dem Blick der Bene Gesserit, den seine Frau ihn gelehrt hatte, beobachtete Graf Fenring Paul. Die Geheimnisse und die verborgene Größe, die diesen jungen Mann umgaben, blieben ihm nicht verborgen.
Ich könnte ihn umbringen, dachte er und zweifelte nicht daran, daß er dazu körperlich in der Lage war.
Aber irgend etwas in ihm hinderte ihn daran, den Befehl des Herrschers auszuführen.
Und Paul, der die augenblicklich herrschende Spannung zwischen den beiden Männern fühlte, verstand plötzlich, warum der Graf bisher nie in einer seiner Visionen aufgetaucht war. Fenring war einer jener Leute, die beinahe alle Anforderungen der Bene Gesserit erfüllten; ein Fast-Kwisatz-Haderach, der an einem Fehler seiner manipulierten Erbmasse litt, ein genetischer Eunuch. Er empfand so etwas wie Mitleid für diesen Mann, eine tiefe Verbundenheit, wie zu einem Bruder, den das Schicksal daran hinderte, seine Stelle einzunehmen.
Fenring, der Pauls Gefühle aufnahm, sagte plötzlich: »Majestät, ich muß diesen Auftrag ablehnen.«
Heiße Wut überkam Shaddam IV. Er machte durch die Menge zwei Schritte auf Fenring zu und versetzte ihm einen Faustschlag.
Der Graf lief dunkelrot an, musterte seinen Herrscher emotionslos und erwiderte: »Wir sind bisher Freunde gewesen, Majestät. Was ich jetzt tue, steht jenseits dessen, was man unter einer Freundschaft versteht. Ich will vergessen, daß Sie mich geschlagen haben.«
Paul räusperte sich und sagte: »Lassen sie uns nun vom Thron reden, Majestät.«
Der Imperator wirbelte herum und starrte ihn an. »Der Thron gehört mir!« brüllte er.
»Ihr Thron wird in Zukunft auf Salusa Secundus stehen«, entgegnete Paul.
»Ich habe die Waffen niedergelegt und Ihrem Wort vertraut«, schrie der Herrscher. »Und Sie wagen es, mich ...«
»Ihre Person ist in meiner Gegenwart sicher«, sagte Paul. »Das hat ein Atreides Ihnen versprochen. Muad'dib hingegen wird Sie auf Ihren Gefängnisplaneten schicken. Sie haben dennoch keinen Grund zur Furcht, Majestät. Ich werde dafür Sorge tragen, daß aus dieser unwirtlichen Welt ein Paradies gemacht wird.«
Der Imperator schien jetzt zu verstehen. Er starrte Paul funkelnd an und schnarrte: »Jetzt sehen wir, was Sie wirklich beabsichtigen.«
»Gut beobachtet«, sagte Paul.
»Und was wird aus Arrakis?« fragte der Imperator. »Wollen Sie auch aus dieser Wüste einen blühenden Garten machen?«
»Die Fremen haben das Wort des Muad'dib«, erklärte Paul. »Es wird auf dieser Welt Wasser fließen. Es wird grüne Oasen geben und alles, was der Bevölkerung Nutzen bringen kann. Aber wir müssen auch an das Gewürz denken. Deswegen wird es auch weiterhin Wüsten auf dieser Welt geben ... und heftige Stürme und alles, was man braucht, um kräftige Männer heranzuziehen. Wir Fremen haben ein Sprichwort: ›Gott erschuf Arrakis, um die Menschen auf die Probe zu stellen.‹ Und gegen das Wort Gottes darf man sich nicht versündigen.«
Die alte Wahrsagerin, die in Pauls Worten den heraufziehenden Djihad erkannte, murmelte erschreckt: »Sie können dieses Volk nicht auf das Universum loslassen!«
»Ich hoffe, Sie erinnern sich noch an die zärtliche Art der Sardaukar!« zischte Paul wütend.
»Das dürfen Sie nicht«, flüsterte die Alte erneut.
»Sie sind eine Wahrsagerin«, meinte Paul. »Achten Sie also auf das, was Sie sagen.« Er schaute die Prinzessin an und wandte sich dem Imperator zu. »Uns verbleibt nicht mehr viel Zeit, Majestät.«
Der Herrscher musterte unentschlossen seine Tochter. Prinzessin Irulan legte eine Hand auf seinen Arm und sagte mit weicher Stimme: »Ich wurde darauf vorbereitet, Vater.«
Der Imperator holte tief Luft.
»Sie können sich nicht dagegen wehren«, redete ihm die alte Wahrsagerin zu.
»Wer wird für Sie verhandeln, Verwandter?« fragte der Herrscher schließlich und reckte seine hochgewachsene Gestalt.
Paul drehte sich um und sah seine Mutter, die mit schwermütigem Blick neben Chani hinter einer Reihe Fedaykin bereitstand. Er ging zu ihnen hinüber, blieb stehen und schaute Chani an.
»Ich kenne die Gründe«, flüsterte Chani. »Wenn es denn sein muß ... Usul.«
Ihr Kummer, der sich deutlich in ihrer Stimme manifestierte, blieb Paul nicht verborgen. Sanft streichelte er ihre Wange. »Meine Sihaya braucht sich niemals zu
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