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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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ihrer Sonne angetrieben und in Gang gehalten wurde. Was Arrakis brauchte, war eine Umformung, die den Bedürfnissen der auf ihm lebenden Menschen entgegenkam: den Fremen. Für Kynes war Arrakis die große Herausforderung, und die Fremen stellten für ihn den Veränderungsfaktor Nummer eins dar. Sie waren für ihn eine ökologische und geologische Kraft unbegrenzten Potentials.
    In vielen Dingen war Kynes ein einfach und direkt vorgehender Mann. Wie konnte er am besten den Grenzen, die die Harkonnens ihm setzten, entfliehen? Ganz einfach. Man brauchte nur eine Frau der Fremen zu ehelichen. Schenkte sie ihm einen Sohn, konnte er diesem – und den anderen Kindern dieser Verbindung – die ökologischen Tatsachen nahebringen. Dazu war es erforderlich, eine neue Symbolsprache zu schaffen, die das Bewußtsein der neuen Generation befähigte, nach und nach die gesamte Landschaft und die jahreszeitlich bedingten Begrenzungen des Systems zu manipulieren. Im Endeffekt würde das dazu führen, richtungsweisende Ideen sowie das neue Wissen in der Bevölkerung von Arrakis zu verankern und ihm so zum Durchbruch zu verhelfen.
    »Auf jeder für Menschen geeigneten Welt«, pflegte Kynes zu sagen, »existiert eine Ausgewogenheit von Schönheit und Bewegung. Ein dynamischer Stabilisierungseffekt, der jedem Leben an sich zugrunde liegt und dessen Funktion darin besteht, die Aufrechterhaltung und Neukonstituierung weiterer Lebensformen zu gewährleisten. Die neuen Lebensformen veredeln die in sich geschlossene Kapazität des bisherigen Systems und erweitern es. Leben – in jeglicher Form – finden wir überall. Die Zuführung notwendiger Nährstoffe ruft eine Erweiterung dieser Stoffe von innen hervor, was wiederum die Anzahl der Lebensformen erhöht. Die gesamte Landschaft wird nach und nach zum Leben erwachen und angefüllt von aufeinander aufbauenden und sich ergänzenden Lebenssystemen.«
    So lautete Pardot Kynes erste Vorlesung vor interessierten Zuhörern eines überbevölkerten Sietch.
    Allerdings hatte er bereits vorher die Fremen von der Ernsthaftigkeit seiner Ansichten überzeugen müssen. Um zu verstehen, wie es dazu kam, sollte man anhand eines Beispiels die Einfachheit seiner Anschauungen verdeutlichen und den Beweis der geistigen Unschuld, mit der er zu Werke ging.
    Eines Tages, an einem heißen Nachmittag, befand Kynes sich auf einer Erkundungsreise durch die Wüste. Er fuhr einen Ein-Mann-Wagen. Dabei wurde er zum Zeugen einer gemeinen und menschenunwürdigen Tat: sechs Schläger, die im Solde der Harkonnens standen – ausgerüstet mit Schildgurten und bis an die Zähne bewaffnet –, hatten in der offenen Wüste, gleich hinter dem Schildwall und in der Nähe des Dorfes Windsack, drei jugendliche Fremen überrascht. Kynes nahm zuerst an, es handele sich um ein harmloses Geplänkel, eine gewöhnliche Rauferei, wie sie gelegentlich vorkam, aber dann stellte er fest, daß die Söldner es darauf anlegten, die Fremen zu töten. Einer der jungen Männer lag bereits blutend am Boden, aber auch zwei der Harkonnens hatte es erwischt. Noch immer standen vier bewaffnete, erwachsene Männer zwei Frischlingen gegenüber.
    Kynes war keinesfalls ein Draufgänger, im Gegenteil: er galt als beherrscht und vorsichtig. Was er jedoch sah, war, daß die Harkonnen-Schläger beabsichtigten, die Fremen, jene Werkzeuge, mit denen er vorhatte, das Angesicht des Planeten zu verändern, umzubringen.
    Also aktivierte er seinen eigenen Schild, warf sich zwischen die Kämpfenden und erledigte zwei der Angreifer, ehe sie überhaupt bemerkt hatten, daß er herangekommen war. Er wich dem Schwerthieb des dritten aus, tötete auch ihn und überließ den letzten Mann den beiden Jugendlichen, während seine Aufmerksamkeit schon wieder den Gestrauchelten galt. Es gelang ihm, einen der Angreifer zu retten, während sich die Fremen den sechsten Mann vornahmen.
    Die Jugendlichen waren so verdattert, daß sie kaum wußten, wie sie sich verhalten sollten. Erwachsene Fremen hätten – zwar mit einem Achselzucken, aber immerhin – Kynes zweifellos an Ort und Stelle gleich mit umgebracht. Doch die Fremen, die ihm jetzt gegenüberstanden, waren unerfahrene Kinder, und alles, was sie aus der Situation zu erkennen vermochten, war, daß sie von nun an einem Bediensteten des Imperators verpflichtet waren.
    Zwei Tage später betrat Kynes einen Sietch, der auf einen Windpaß hinausführte. Für ihn war das, was er getan hatte, nichts Besonderes. Er unterhielt sich mit

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