Dune 01: Der Wüstenplanet
habe ich hier auf diesem Teller? Es schmeckt vorzüglich!«
»Wildkaninchenzunge in Spezialsauce«, erklärte sie ihm. »Ein sehr altes Rezept.«
»Ich muß es haben«, meinte der Fabrikant.
Jessica nickte. »Ich werde dafür sorgen, daß Sie es bekommen.«
Kynes sah sie an und meinte: »Jeder Neuankömmling auf Arrakis unterschätzt im allgemeinen die Wichtigkeit des Wassers. Man geht in der Regel davon aus, daß man nur ein Minimum hat.«
Sie hörte die prüfende Absicht hinter seinen Worten und erwiderte: »Wachstum ist begrenzt von der Notwendigkeit, die gegenwärtig die Gesamtsumme ergibt. Und – natürlich kontrolliert letztlich die Umwelt die Wachstumsrate.«
»Es kommt selten vor, daß man Mitglieder eines Hohen Hauses kennenlernt, die sich derart Gedanken über planetologische Probleme machen«, sagte Kynes. »Das Wasser ist das lebenswichtigste Element auf diesem Planeten. Und man sollte nie außer acht lassen, daß das Wachstum selbst dazu führen kann, die Lebensqualität herabzusetzen, wenn es nicht in vernünftiger Weise gelenkt wird.«
Jessica vermutete eine geheime Botschaft hinter Kynes' Worten, aber sie wurde ihr noch nicht recht klar. »Wachstum«, entgegnete sie. »Meinen Sie damit, daß Arrakis fähig wäre, einen Zyklus zu finden, der dem Planeten und seinen Bewohnern ein Leben unter besseren Bedingungen garantiert?«
»Unmöglich!« brüllte der Wassermagnat.
Jessica sah Bewt an. »Unmöglich?«
»Jedenfalls auf Arrakis«, erwiderte der Mann. »Verschwenden Sie Ihre Aufmerksamkeit nicht an diesen Träumer. Alle bisherigen Laborergebnisse haben gegen ihn gesprochen.«
Kynes musterte Bewt, und im gleichen Moment wurde Jessica bewußt, daß die allgemeine Konversation durch diesen zweiten Zwischenfall erneut ins Stocken geraten war.
»Die Laborergebnisse«, sagte Kynes, »machen uns einer ganz simplen Tatsache gegenüber blind. Und diese Tatsache lautet: Wir unterhalten uns hier über Dinge, die sich draußen befinden, dort, wo die Pflanzen und Tiere in einer normalen Weise existieren.«
»Normal!« schnaubte Bewt. »Auf Arrakis ist überhaupt nichts normal!«
»Ganz im Gegenteil«, widersprach Kynes. »Man könnte ohne weiteres eine Harmonie mit der Natur eingehen, wenn man die Möglichkeiten zu einem sich selbst weiterentwickelnden ökologischen Programm hätte. Und alles, was man dazu braucht, ist die Erkenntnis der Grenzen, die uns der Planet setzt, und der Druck, der auf ihm lastet.«
»Dazu wird es niemals kommen«, erwiderte Bewt.
Der Herzog gelangte zu einer plötzlichen Erkenntnis, die er auf das veränderte Verhalten zurückführte, das Kynes an den Tag gelegt hatte, als Jessica über die Treibhauspflanzen sprach.
»Wie würde ein solches, sich selbst weiterentwickelndes Programm aussehen, Dr. Kynes?« fragte er.
»Wenn wir nur drei Prozent der Grünpflanzen von Arrakis zu Kohlenstoff verarbeiten könnten und als Nahrungsbeimischung verwenden, haben wir bereits angefangen, ein zyklisches System in Betrieb zu nehmen«, erwiderte Kynes.
»Und dabei ist Wasser das primäre Problem?« fragte der Herzog. Er spürte Kynes' Überraschung, im gleichen Moment aber auch seine eigene Spannung.
»Es ist in der Tat das Wasser, das unser Problem überschattet«, gab Kynes zu. »Die Atmosphäre dieses Planeten verfügt über einen reichen Sauerstoffanteil, allerdings nicht über die sonst üblichen Begleitumstände, die auf Sauerstoffwelten die Regel sind. Weitverbreitetes pflanzliches Leben und unerschöpfliche Vorräte an freien Kohlenstoffverbindungen, die im allgemeinen durch Vulkane freigesetzt werden. Es gibt ungewöhnlich viele chemische Unstimmigkeiten auf den Oberflächengebieten von Arrakis.«
»Aber Sie haben schon einige Versuchsprojekte in Angriff genommen?«
»Wir hatten ziemlich lange Zeit, um den Tansley-Effekt aufzubauen«, erwiderte Kynes. »Das waren kleine Experimente auf einer eher amateurhaften Basis, aus denen ich aber einige wesentliche Erkenntnisse gezogen habe.«
»Es gibt nicht genug Wasser«, fiel Bewt erneut ein. »Es ist einfach nicht genug da.«
»Herr Bewt ist ein Wasserexperte«, meinte Kynes lächelnd und wandte sich wieder seinem Essen zu.
Der Herzog gestikulierte wild mit der rechten Hand und rief: »Nein! Ich will eine Antwort von Ihnen! Gibt es hier genügend Wasser oder nicht, Dr. Kynes?«
Kynes starrte auf seinen Teller.
Jessica verfolgte die Emotionen des Mannes auf seinem Gesicht. Er verstellt sich gut, dachte sie und fühlte, wie er
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