Dune 01: Der Wüstenplanet
überlegte.
»Gibt es hier genügend Wasser?« wiederholte der Herzog.
»Es ... könnte sein«, erwiderte Kynes.
Er ist sich unserer noch nicht sicher! dachte Jessica.
Pauls Unterbewußtsein registrierte, was mit Kynes los war. Es kostete ihn einiges, seine Überraschung zu verbergen. Es gibt genug Wasser! Aber Kynes wünscht nicht, daß es allgemein bekannt wird.
»Unser Planetologe«, sagte Bewt, »hat viele interessante Träume. Und das hat er mit den Fremen gemeinsam, auch sie träumen von Prophezeiungen und einem Messias.«
Kichern erklang am gesamten Tisch. Jessica merkte sich die Gesichter der Lachenden: der Schmuggler, die Tochter des Destillanzugfabrikanten, Duncan Idaho und die Frau, die jenen mysteriösen Bewachungsdienst unterhielt.
Es ist eine Menge gefühlsmäßiger Spannungen heute abend hier versammelt, dachte sie. Und es geht zuviel vor, als daß ich mich auf alles konzentrieren könnte. Ich werde einige neue Informationsquellen auftun müssen.
Der Blick des Herzogs wanderte von Kynes über Bewt zu Jessica. Er fühlte sich ausgelaugt, auch wenn ihn noch vor wenigen Minuten ein Gefühl der Vitalität gestreift hatte. »Es könnte sein«, murmelte er.
Schnell sagte Kynes: »Vielleicht sollten wir dieses Thema ein anderes Mal diskutieren, Mylord. Es gibt so viele ...«
Er stockte, als ein Uniformierter durch die Bedienstetentür in den Speisesaal trat, von der Wache vorbeigelassen wurde und eilig auf Leto zuging. Er beugte sich zu seinem Herzog hinab und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
Jessica, die an der Mütze des Mannes das Abzeichen von Hawats Truppen erkannte, bemühte sich, ein deprimiertes Gefühl niederzukämpfen, und wandte sich der Begleiterin des Destillanzugfabrikanten zu, einer zarten, dunkelhaarigen Frau mit einem Puppengesicht.
»Aber Sie haben ja kaum etwas gegessen, meine Liebe. Soll ich Ihnen etwas anderes bestellen?«
Bevor die Frau antwortete, sah sie zuerst den Fabrikanten an.
»Ich bin nicht besonders hungrig«, erwiderte sie dann.
Der Herzog stand mit ziemlicher Abruptheit auf, stellte sich neben den Soldaten und sagte in einem barschen Kommandoton: »Behalten Sie Platz. Sie werden mich entschuldigen müssen, aber es ist etwas geschehen, das meine persönliche Anwesenheit leider unabdingbar macht.« Er trat einen Schritt zur Seite. »Paul, würdest du bitte inzwischen meine Vertretung als Gastgeber übernehmen?«
Paul stand bereits. Er hatte eigentlich vorgehabt, seinen Vater nach dem Grund dieser ungewöhnlichen Unterbrechung zu fragen, sah jedoch ein, daß dies taktisch unklug war. Also ging er auf den Stuhl des Herzogs zu und nahm darauf Platz.
Leto wandte sich dem Alkoven zu, in dem Halleck noch immer saß und sagte: »Gurney, übernimm du bitte Pauls Platz an der Tafel. Wir sollten ungerade Zahlen vermeiden. Nach Beendigung des Dinners bringst du Paul zum Kontrollturm hinaus. Warte auf meinen Anruf.«
Halleck tauchte in seiner Paradeuniform aus dem Alkoven auf. In seiner ganzen Häßlichkeit erschien er in dieser glitzernden Gesellschaft wie der geborene Außenseiter. Er lehnte sein Baliset gegen die Wand, marschierte auf Pauls leeren Stuhl zu und setzte sich.
»Es gibt keinen Grund dafür, beunruhigt zu sein«, erklärte der Herzog den Gästen, »aber ich muß Sie alle bitten, das Haus nicht eher zu verlassen, bis die Wache ihr Einverständnis dazu gegeben hat. Solange Sie sich hier aufhalten, wird Ihnen nichts geschehen. Wir werden diese Sache ohne Zweifel in sehr kurzer Zeit aus der Welt geschafft haben.«
Paul registrierte die Codeworte, die sein Vater benutzt hatte: Wache – Einverständnis – Sache. Das Problem betraf also die Sicherheit, nicht unbedingt Gewalt. Er stellte fest, daß seine Mutter zum gleichen Ergebnis gekommen war. Beide entspannten sie sich.
Der Herzog nickte allen Anwesenden noch einmal kurz zu und ging dann durch die Personaltür hinaus, gefolgt von dem Mann, der ihn benachrichtigt hatte.
Paul sagte: »Bitte lassen Sie sich nicht in Ihrem Dinner unterbrechen. Ich glaube, Dr. Kynes war gerade dabei, einiges über das Wasser zu sagen.«
»Können wir das nicht ein andermal besprechen?« fragte Kynes.
»Na schön«, gab Paul zurück.
Es erfüllte Jessica mit Stolz, wie leger Paul die auch für ihn neue Situation zu meistern verstand.
Der Bankmann hob seine Wasserflasche und deutete mit ihr in die Richtung Bewts. »Niemand von uns ist in der Lage, die blumenreichen Phrasen des Herrn Lingar Bewt zu übertreffen. Man könnte
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