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Dune 01: Der Wüstenplanet

Dune 01: Der Wüstenplanet

Titel: Dune 01: Der Wüstenplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Herbert
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in der Motivation gibt, auch wenn die Schulen differieren oder sogar entgegengesetzte Ziele verfolgen. Zuerst werden Sie erfahren, wie man diese Elemente zwecks Analyse zu trennen hat. Anfangs dadurch, daß man Verhaltensmuster während eines Verhörs entwickelt, die die innere Orientierung des Fragers verwirren; dann, indem Sie mit Hilfe der Analyse das Sprech- und Denkverhalten ihres Gegners lokalisieren und daraus Nutzen ziehen. Es wird Ihnen schließlich nicht mehr schwerfallen, aus dem Sprachduktus und der Stimmlage Ihres Gegenübers einen Extrakt zu ziehen.«
    Jetzt, wo sie mit ihrem Sohn, ihrem Herzog und den Gästen an einem Tisch saß, spürte Jessica die frostige Kälte der Wirklichkeit. Die Stimme des Bankvertreters sagte ihr klar: Der Mann war ein Harkonnen-Agent. Sein Sprachmuster entsprach dem von Giedi Primus. Auch wenn er sich alle Mühe gab, es zu verschleiern. Es war dem Spion unmöglich, sich vor Jessicas geistiger Wachsamkeit zu verbergen.
    Bedeutet das, daß die Gilde sich nun auch gegen das Haus Atreides gestellt hat? fragte sie sich. Der Gedanke schockierte sie, so daß sie die plötzliche Gefühlsaufwallung dadurch zu unterbinden versuchte, indem sie einen neuen Gang verlangte. Keine Sekunde gestattete sie es sich, wegzuhören. Ihre ganze Konzentration gehörte diesem Mann, der sich alle Mühe gab, seine wirklichen Ziele hinter harmlosem Geplauder zu verbergen. Er wird versuchen, die Konversation auf irgend etwas Unverfängliches zu bringen, sagte sie sich. Das entspricht genau seinem Verhaltensmuster.
    Der Bankmann schluckte, trank einen Schluck Wein und lächelte einer Dame zu, die etwas zu ihm gesagt hatte. Einen Moment lang schien er einem anderen Gast zu lauschen, der vom unteren Ende der Tafel aus dem Herzog gerade erklärte, daß die einheimischen Pflanzen von Arrakis in der Regel dornenlos seien.
    »Es macht mir Spaß, die Flüge arrakisischer Vögel zu beobachten«, sagte er plötzlich Jessica zugewandt. »Sie sind ausnahmslos Aasfresser, und da sie weitgehend ohne Wasser existieren, trinken sie Blut.«
    Die Tochter des Fabrikanten, die am anderen Ende des Tisches zwischen Paul und seinem Vater saß, verzog ihr hübsches Gesicht zu einer Grimasse und sagte: »Oh, Soo-Soo, Sie schießen mal wieder jeden Vogel ab.«
    Der Bankmann lächelte. »Sie nennen mich hier Soo-Soo, weil ich die Funktion des Beraters der Gewerkschaft der Wasserverkäufer ausübe.« Als Jessica ihn ohne Erwiderung ansah, fügte er hinzu: »Wegen des Rufes, den sie ausstoßen, wenn sie Wasser zum Verkauf anbieten, wissen Sie? Soo-Soo-Sook! « Er imitierte diesen Ausruf mit einer solchen Echtheit, daß am gesamten Tisch lautes Gelächter ausbrach.
    Jessica hörte nicht nur den prahlerisch klingenden Ausruf; ihr war in der gleichen Sekunde aufgefallen, daß die junge Dame dem Bankmann ein Stichwort geliefert hatte. Mit ihrer Bemerkung hatte sie die Möglichkeit provoziert, ihn das sagen zu lassen, was er sagen wollte und gesagt hatte. Sie warf einen Blick auf Lingar Bewt. Der Wassermagnat wirkte finster und konzentrierte sich ganz auf sein Essen. Und Jessica fiel ein, daß der Vertreter der Gildenbank irgendwann gesagt hatte: »Und ich kontrolliere auch den wichtigsten Machtfaktor auf Arrakis: das Wasser.«
    Paul, dem es ebenfalls nicht verborgen geblieben war, daß seine Tischnachbarin sich mit falschen Untertönen artikulierte, stellte fest, daß seine Mutter der Konversation in einer Weise beiwohnte, die nur bedeuten konnte, daß sie die Bene-Gesserit-Kräfte eingesetzt hatte. Einem plötzlichen Impuls folgend, entschloß er sich, dem Spiel ein Ende zu machen. Er wandte sich an den Vertreter der Gildenbank und fragte: »Bedeutet das, daß diese Vögel Kannibalen sind, Sir?«
    »Das ist eine überflüssige Frage, junger Herr«, erwiderte der Mann. »Ich sagte nur, daß die Vögel Blut trinken. Und das muß nicht unbedingt beinhalten, daß es das Blut ihrer eigenen Art ist, oder?«
    »Es war keine überflüssige Frage«, sagte Paul, während Jessica in seinem Tonfall eine Intensität bemerkte, die sich nur auf sein Bene-Gesserit-Training zurückführen ließ. »Meistens wissen gebildete Menschen, daß die schlimmste potentielle Konkurrenz für jeden jungen Organismus aus ihren eigenen Reihen kommen kann.« Nachdenklich senkte er seine Gabel auf den Teller seiner Nachbarin, spießte etwas auf und aß es. »Sie essen aus der gleichen Schale. Sie haben die gleichen Grundbedürfnisse.«
    Der Bankmann erstarrte und warf

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